Ein Alumni-Netzwerkanlass der anderen Art

Alumni UniBE hatte für Donnerstag, 6. April zu einem Kinoabend eingeladen. Ausnahmsweise trafen sich nicht nur Mitglieder der Alumni-Organisation, sondern auch Studierende und Freundinnen und Freunde der Universität Bern. Der Film «Die göttliche Ordnung» und die anschliessende Talkrunde sorgten für angeregte Diskussionen unter den 250 Gästen.

Von Brigit Bucher 12. April 2017

Raoul Wanger, Leiter von Alumni UniBE, begrüsste die zahlreichen Anwesenden. Gekommen waren 250 Personen, die Hälfte davon Studierende, die noch nicht Mitglied bei Alumni UniBE sind. Die bunte Durchmischung des Publikums fiel auf: Die Studierenden trafen auf ältere ehemalige Absolventinnen und Absolventen, auf Mitarbeitende aus der Verwaltung, Professorinnen und Professoren und Dozierende. Bereits bevor der Film begonnen hatte, wurde angeregt diskutiert.

Grosser Publikumsaufmarsch für den Kinoabend, zu dem Alumni UniBE geladen hatte. © Universität Bern / Bild: Adrian Moser
Grosser Publikumsaufmarsch für den Kinoabend, zu dem Alumni UniBE geladen hatte. © Universität Bern / Bild: Adrian Moser

Die «göttliche Ordnung» gerät aus den Fugen

Und dann flimmerten die ersten Bilder über die Leinwand: Impressionen von Woodstock und der internationalen Frauenrechtsbewegung kollidierten mit beschaulichen Ansichten eines Dorfes im Appenzellerischen im Jahr 1971. Der Film «Die göttliche Ordnung» spielt am Vorabend der Abstimmung über die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Nora, die Hauptfigur, ist verheiratet mit ihrer «grossen Liebe», wie sie selbst sagt, hat zwei Buben und kümmert sich neben dem Haushalt auch um ihren betagten Schwiegervater, der sie als Bedienstete behandelt. Teilzeit arbeiten möchte sie im Reisebüro, doch das verbietet ihr der Ehemann: «Das Gesetz besagt, dass Du meine Zustimmung dafür brauchst.» Mit anderen Frauen im Dorf wird schliesslich der Aufstand geprobt: die Frauen treten in den Streik, um sich für die schlussendlich erfolgreiche Einführung des Frauenstimmrechts stark zu machen.

Veränderungen geschehen nicht von selbst

Im Anschluss an den Film fand eine rund 20-minütige Talkrunde statt. Als Gäste hatte Alumni UniBE Ruth Meyer Schweizer (emeritierte Soziologieprofessorin), Maja Suter Brunner (die erste weibliche Professorin im Bereich Tiermedizin in der Schweiz) und Edna Eppelbaum (Geschäftsführerin der Quinnie-Kinos und Präsidentin des Schweizer Kinoverbandes) eingeladen.

Talkrunde im Anschluss an den Film: Raoul Wanger im Gespräch mit Edna Eppelbaum, Ruth Meyer Schweizer und Maja Suter Brunner (v.l.n.r.). © Universität Bern / Bilder: Adrian Moser
Talkrunde im Anschluss an den Film: Raoul Wanger im Gespräch mit Edna Eppelbaum, Ruth Meyer Schweizer und Maja Suter Brunner (v.l.n.r.). © Universität Bern / Bilder: Adrian Moser

Ruth Meyer Schweizer sagte: «Der Film bildet zwar nicht ab, was ich persönlich erlebt habe. Dazu muss ich aber sagen, dass ich und andere Frauen meiner Generation, die studieren konnten, absolut privilegiert waren.» Die Herausforderung hätte auch für sie darin bestanden, ihre Rolle ausserhalb der herkömmlichen Konventionen zu finden. Und sie betonte: «Ich bin der Überzeugung, dass man sich einbringen muss, mittun muss, um Veränderungen anzustossen.» Und offen zu bleiben, sei wichtig, schliesslich seien 80 Prozent ihrer Laufbahn nicht geplant gewesen. Dazu gehöre insbesondere ihre Arbeit in der Politik, die sie als sehr bereichernd erlebt hätte.

