Sommerserie: Luca Marchetti und die Blut-Hirn-Schranke

Die diesjährige Sommerserie in «uniaktuell» ist fünf jungen Forschenden an der Uni Bern gewidmet, die an europaweiten Projekten beteiligt sind. Heute im Fokus: Luca Marchetti, Doktorand im Netzwerk BtRAIN am Theodor Kocher Institut der Uni Bern. Der 25-jährige Italiener untersucht, wie Immunzellen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im zentralen Nervensystem neurologische Krankheiten wie zum Beispiel Multiple Sklerose verursachen.

Von Marcus Moser 04. August 2016

Wer sind Sie und woher kommen Sie?
Mein Name ist Luca Marchetti, ich bin 25 Jahre alt und stamme aus Italien. Ich habe an der Universität Tor Vergata in Rom den Bachelor in Biological Sciences und anschliessend den Master in Cellular and Molecular Biology absolviert. Nach meinem Abschluss wollte ich mich im Bereich Immunologie weiter spezialisieren und habe deshalb nach einer PhD-Stelle gesucht. Das von Horizon 2020 unterstützte Brain Barriers Training «BtRAIN» war für mich eines der spannendsten angebotenen Doktorierendenprogramme. Nun forsche ich also seit dem 1. März am Theodor Kocher Institut der Universität Bern an meinem Projekt.

Was machen Sie?
Ich untersuche, wie bestimmte Immunabwehrzellen – die T-Zellen – die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im zentralen Nervensystem neurologische Krankheiten, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, verursachen können. Immunologie fasziniert mich schon seit Studienbeginn und es ist grossartig, nun in diesem Feld forschen und arbeiten zu können.

Luca Marchetti möchte etwas Wesentliches zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen. © Foto: Manu Friederich
Luca Marchetti möchte etwas Wesentliches zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen. © Foto: Manu Friederich

Warum ist dies wichtig?
Das bessere Verständnis der Auslösemechanismen der Krankheit könnte die Behandlung von Multipler Sklerose verbessern. Unser Ziel ist es, die aus der Forschung gewonnenen Erkenntnisse in die klinische Behandlung einzubringen.

Mit wem arbeiten Sie dafür zusammen?
Am Theodor Kocher Institut arbeite ich in der Gruppe von Professorin Britta Engelhardt mit. Wir sind 13 Forschende, darunter nebst mir noch zwei weitere PhD-Studierende. Das BtRAIN Netzwerk besteht aus zwölf Partnerorganisationen, wir arbeiten mit mehreren europäischen und internationalen Gruppen zusammen. Unser primäres Forschungsinteresse liegt auf den molekularen Mechanismen, die sich ereignen, wenn Immunzellen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so ins zentrale Nervensystem gelangen.

Was fasziniert Sie bei Ihrer Forschung besonders?
Der faszinierendste Aspekt meiner Forschung ist die grosse Anzahl offener Fragen, die es zu beantworten gilt. Viele Aspekte des Krankheitsausbruchs bei Multipler Sklerose sind immer noch unklar. Mit neuen Technologien und Methoden wollen wir mit unserer Forschung nun die Antworten auf einige dieser Fragen finden. Unterschiedliche Forschungsansätze aus Immunologie und Bioinformatik machen dieses Forschungsprojekt zu einer aufregenden Herausforderung.

Wofür interessieren Sie sich ausserhalb Ihrer Forschung?
Ich höre gerne Musik, besonders Rock und elektronische Musik, und lese in meiner Freizeit gerne Romane. Sonst bin ich, so oft ich Gelegenheit dazu habe, auf dem Tennisplatz anzutreffen. Ausserdem liebe ich Hunde! Und ich freue mich schon darauf, Bern zu erkunden. Die Stadt hat mir von Anfang an sehr gefallen. Besonders die Altstadt und die Aare haben es mir angetan.

Welches ist Ihre nächste Station?
Mein Forschungsprojekt wird voraussichtlich drei Jahre dauern. Während dieser Zeit werde ich nicht nur neue Techniken erlernen, sondern auch vertieftes Wissen in meinem Forschungsgebiet erlangen, was mir in meiner späteren Laufbahn zu Gute kommen wird. Nach meinem PhD würde ich gerne als PostDoc weiter in der Forschung tätig sein und in einem universitären Umfeld arbeiten.

Was möchten Sie erreichen in Ihrem Leben?
Momentan ist mein grösstes Ziel natürlich, meinen PhD abzuschliessen und mein Wissen und meine Erfahrung im Forschungsgebiet Immunologie auszubauen. Ich möchte gerne etwas Wesentliches zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen und der Gesellschaft so etwas zurückgeben.

BtRAIN in Kürze

BtRAIN steht für «Brain Barriers Training». Es geht dabei um Untersuchungen zur Funktion der Blut-Hirn-Schranke, die verhindert, dass Krankheitserreger oder Giftstoffe vom Blut ins zentrale Nervensystem gelangen. «Diese Barriere ist für die Funktion des zentralen Nervensystems essentiell und bei vielen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Alzheimerscher Erkrankung gestört», sagt Britta Engelhardt, Professorin am Theodor Kocher Institut der Universität Bern und Koordinatorin des Doktorandennetzwerks BtRAIN. Das Projekt untersucht die Mechanismen der Blut-Hirn-Schranke – um diese Barrieren letztendlich therapeutisch beeinflussen zu können.

BtRAIN als europäisches Verbundprojekt

Die Doktorierendenprogramme der «Marie Skłodowska-Curie Actions» sind nach der aus Polen stammenden zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Skłodowska-Curie benannt. Die Massnahmen enthalten Forschungsstipendien für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Europa und darüber hinaus. Die Unterstützung der ausgewählten Doktorierenden ist breit: In finanzieller Hinsicht erhalten sie ein Gehalt, Mobilit.tsunterstützung und je nach Familienstand zusätzliche Sozialleistungen. Inhaltlich bietet sich den BtRAINDoktorierenden die Chance einer interdisziplinären akademischen Ausbildung im Rahmen eines Europäischen Netzwerks, das den engen Austausch mit verschiedenen Labors, Firmen und anderen Europäischen Partnerorganisationen anbietet. 

BtRAIN umfasst Partner aus den blau eingefärbten Ländern.

Sommerserie: Forschen im Netzwerk

Das Interview mit Luca Marchetti ist im Wissenschaftsmagazin UniPress Nr. 168 erschienen zusammen mit einem ausführlichen Bericht über BtRAIN. In weiteren Berichten und Interviews kommen Menschen zu Wort, die an der Universität Bern in europäischen Forschungsverbünden tätig sind. 

Zum Artikel über BtRAIN

Zur Gesamtausgabe UniPress Nr. 168

Zum Autor

Marcus Moser arbeitet als Leiter Corporate Communication an der Universität Bern.

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