Deckengemälde soll in altem Glanz erstrahlen

Der Zahn der Zeit hat an den Deckengemälden im Uni-Hauptgebäude genagt. Nun wird eines von ihnen probeweise restauriert. Obwohl die Restauratoren dabei ganz klassisch den Pinsel schwingen, hat das mehr mit Wissenschaft zu tun als mit Kunst.

Von Martin Zimmermann 30. Juli 2015

Er war bekannt als der «Hotelmaler»: Otto Haberer-Sinner (1866-1941). Der Berner Künstler machte sich um die vorige Jahrhundertwende einen Namen mit seinen Fresken, die er für renommierte Hotels wie das Victoria Jungfrau in Interlaken oder den Schweizerhof in Bern anfertigte. Auch die Universität Bern nahm die Dienste des Malers in Anspruch. In ihrem Auftrag versah er 1903 das Gewölbe im repräsentativen Treppenhaus des damals neuen Hauptgebäudes (siehe Kasten rechts) mit allegorischen Darstellungen; darunter mit Figuren, die für die ursprünglichen Berner Fakultäten Theologie, Medizin, Juristerei und Philosophie stehen.

Die Restaurationsarbeiten sind nichts für Leute mit Höhenangst. Sylvia Krichbaum, UniBE

Doch inzwischen hat der Zahn der Zeit unübersehbar an den Fresken genagt: Sie haben sich verfärbt und sind mit Flecken sowie Rissen übersäht. Restaurator Beat Waldispühl aus dem luzernischen Neudorf und sein Team wurden von der Universität damit beauftragt, ein Fresko probeweise zu restaurieren – keine Aufgabe für Leute mit Höhenangst: Die Arbeiten finden auf einem Gerüst in rund 10 Metern Höhe statt. Die Flecken etwa sind die unbeabsichtigten Folgen des Umbaus des darüber liegenden ehemaligen Fechtsaals zum heutigen Kuppelsaal im Jahre 1991, wie Waldispühl erläutert. «Die Feuchtigkeit im Zement, der dabei eingesetzt wurde, drang durch die Decke und hat bei vielen Fresken Flecken hinterlassen.» Der Grünstich der einst blau getönten Fresken hingegen entstand laut dem Restaurator, weil eine vor Jahrzehnten aufgetragene transparente Lasurschicht im Laufe der Zeit vergilbte.

Das Restauratoren-Team – im Bild: Corina Forrer – arbeitet zwar klassisch mit dem Pinsel. Trotzdem hat seine Arbeit mehr mit Wissenschaft als mit Kunst gemein. Martin Zimmermann, UniBE

Die Suche nach dem Ursprungszustand

Während Beat Waldispühl mit einem breiten angefeuchteten Pinsel die wasserlösliche Lasur entfernt, trägt seine Kollegin Corina Forrer daneben mit einem feineren Werkzeug dort die Farbe neu auf, wo sie verblasst ist. «Wir möchten soweit möglich die ursprüngliche Bildwirkung wieder herstellen», sagt sie. «Das ist aber nicht so einfach, da es kaum historische Aufnahmen der Decke gibt. Und die wenigen existierenden Fotos sind natürlich vor allem schwarzweiss».

... und Beat Waldispühl versuchen, die ursprüngliche Farbigkeit des Freskos wiederherzustellen. Martin Zimmermann, UniBE

Um der ursprünglichen Farbigkeit auf die Spur zu kommen, führte Forrer chemische Analysen vom Aufbau der verschiedenen Farbschichten und vom eingesetzten Bindemittel der Original-Leimfarbe von 1903 durch. Obwohl auch klassische Malwerkzeuge zum Einsatz kommen, hat eine Restaurierung letztlich mehr mit Wissenschaft als mit Kunst zu tun, wie sie und Waldispühl sagen. Mit Otto Haberers Uni-Fresken befassen sich die Beiden übrigens schon länger: Corina Forrer untersuchte die Schäden an den Bildern und mögliche Restaurierungs-Massnahmen bereits für ihre Masterarbeit an der Berner Fachhochschule. Ihr Korreferent war damals Beat Waldispühl.

Restaurierung des ganzen Gewölbes dauert Monate

Die rund einmonatigen Arbeiten in luftiger Höhe sollen Anfang August abgeschlossen sein. Danach wollen Waldispühl und sein Team der Universität einen Budget-Vorschlag für die Restaurierung der restlichen Fresken unterbreiten. «Es ist allerdings noch unklar, ob wir den Auftrag wirklich erhalten», sagt er. Angesichts der Grösse des Gewölbes dürften diese Arbeiten um einiges aufwändiger und länger ausfallen als die Proberestauration: «Bei gleicher Teamgrösse wie jetzt rechne ich mit gut einem halben Jahr.»

Architekturführer

Das Uni-Hauptgebäude

Das imposante Hauptgebäude der Universität Bern prägt seit über 100 Jahren die Grosse Schanze. Mehr über die Geschichtes dieses Bauwerks erfahren Sie im Architekturführer der Universität:

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