Auf der Jagd nach lebensfreundlichen Planeten

Was ist Leben? Wie entstand es auf der Erde und hat es sich anderswo im Universum entwickelt? Diese Fragen greifen Forschende am Samstag, 5. September, an einem grossen öffentlichen Anlass des Berner Center for Space and Habitability zum Thema lebensfreundliche Planeten auf. Workshops und ein Quiz runden das Angebot des Aktionstages für die ganze Familie ab.

Von Sylviane Blum, CSH 31. August 2015

Kürzlich machte in den Medien die Behauptung die Runde, Komet Churyumov-Gerasimenko enthalte Leben. «Dies stimmt sicherlich nicht», versichert Kathrin Altwegg, Astrophysikerin am Physikalischen Institut der Universität Bern und Direktorin des Center for Space and Habitability (CSH). «Aber chemische Bausteine, aus denen sich das erste Leben auf der Erde entstanden sein könnte, haben die Berner ROSINA-Instrumente diesen Sommer tatsächlich identifiziert, als sie an Bord der Sonde Rosetta den Kometen umkreisten.» Mehr zu den neuen Erkenntnissen über den derzeit stark Gas und Staub ausströmenden Komet wird Altwegg am Samstag, 5. September, am öffentlichen Anlass «Jagd nach lebensfreundlichen Planeten» im Gebäude der Exakten Wissenschaften erzählen.

Passend zum Thema dürfen Kinder – und Erwachsene – an einem der Workshops mit etwas Geschick und Trockeneis einen dampfenden Mini-Kometen zwischen ihren Händen entstehen lassen. Insgesamt stehen acht Kurzvorträge, vierzehn Workshops und Infostände für Klein und Gross sowie ein Quiz mit Preisen auf dem Programm. «Mit diesem Anlass für die ganze Familie möchte das CSH einem breiten Publikum zeigen, wie das Kompetenzzentrum Forschende aus den verschiedensten Disziplinen vereint, damit diese gemeinsam Fragen zum Ursprung von Planeten und des Lebens angehen», sagt Sylviane Blum, Öffentlichkeitsverantwortliche beim CSH.

Ein Bub und ein Mädchen stehen um einen Tisch herum. In einer Schale auf der Tischplatte liegt ein unförmiger Klumpen aus Trockeneis und Dreck.
Mit etwas Geschick und Trockeneis dürften Gross und Klein eigene Kometen kreieren. © Sylviane Blum, CSH/UniBE

So erläutert Klaus Mezger vom geologischen Institut der Uni Bern, unter welchen Bedingungen Wasser über Milliarden Jahre vorhanden sein muss, damit auf einem Planet Leben entstehen und sich weiterentwickeln kann. Sein Fachkollege Beda Hofmann zeigt seinerseits auf, welche Spuren mikroskopisch kleine Einzeller in Gesteinen hinterlassen und wie diese in Gesteinen der frühen Erde und eventuell vom Mars erkennbar sind.

Als Vertreter der Geisteswissenschaften äussert sich Claus Beisbart vom Philosophischen Institut zur Philosophie der Biologie: Er geht der Frage nach, ob Lebewesen aus anderen Stoffen als Pflanzen und Tiere auf der Erde bestehen könnten, ob es künstliches Leben geben könnte – und was Leben überhaupt ist. Denn, so der Philosoph, «wer nach belebten Planeten forscht, muss wissen, wonach er sucht.»

«Bibel sagt nichts über Aliens»

Als zweiter Vertreter der Geisteswissenschaften beleuchtet Andreas Losch von der theologischen Fakultät was es für uns aus theologischer Perspektive bedeuten würde, wenn es jenseits der Erde tatsächlich Leben gibt. «Die Bibel sagt zwar nichts über ausserirdisches Leben», erklärt Losch. Dennoch könne die Theologie sinnvolle Gedanken zur Debatte besteuern, welche geistigen Auswirkungen die Entdeckung von Leben auf uns haben könnte.

Computergrafik des Satelliten CHEOPS, ein in Goldfolie verpacktes Teleskop mit Solarpanels an den Seiten. Sterne und ein interstellarer Nebel bilden den farbenprächtigen Bildhintergrund.
Das Weltraumteleskop CHEOPS soll ab 2017 fremde Welten genauer untersuchen. © Grafik: CHEOPS Mission Consortium/UniBE

Ein «Selfie» im Weltraumforscher-Overall

Weiter veranschaulicht Ingenieur Christopher Broeg mithilfe eines interaktiven Modells, wie das unter Berner Leitung entwickelte Weltraumteleskop CHEOPS dazu beitragen kann, erdähnliche Planeten in fernen Sonnensystemen von lebensunfreundlichen zu unterscheiden. Ergänzend dazu dürfen Interessierte einen Einblick in das Labor werfen, in dem das CHEOPS-Teleskop in eine schweizweit einmalige, fünfeinhalb Tonnen schwere Vakuumkammer auf seine Weltraumtauglichkeit getestet wird. Wer möchte, darf auch für einen «Weltraumforscher-Selfie» in einen Reinraum-Overall schlüpfen.

Exklusiv für acht- bis vierzehn-jährige Kinder wird ein Zeichenatelier der besonderen Art angeboten: «Schicke deine Zeichnung mit CHEOPS ins Weltall». Denn Ende 2017, wenn das Weltraumteleskop CHEOPS auf eine Umlaufbahn um die Erde geschossen wird, wird der Satellit zwei Plaketten mit 3000 verkleinerten und eingravierten Kinderzeichnungen mitnehmen – es wird das erste Mal sein, dass Kinderzeichnungen ein solches Gefährt ins All begleiten.

Ein junger Mann, eine Frau stehen um einen kleine, massive Plattform herum. Darauf ist ein Teleskop montiert. Ein Bub kniet auf der Plattform und schaut durch den Sucher.
Auf dem Dach des ExWi ist Sternengucken angesagt. © Sylviane Blum, CSH/UniBE

Für ein entspannendes Intermezzo sorgt Astronom Timm Riesen mit einer Live-Beobachtung des Himmels – sofern es das Wetter zulässt – samt musikalischer Untermalung. Die Live-Beobachtung wird mithilfe eines via Webplattform gesteuerten Teleskops am Stellarium Gornergrat durchgeführt. Und um den Himmel über Bern besser beobachten zu können, zeigen Mitglieder der Astronomischen Jugendgruppe Bern schliesslich Klein und Gross, wie man selber eine Sternkarte bastelt und auf dem Dach des ExWi-Gebäudes ein Teleskop einstellt, um damit den Nachthimmel zu beobachten.

Weitere Informationen

Aktionstag «Jagd nach lebensfreundlichen Planeten»

Der Aktionstag «Jagd nach lebensfreundlichen Planeten» findet im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) «Forschung live» statt.

Am Samstag, 5. September, von 16 bis 23 Uhr im Gebäude der Exakten Wissenschaften, Sidlerstrasse 5. Der Eintritt ist frei.

Flyer & Programm unter:

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