Wie können Unis Studien-Austausche verbessern?

An einer Kick-off-Veranstaltung für das Projekt MILSA, die am 14. und 15. April 2016 an der Uni Bern stattfand, gaben Expertinnen und Experten aus aller Welt wertvolle Inputs, wie die Uni Auslandsaufenthalte von Studierenden mittels eines Mentoringprogramms begleiten und interkulturelles Lernen fördern kann.

Von Annie Cottier 21. April 2016

Studienaufenthalt im Ausland und das Schlagwort «interkulturelles Lernen» werden oft in einem Atemzug genannt. Aber bedeutet ein Studienaufenthalt automatisch, dass Studierende einen interkulturellen Lernprozess beginnen? Wie können die jeweiligen International Offices und die Lehrkräfte der Universitäten Studierende bei der Vorbereitung auf interkulturelles Lernen in einer neuen akademischen, sozialen und kulturellen Umgebung unterstützen? Und wie können die Studierenden ihrerseits angeregt werden, über ihre Rolle und Erfahrung kritisch nachzudenken?

Diese und weitere Fragen zu ausländischen Studienaufenthalten und interkulturellem Lernen diskutierten Expertinnen und Experten aus aller Welt am MILSA-Kolloquium (MILSA steht für Mentoringprogramm für interkulturelles Lernen während des studentischen Auslandaufenthalts). Diverse Referierende berichteten dabei von aktuellen Forschungsergebnissen und praktischer Arbeit auf dem Gebiet des ausländischen Studienaufenthalts und des interkulturellem Lernens. Das zweitätige Kolloquium wurde vom MILSA-Team organisiert, das unter der Leitung von Dr. Susan Oguro von der School of International Studies der University of Technology Sydney (UTS) und Dr. Ellen Krause vom International Office der Universität Bern steht.

Annie Cottier (links) und Susan Oguro von der UTS stellen das Projekt MILSA vor. Bilder: Eve-Marie Lagger
Annie Cottier (links) und Susan Oguro von der UTS stellen das Projekt MILSA vor. Alle Bilder: Eve-Marie Lagger, International Office, UniBE

Brücken schlagen zwischen Forschung und Praxis

In ihrer Keynote Lecture unterstrich Prof. Dr. Jane Jackson von der Chinese University of Hong Kong wie wichtig es sei, zwischen der Forschung und der Praxis Brücken zu schlagen und die Zusammenarbeit zwischen Forschenden und den International Offices zu stärken: «Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass interkulturelle Massnahmen im Studienaustausch bei Studierenden eine Wirkung zeigen.»  Deshalb, so Jackson, sei es nun an der Zeit, gemeinsam wirksame Mentoringprogramme zu entwickeln. Jackson betonte, dass das Online-Mentoringprogramm, welches sie für ihre Studierenden an der Chinese University of Hong Kong entwickelt habe, die Teilnahmeaktivität bei den Studierenden im Vergleich zum traditionellen Unterricht im «Klassenzimmer» verbessert habe.

Keynote speakers Prof. Dr. Jane Jackson (Mitte) und Prof. Dr. Fred Dervin (rechts) regen Lehrkräfte und International Offices an, gemeinsam Mentoringprogramme für Studierende zu entwerfen.
Keynote speakers Prof. Dr. Jane Jackson (Mitte) und Prof. Dr. Fred Dervin (rechts) regen Lehrkräfte und International Offices an, gemeinsam Mentoringprogramme für Studierende zu entwerfen.

In seinen Erklärungen zum Kofferwort «imagineering» – ein Terminus bestehend aus imagination (Vorstellungskraft) und engineering (Technik) – ermutigte Prof. Dr. Fred Dervin von der University of Helsinki Betreuungspersonen von Austauschprogrammen, die Studierenden zu «alternativen und vielfältigen Vorstellungen» über ihren Auslandsaufenthalt anzuregen. Die Studierenden sollten lernen, gängige Erwartungen über Auslandsaufenthalte kritisch zu reflektieren und ihre eigenen Vorstellungen davon entwickeln, so Dervin.

Wertvoller Input für Berner Programm

In Hinsicht auf das Mentoringprogramm, welches die Uni Bern derzeit entwickelt, waren sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums einig: Es ist möglich, mit Hilfe der vorgesehenen Instrumente wie Peer Mentoring und Online Mentoring während sowie Treffen vor und nach dem Aufenthalt das interkulturelle Lernen zu unterstützen.

Der theoretische und praktische Input der beiden Tage hat dem MILSA-Projektteam somit wertvolle Ideen zum Aufbau eines Mentoringprogrammes geliefert, welches sowohl die Komplexitäten des Studienaufenthalts und des interkulturellen Lernens aufnehmen kann als auch  die Zusammenarbeit zwischen akademischem und administrativem Personal fördert.

Nachwuchsforschende präsentieren ihre Erkenntnisse über interkulturelles Lernen.
Nachwuchsforschende präsentieren ihre Erkenntnisse über interkulturelles Lernen.

MILSA

Die Universität Bern und die University of Technology Sydney entwickeln im Rahmen des Projektes MILSA ein Mentoringprogramm für interkulturelles Lernen während des studentischen Auslandaufenthaltes. Konkret geht es darum, Studierende vor, während und nach ihrem Studienaufenthalt im Ausland zu begleiten und sie in interkultureller Kommunikation zu schulen. Auf diese Weise lernen sie, sich mit der neuen sozialen, kulturellen und akademischen Umgebung kritisch und gewinnbringend auseinanderzusetzen. Das Programm soll auch dazu beitragen, dass die Studierenden den erlernten kritischen und analytischen Blick nach dem Aufenthalt im Ausland auf ihren Alltag und das Geschehen im Heimatland anwenden lernen. MILSA wird von der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt.

Das International Office

Das International Office ist für Mobilität und Austausch an der Universität Bern zuständig und somit Anlaufstelle für alle Studierenden, die entweder einen Auslandaufenthalt vorhaben oder die neu im Austausch oder regulär an der Universität Bern studieren. Das International Office informiert interessierte einheimische Studierende über mögliche Destinationen; Austauschstudierende wiederum erhalten Auskunft über das akademische Leben an der Universität Bern und den Alltag in Bern.

Zur Autorin

Dr. des. Annie Cottier ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am International Office und seit Anfang 2016 Projektleiterin von MILSA.

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