Olympioniken ihres Fachs

An den Wissenschafts-Olympiaden können sich Mittelschülerinnen und Mittelschüler mit besonderem Interesse für die Fächer Biologie, Chemie, Geografie, Informatik, Mathematik, Philosophie oder Physik messen. Fanny Tschopp und Andrea Gebek haben vergangenes Jahr am nationalen Wettkampf eine Goldmedaille gewonnen und sich so für die Internationalen Wissenschafts-Olympiaden qualifiziert. Nun studieren die Beiden im zweiten Semester an der Universität Bern und werden mit dem Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden der Universität Bern unterstützt.

«uniaktuell»: Wie kommt man dazu, sich für eine Wissenschafts-Olympiade anzumelden?
Andrea Gebek: Mein Gymnasiallehrer Lukas Mosimann empfahl mir, an der Vorausscheidung zur schweizerischen Physik-Olympiade teilzunehmen. Im Unterricht schnitt ich meistens sehr gut ab und wollte mich deshalb einmal mit anderen Gymnasiasten messen. An die internationale Wissenschafts-Olympiade dachte ich erst überhaupt nicht: Mein Ziel war es, den nationalen Final zu erreichen.

Fanny Tschopp: Mein Bruder ist ein ehemaliger Teilnehmer; ich war daher neugierig und wollte wissen, wie ich mich selbst an einem solchen Wettbewerb schlagen würde. Im ersten Anlauf bin ich nicht so weit gekommen. Mein Wissensstand aus der Schule entsprach noch nicht dem geforderten Niveau. Ein Jahr und etliche Chemie-Lektionen später lief es dann deutlich besser, und ich wurde nach der Vorausscheidung an die zweite Runde nach Bern eingeladen.

Sie haben am nationalen Wettbewerb dann beide eine Goldmedaille gewonnen – wie ging es danach weiter?
Andrea Gebek: Die besten fünf Teilnehmenden der Finalrunde qualifizierten sich für die Internationale Physik-Olympiade in Mumbai. In den etwa vier Monaten bis zum Wettkampf hatten wir zwei Trainingscamps. Ausserdem bekamen wir zur individuellen Vorbereitung alte Prüfungen zugeschickt. Trotzdem wusste ich nicht genau, was mich letztlich erwarten würde – für mich war es der erste Wettkampf dieser Art.

Fanny Tschopp: Bei der ersten Teilnahme wollte ich einfach sehen, was passiert; beim zweiten Mal hatte ich natürlich schon höhere Erwartungen an mich selbst. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass ich mich für die Internationalen Wissenschafts-Olympiaden qualifizieren würde. Für mich war nun klar, dass ich die Gelegenheit nutzen und nach Aserbaidschan an die Chemie-Olympiade fahren würde. Bis zum Wettkampf hatte ich allerdings auch noch andere Dinge im Kopf: Für mich stand schliesslich der Numerus Clausus für die Zulassung zum Medizinstudium an.

Das Bild zeigt Andrea Geek mit der Honorable Mention der Internationalen Wissenschafts-Olympiade.
Andrea Gebek mit der Honorable Mention der Internationalen Wissenschafts-Olympiade. Bild: Andrea Gebek

Welche Erinnerungen bleiben Ihnen vom Wettkampf?
Andrea Gebek: Die Millionenmetropole Mumbai ist natürlich beeindruckend. Das spannendste am Wettkampf waren aber die anderen Teilnehmenden. Wer erhält schon die Chance, als 17-Jähriger mit anderen Jugendlichen aus Jordanien oder Suriname zu sprechen oder eben mal mit einem amerikanischen Physikgenie Brettspiele zu spielen? Als ich nach der Olympiade im Flugzeug sass, dachte ich weder an Mumbai oder an den Wettkampf, sondern an die Leute, die ich im Rahmen der Physik-Olympiade kennengelernt habe.

Fanny Tschopp: Die langen Prüfungen sind mir besonders in Erinnerung geblieben! An den internationalen Olympiaden dauern diese nämlich bis zu fünf Stunden – etwas Vergleichbares kannte ich vorher nicht. Aber auch der Austausch mit den anderen Teilnehmenden: Es war sehr spannend, zu erfahren, wie Chemie in anderen Ländern unterrichtet wird und welche Unterschiede es dabei gibt. Einer der spannendsten Momente war für mich aber sicher die Schlusszeremonie mit der Medaillenverleihung.

