Im Einsatz für den Mittelbau

Muriel Nann und Susanne Lachat sind die Co-Leiterinnen der Geschäftsstelle der Mittelbauvereinigung der Uni Bern MVUB. Im Gespräch mit «uniaktuell» erzählen sie, mit welchen Herausforderungen Mittelbauangehörige konfrontiert sind und wie die MVUB die Interessen des Mittelbaus vertritt.

Von Brigit Bucher 23. September 2016

Zum Mittelbau an der Uni Bern gehören schätzungsweise 2'500 Personen ab der Stufe Doktorierende über Post-Docs und Assistenzprofessuren bis hin zu assoziierten Professorinnen und Professoren. Oder wie Muriel Nann von der Geschäftsstelle der Mittelbauvereinigung MVUB sagt: «Der Mittelbau besteht aus dem akademischen Personal zwischen den Studierenden und den ordentlichen und ausserordentlichen Professorinnen und Professoren. Für ihre Anliegen setzt sich die Mittelbauvereinigung MVUB ein.»

Einsatz für gute Anstellungsbedingungen und Karriereperspektiven

Welches sind denn nun die Anliegen, die die MVUB vertritt? «Wir setzen uns für gute Arbeitsbedingungen der Mittelbauangehörigen ein», sagen Muriel Nann und Susanne Lachat, denn viele Mittelbauangehörige sind mit Herausforderungen konfrontiert. So handelt es sich bei den meisten Arbeitsverhältnissen um befristete Anstellungen. Eine langfristige Karriereplanung wird dadurch erschwert, insbesondere wenn es sich um Arbeitsverträge von nur kurzer Dauer handelt und man erst kurz vor Ablauf des Vertrages erfährt, wie und ob man weiterhin angestellt ist.

Auch mangle es an Karriereperspektiven, weil die Stellenstruktur an den Schweizer Universitäten immer noch sehr hierarchisch ist. Wie Muriel Nann beschreibt, gibt es gemessen an der Anzahl Doktorierender viel zu wenige längerfristige Stellen in der Wissenschaft, die sie dereinst bekleiden könnten. Die MVUB setzt sich dafür ein, dass diese Strukturen aufgeweicht werden, die Diversifikation von Stellen weiter gefördert wird, aber beispielsweise auch vermehrt Professuren mit Tenure Track geschaffen werden. «Es ist uns jedoch auch ein Anliegen, aufzuzeigen, dass alternative Karrierewege möglich sind, die eine echte Option neben dem klassischen Lehrstuhl bieten. Es ist wichtig, dass sich Mittelbauangehörige früh mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinandersetzen und sich in transparenten Karrieregesprächen beraten lassen, um beispielsweise rechtzeitig den Einstieg ins ausseruniversitäre Berufsleben zu schaffen.»

Sie besorgen die Geschäftstelle der MVUB: Muriel Nann, Susanne Lachat und Stefanie Agoues
Sie besorgen die Geschäftstelle der MVUB: Muriel Nann, Susanne Lachat und Stefanie Agoues. Bild: Universität Bern

Hinzu kommt die Mobilitätsanforderung, wie Muriel Nann ausführt: «Oft sind Mittelbauangehörige mit der Forderung konfrontiert, an verschiedenen internationalen Hochschulen zu arbeiten, um wissenschaftliche Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke aufzubauen. Dies fällt meistens in einen Lebensabschnitt, in der die Flexiblität aufgrund der privaten/familiären Situation abnimmt.» Da ist es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht immer einfach.

Wie Susanne Lachat ergänzt, ist zudem die Arbeitsbelastung bei vielen Mittelbauangehörigen sehr hoch; gerade von Teilzeitangestellten werde oft unausgesprochen erwartet, dass sie viel mehr als die vereinbarten Prozente arbeiten. Die MVUB setzt sich dafür ein, dass Doktorierende beispielsweise die vereinbarte Zeit erhalten, um an ihrer Dissertation zu arbeiten (die sogenannte «protected time») und nicht übermässig mit administrativen oder anderen Aufgaben belastet werden. Auch Mittelbauangehörige in der Post-Doc-Phase haben oft Schwierigkeiten, neben dem Einsatz in der Lehre, administrativen Aufgaben und anspruchsvollen Betreuungstätigkeiten genügend Zeit für ihre eigenen Forschungsprojekte einsetzen zu können. Besonders wichtig ist den beiden, dass die Mittelbauangehörigen informiert sind über Möglichkeiten, wie sie von den verschiedenen Nachwuchsförderungsmassnahmen an der Uni Bern profitieren können. 

Vernetzung und Mitsprache sind das A&O

Welcome-Veranstaltung für die neuangestellten Mittelbauangehörigen. Bild:zVg MVUB

Die MVUB ist Anlaufstelle für die verschiedensten Anliegen aus dem Mittelbau und bietet für ihre Mitglieder unentgeltliche Beratungen zu Rechtsfragen und Anstellungsfragen an. «Ein zentrales Anliegen ist uns auch die Vernetzung der Mittelbauangehörigen untereinander und der direkte Austausch mit den zentralen Stellen der Uni», sagt Muriel Nann. So organisiert die MVUB Anlässe wie das Welcome-Apéro für Neuangestellte, Lunchtalks und Infoveranstaltungen zu Themen wie Fundraising oder Nachwuchsförderungsmassnahmen. 

