Hochspannung im Theater

Im Tramdepot Burgernziel wird diesen Sommer ein Theaterstück aufgeführt, in dem das Physikalische Institut der Uni Bern für einen Spezialeffekt sorgt – mit einem Teslagenerator, der mit hochfrequenten Wechselfeldern eindrückliche Funkenentladungen erzeugt.

«Die Teslaspule symbolisiert die Kraft der Physik und auch den Forscherdrang und die Freude am Ausloten natürlicher Prozesse», sagt Urs Lauterburg, der für die Demonstrationen im Physikunterricht an der Universität Bern verantwortlich ist. In seiner Obhut befindet sich ein einmaliger Apparat, der vor 15 Jahren von einer Gruppe um den Basler Elektroingenieur Kurt Schraner gebaut wurde und hochfrequente Wechselspannungen bis zu ca. 700 000 Volt erzeugt. Diese können sich in einer schnellen Abfolge von eindrücklichen Funken über mehrere Meter in den Raum entladen.

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Der Teslagenerator in Aktion. Bild: Dominique Uldry, Bern

Die teilweise voluminösen und schweren Teile der potentiell gefährlichen «Blitzmaschine» sind normalerweise im Gebäude der Exakten Wissenschaften unter den Sitzplätzen des grossen Experimentierhörsaals eingelagert. Durch eine glückliche Fügung bot sich diesen Frühling die Gelegenheit, die Maschine für verschiedene Verbesserungen und Tests in der grossen Halle des alten Tramdepots im Burgerenziel aufzubauen.

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Ein elektrisierender «special effect»

Dort probte die Theatergruppe «Vor Ort» ein neues Stück des Schweizer Autors Charles Lewinsky - «Fellinis Totale Liebe». Darin geht es um die Liebes- und Leidensgeschichte der tschechischen Filmdiva Lída Baarová, die in den 1930er Jahren eine Affäre mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hatte und 1953 eine Rolle in Federico Fellinis Film «I vitelloni – die Müssiggänger» erhielt.

Im Theaterstück verwandelt sich das Tramdepot in eine Berner Cinecittà, in welcher der italienische Regisseur einen Film über Baarovás Leben dreht – mit besonderen «special effects»: «Als wir unsere Teslaspule in Betrieb nahmen, waren die Theaterleute vom Spektakel so beeindruckt, dass sie die Maschine in ihr Stück integrieren wollten», erzählt Urs Lauterburg. «Daraus ist eine ungewöhnliche Zusammenarbeit entstanden, welche Wissenschaft und Kunst auf eine einmalige Art verbindet.»

Auftritt nur an speziellen Anlässen

Seinen letzten grossen Auftritt hatte der Teslagenerator, als er anlässlich der Einstein-Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2005 vor dem Gebäude der Exakten Wissenschaften aufgebaut und in einer Sommernacht einem zahlreich erschienenen Publikum vorgeführt wurde. Kurt Schraner, der mit einigen jungen Enthusiasten den Teslagenerator mit viel Aufwand und Herzblut gebaut hatte, übergab den einzigartigen Apparat dem technischen Support des Unterrichts am Physikalischen Institut der Universität Bern. Dort wird er von Urs Lauterburg zusammen mit Personen aus dem Originalteam betreut und gelegentlich an speziellen Anlässen dem Publikum gezeigt.

FELLINI’S «TOTALE LIEBE»

von Charles Lewinsky, nach einer Idee von VOR ORT

Ort: Tramdepot Burgernziel, Thunstrasse 106.  
Koproduktion: Schlachthaus Theater Bern
Premiere: Do. 11. Juni 2015, 20.30 Uhr
Weitere Vorstellungen: Fr. 12. / Sa. 13. / So. 14. / Do. 18. / Fr. 19. / Sa. 20. / Di 23. / Do. 25. / Fr. 26. / Sa. 27. / Di. 30. Juni und Do. 2. / Fr. 3. / Sa. 4. / Di. 7. / Do. 9. / Fr. 10. / Sa. 11. Juli je 20.30 Uhr.

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