Wer es bis an den Internationalen Wettkampf schafft und danach an der Uni Bern studiert, wird mit dem Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden unterstützt. Spielte dieser Umstand eine Rolle bei der Wahl Ihres Studienorts?
Andrea Gebek: Ich habe erst nach dem Gewinn der Goldmedaille eher zufällig vom Förderpreis erfahren, als ein anderer Teilnehmer der Physik-Olympiade mich darauf ansprach. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon an der Uni Bern eingeschrieben. Astrophysik hat mich schon immer begeistert und auf diesem Gebiet geniesst die Uni Bern einen guten Ruf. Der Förderpreis war also nicht die Motivation für das Studium in Bern, sondern eher ein toller Bonus.

Fanny Tschopp: Vom Förderpreis hatte ich schon mal gehört; er war aber weder für meine Teilnahme an den Wissenschaftsolympiaden noch für die Wahl der Universität massgebend. Meiner Meinung nach bietet die Uni Bern das fortschrittlichste Medizinstudium in der Schweiz an – das war für mich entscheidend.

Das Bild zeigt Fanny Tschopp, die nun Medizin an der Universität Bern studiert.
Fanny Tschopp studiert mittlerweile Medizin an der Universität Bern. Bild: Universität Bern

Nun studieren Sie, Herr Gebek, Physik, und Sie, Frau Tschopp, Medizin hier an der Uni Bern. Welche Vorteile haben Sie als Wissenschafts-Olympioniken im Studium?
Andrea Gebek: Der Stoff, den ich für die internationale Physik-Olympiade gelernt hatte, deckt ungefähr das ab, was man im Gymnasium und im ersten Jahr des Physikstudiums behandelt. Ich erhielt durch die Trainingscamps also einen guten Überblick über das, was an der Uni auf mich zukommt. Damit bin ich – zumindest in den physikalischen Fächern – nun optimal vorbereitet.

Fanny Tschopp: Ich kann Prüfungen relativ gelassen angehen, da ich weiss, wie ich mir die Zeit optimal einteilen muss. Fachlich hatte ich natürlich auch einen Vorteil: Da das Niveau an den Chemie-Olympiaden so hoch ist, habe ich jetzt einen guten Vorsprung und kann mich auf andere Fächer konzentrieren – wie zum Beispiel auf mein Lieblingsfach Anatomie.

Zum Abschluss: Was würden Sie zukünftigen Teilnehmenden raten?
Andrea Gebek: Dass man sich angewöhnen sollte, in Physik ohne Formelsammlung zu arbeiten. Die ist nämlich nicht erlaubt. Um einen Eindruck zu erhalten, was an den Wissenschafts-Olympiaden erwartet wird, kann man sich zudem im Internet alte Prüfungen ansehen – die unterscheiden sich nämlich deutlich von denen am Gymnasium. Es gibt im Wettkampf auch immer einen praktischen Teil, also ist es gut, wenn man weiss, wie man z.B. einen Multimeter oder ähnliche Geräte bedient.

Fanny Tschopp: Die Teilnahme an den Wissenschafts-Olympiaden ist eine tolle Gelegenheit, sich in seinem Fach zu messen. Falls jemand glaubt, dass ihm eine solche Veranstaltung Spass machen könnte, sollte er es auf jeden Fall probieren! Man trifft neue Leute und lernt auch fachlich sehr viel – es lohnt sich!

Wissenschafts-Olympiaden

An den Wissenschafts-Olympiaden können sich Mittelschülerinnen und Mittelschüler mit besonderem Interesse für die Fächer Biologie, Chemie, Geografie, Informatik, Mathematik, Philosophie oder Physik messen. Die besten Teilnehmenden aus den Vorbereitungsveranstaltungen reisen an die Internationalen Wissenschafts-Olympiaden, die jedes Jahr für jede Disziplin in einem andern Land der Welt stattfinden. Je Fach finden sich Delegationen aus bis zu über 100 Ländern ein.
 

Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden

Der Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden der Universität Bern unterstützt herausragende Mittelschülerinnen und Mittelschüler, die an den nationalen Wissenschafts-Olympiaden eine Goldmedaille gewonnen und an den nachfolgenden internationalen Wissenschafts-Olympiaden teilgenommen haben. Der Preis offeriert ihnen unabhängig vom Studiengang einen Förderbeitrag im Umfang von je CHF 2‘000.- für das erste Jahr des Bachelorstudiums an der Universität Bern. Mit dieser Initiative würdigt die Universität Bern die Leistung der Mittelschülerinnen und -schüler, schafft einen zusätzlichen Anreiz zur Teilnahme an den nationalen Wissenschafts-Olympiaden und leistet einen wichtigen Beitrag zur frühen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Zur Autorin

Marla Eva Moser ist Hochschulpraktikantin Corporate Communication an der Universität Bern.

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