«Die Verbindung zwischen Forschung und Klinik ist enorm wichtig»
Der mit 200'000 Franken dotierte Otto Naegeli-Preis wird alle zwei Jahre an herausragende Persönlichkeiten auf dem Gebiet der medizinischen Forschung verliehen. In diesem Jahr erhalten ihn Prof. Adrian Ochsenbein von der Universität Bern und Prof. Markus G. Manz von der Universität Zürich. Beide sind in der Krebsforschung tätig. «uniaktuell» hat sich mit Adrian Ochsenbein unterhalten.
«uniaktuell»: Der Otto Naegeli-Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Das spezielle an diesem Preis ist, dass alle vormaligen Preisträger im Preisrat Einsitz nehmen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Adrian Ochsenbein: Es ist für mich eine grosse Ehre den Otto Naegeli-Preis zu erhalten. Der Preisrat setzt sich aus den renommiertesten Forscherinnen und Forschern im Bereich der Biologie und Medizin der Schweiz zusammen. Dass ich von diesen Forschenden für den Preis ausgewählt wurde, freut mich enorm.
Wenn Sie twittern würden, wie würden Sie mit 160 Zeichen Ihre Forschung umschreiben?
«Chemotherapien können Krebsstammzellen nicht zerstören. Wir suchen nach Möglichkeiten, dass das Abwehrsystem aktiviert wird und Immunzellen Krebszellen bekämpfen.» – das sind nur drei Zeichen zu viel.
Sie bekommen den Preis ex aequo mit Herrn Markus Manz von der Universität Zürich verliehen. Auch er ist in der Krebsforschung tätig. Was verbindet Sie mit ihm?
Die Forschungsinteressen von Markus Manz und mir sind sehr ähnlich. Die Forschungsgruppe von Markus Manz konzentriert sich auf die Forschung an Blutstammzellen. Seine Forschungsergebnisse sind wichtige Schritte auf dem Weg, die Anwendbarkeit von Blutstammzellen für therapeutische Zwecke auszuweiten. Wir hingegen forschen, ob und wie das Immunsystem stimuliert werden kann, damit es sich gegen das Wachstum von Krebsstammzellen wehren kann. Ob bei der Preisvergabe ex aequo wesentlich war, dass wir in ähnlichen Gebieten tätig sind, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls freut es mich sehr, dass ich den Otto Naegeli-Preis gemeinsam mit Markus Manz erhalte.
Wie entscheiden Sie, was Sie mit dem Preisgeld genau machen?
Die Forschungsarbeit ist ja oft auch mit Rückschlägen und Misserfolgen verbunden. Es braucht ein grosses Durchhaltevermögen. Dass ich nun nach bald 20 Jahren in der experimentellen / translationalen Krebsforschung – im Brückenschlag vom Labor zur Klinik – in kurzer Zeit mehrere Auszeichnungen erhalten habe, ist für mich eine wichtige Bestätigung dieser langjährigen Forschungstätigkeiten. Viele der Auszeichnungen werden für ein genau definiertes Projekt oder eine Arbeit vergeben, also ist in diesen Fällen die Verwendung des Preisgeldes festgelegt. Auszeichnungen wie der Otto Naegeli-Preis oder der Wenner Preis sind nicht projektgebunden. Sie erlauben uns Forschenden, eine Reserve aufzubauen, falls die finanziellen Mittel in einem Projekt knapp werden.
Sie sind einerseits ein erfolgreicher Wissenschaftler und Forscher, daneben aber immer auch als Arzt tätig. Warum konzentrieren Sie sich nicht auf Ihre Tätigkeit in der Forschung?
Die Verbindung zwischen Klinik und Forschung scheint mir enorm wichtig. Ich habe als Kliniker auch eher einen anwendungs-orientierten Forschungsfokus als ein reiner Grundlagenwissenschaftler. Persönlich könnte ich mich nur schwer zwischen der Klinik und der Forschung entscheiden, da ich sehr gerne in beiden Gebieten tätig bin.
Was raten Sie jungen Menschen, die mit der Idee liebäugeln, in die medizinische Forschung einzusteigen?
Ich denke es ist wichtig, dass der Einstieg in die Forschung möglichst früh in der Medizinischen Ausbildung erfolgt. Viele meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen bereits ab dem zweiten oder dritten Studienjahr ins Forschungslabor und schliessen sich einem Master und danach einem PhD Programm an. Es liegt auch an uns Professorinnen und Professoren, die jungen Studierenden bereits früh auf alle die verschiedenen Instrumente der Karriereplanung und –förderung hinzuweisen und sie darin zu unterstützen.
Was schätzen Sie besonders am Forschungsstandort und an der Universität Bern?
Die Universitätsklinik für Medizinische Onkologie und das Departement für Klinische Forschung haben mir ermöglicht, die Verbindung zwischen Forschung und Klinik in den letzten 10 Jahren aufzubauen und weiterzupflegen. Dies ist sicher ideal.
Zur Person
Prof. Dr. Adrian F. Ochsenbein ist seit 2011 Professor für Medizinische Onkologie an der Universität Bern und Chefarzt der Klinik für Medizinische Onkologie des Inselspitals. Er studierte an der Universität Bern Medizin. Die klinische Ausbildung absolvierte er in Solothurn und Bern. Im Rahmen einer SNF-Förderungsprofessur hat er ab 2003 das Labor für Tumorimmunologie am Departement klinische Forschung der Universität Bern aufgebaut. Prof. Adrian F. Ochsenbein ist Träger mehrerer Forschungspreise und Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Kommissionen so auch des nationalen Forschungsrats des SNF. Er forscht im Bereich der translationalen Krebsforschung mit einem Schwerpunkt im Bereich der Immunonkologie. Er erhält dieses Jahr den mit 200'000 Franken dotierten Otto Naegeli-Preis ex aequo mit Prof. Markus G. Manz, Professor für Hämatologie der Universität Zürich.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Adrian Ochsenbein
Universitätsklinik für Medizinische Onkologie
Inselspital
3010 Bern
Telefon direkt: +41 31 632 84 42
adrian.ochsenbein@insel.ch
Departement Klinische Forschung, Forschungsgruppe Tumor-Immunologie
Murtenstrasse 35
3008 Bern
Telefon direkt: +41 31 632 41 14
adrian.ochsenbein@dkf.unibe.ch
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Zur Autorin
Nicola von Greyerz ist als Eventmanagerin an der Universität Bern tätig und hat die diesjährige Preisverleihung des Otto Naegli-Preises organisiert.