Gedankenaustausch und Networking am Apéro anlässlich der Veranstaltung «8x8' - Junge Forschende erzählen» im Haus der Universität. Bild: zVg MVUB
Infoveranstaltung für MVUB-Mitglieder zum Thema Fundraising. Bild: zVg MVUB

«Der Kontakt zu unseren Mitgliedern ist wichtig, nur so erfahren wir, was ihre Anliegen sind und wo Handlungsbedarf besteht», bekräftigt Muriel Nann. Die MVUB arbeitet zudem eng zusammen mit uniinternen Stellen wie der Koordinationsstelle für Nachwuchsförderung, der Abteilung für Gleichstellung, dem Career Service und auch mit dem organisierten Mittelbau in den Fakultäten. Die MVUB nimmt ebenfalls Einsitz in gesamtuniversitären Kommissionen wie der Kommission zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Kommission für Gleichstellung oder der Kommission für Internationale Beziehungen. So nimmt die MVUB ihre Mitsprache und Mitwirkung wahr. Grossgeschrieben wird aber auch die Zusammenarbeit mit externen Stellen wie actionuni, der Dachorganisation der Mittelbauvereinigungen in der Schweiz, der Beratungsstelle der Berner Hochschulen und der Erziehungsdirektion des Kantons Bern. 

Gruppenbild mit Nachwuchs: Vorstandsmitglieder der MVUB
Gruppenbild mit Nachwuchs: Vorstandsmitglieder der MVUB. Bild: Universität Bern

Weil die meisten Mittelbauangehörigen nur für eine Zeit von drei bis vier Jahren an der Uni sind, gibt es häufigen Wechsel im Vorstand oder bei den Einsitzen in den gesamtuniversitären Kommissionen: «Wir von der Geschäftsstelle stellen aber die Kontinuität sicher und sind gewissermassen das Gedächtnis der MVUB», sagt Susanne Lachat.

«Die Nachwuchsförderung wird an der Uni Bern sehr ernst genommen»

Man ist als Mittelbauangehörige nicht automatisch Mitglied bei der MVUB. «Die Unileitung hat aber 2015 beschlossen, allen Neuangestellten im ersten Jahr die Mitgliedschaft zu schenken. So können die neuen Mittelbauangehörigen die MVUB und das Angebot kennenlernen. Wir hoffen, so möglichst viele Mittelbauangehörige direkt zu erreichen», erklärt Muriel Nann. Sowieso sei der Austausch mit der Universitätsleitung sehr konstruktiv: «Wir fühlen uns als MVUB ernst genommen und merken, dass die Nachwuchsförderung der Unileitung ein wichtiges Anliegen ist.» Gerade befindet sich ein Bericht mit neuen Nachwuchsförderungsmassnahmen, den die Unileitung angeregt hat, zur Vernehmlassung in den Fakultäten. Es tut sich also was im und für den Mittelbau, nicht zuletzt dank der MVUB.

Die Mittelbauvereinigung der Uni Bern

Die MVUB ist ein gemeinnütziger Verein, der vor 22 Jahren gegründet wurde und mit dem «Verband der Assistentinnen und Assistenten VAA» und dem «Verband der Dozentinnen und Dozenten» VDD zwei Sektionen hat. Der Vorstand besteht in einem möglichst ausgeglichenen Verhältnis aus Mitgliedern der beiden Verbände VAA und VDD, wobei möglichst auch alle Fakultäten vertreten sein sollen. Momentan hat der Vorstand zwölf Mitglieder, die sich alle ehrenamtlich engagieren. Die Geschäftsstelle wird von Muriel Nann und Susanne Lachat mit insgesamt 75 Stellenprozenten geführt. Unterstützt werden sie von Stefanie Agoues und der Hilfsassistentin, Vera Dubach. Einmal im Monat treffen sich der Vorstand und die Geschäftsstelle zu einer Sitzung, an der die laufenden Geschäfte besprochen, Aufträge verteilt, diskutiert und über Vorhaben und Schwerpunkte der zu leistenden Arbeit zugunsten des Mittelbaus entschieden wird.

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Zu den Personen

Muriel Nann ist seit 2006 auf der Geschäftsstelle der MVUB tätig, erst als Mitarbeiterin verantwortlich für PR und Veranstaltung und seit Juli 2013 als Leiterin/Co-Leiterin der MVUB. Sie hat an der Uni Bern Volks- und Betriebswirtschaft studiert.  Sie ist Mutter zweier Kinder (geb. 2002 und 2004) und führt seit 2011 neben ihrer Tätigkeit für die MVUB ein eigenes Beratungsunternehmen.

Susanne Lachat ist seit 2015 auf der Geschäftsstelle der MVUB tätig und seit April 2016 als Co-Leiterin. Sie hat an der Uni Bern Englische Linguistik und Germanistik studiert und mehrere Jahre im Dekanat der Phil.-hist.-Fakultät gearbeitet. Neben ihrer Tätigkeit für die MVUB unterrichtet sie Englisch an einer Berufsmaturitätsschule. 

Zur Autorin

Brigit Bucher arbeitet als Stv. Leiterin Corporate Communication an der Universität Bern und ist Redaktorin bei «uniaktuell».

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