Maja Suter Brunner hat viel Unterstützung von ihren Eltern erfahren. Sie sagte, sie sei den Frauen und Männern, die sich für die Rechte der Frau und für die Gleichstellung eingesetzt haben und sich immer noch einsetzen, dankbar. Auch sie ist überzeugt, dass man sich engagieren muss, wenn man etwas erreichen will, dies gelte für Frauen und Männer. Bezogen auf den Hochschulbereich sieht sie Handlungsbedarf insbesondere bei der Besetzung von Professuren: Obschon der Anteil der Frauen bei den Studierenden zur Zeit 56 Prozent beträgt, sind nur 22 Prozent der Professuren an der Universität Bern von Frauen besetzt.

Edna Eppelbaum zeigte sich beeindruckt von der Authentizität des Films. Sie betont, dass die Rolle der Männer nicht ausser Acht gelassen werden darf: «Die Männer waren ebenfalls gefangen, nicht nur die Frauen. Die ganze Gesellschaft steckte gewissermassen in einem Korsett.» Auch Eppelbaum plädierte für ein Miteinander der Geschlechter und Generationen.

Netzwerken, in Erinnerungen schwelgen und die Verbindung zur Uni pflegen

Beim anschliessenden Apéro wurde rege weiterdiskutiert. Eine ehemalige Studentin der Uni Bern, die Mitglied bei Alumi UniBE ist, sagte: «Ich bin eine fleissige Netzwerkerin. Diesen Anlass finde ich besonders toll, weil der Film und die anschliessende Talkrunde inspirierende Gesprächsthemen liefern.»

Netzwerken und diskutieren im Anschluss an den Film im Kinofoyer des Kino Clubs. © Universität Bern / Bild: Adrian Moser
Netzwerken und diskutieren im Anschluss an den Film im Kinofoyer des Kino Clubs. © Universität Bern / Bild: Adrian Moser

Ein älterer Alumnus, der an der Universität Bern in Biologie doktorierte und in der Forschung tätig war bevor er Gymnasiallehrer wurde, erzählte, dass er schon einige Jahre Mitglied bei der Alumni-Organisation sei. Er habe ausschliesslich gute Erinnerungen an seine Zeit an der Universität Bern, und gerade in seinem Alter zehre man von diesen. Umso bereichernd sei es, immer noch mit der Universität und ehemaligen Studienkolleginnen und -kollegen im Kontakt zu sein. Anlässe wie der Dies Academicus, Vorlesungen des Collegium Generale oder eben Kinovorstellungen, zu denen Alumni UniBE einlade, würden dazu eine ideale Gelegenheit bieten.

Eine andere ehemalige Absolventin, die 1993 ihr Lizentiat in Psycholgie an der Universität Bern abgeschlossen hat, sagte: «Meine Zeit als Studentin war sehr politisch geprägt. Und in meiner Abschlussarbeit beschäftigte ich mich mit Frauen in Führungspositionen an der Uni. Mich hat der Film auch mit meiner eigenen Biografie konfrontiert.» Sie gehe oft an Anlässe von Alumni UniBE und schätze den exklusiven Charakter der Veranstaltungen. Sie fände es aber auch schön, dass am heutigen Abend viele Studierende da seien. 

Der Film und die anschliessende Talkrunde sorgten für angeregte Diskussionen unter den 250 Gästen. © Universität Bern / Bild: Adrian Moser
Der Film und die anschliessende Talkrunde sorgten für angeregte Diskussionen unter den 250 Gästen.© Universität Bern / Bild: Adrian Moser

Eine junge Frau, die an der Universität Bern Jus studiert, sagte: «Ich bin primär gekommen, um den Film zu sehen. Besonders spannend fand ich die Talkrunde, die für meinen Geschmack gerne auch länger hätte dauern können. Ich werde sicher Mitglied werden bei Alumni UniBE. Die Zeit an der Uni Bern gibt mir so viel, dass es mir wichtig ist, auch nach Abschluss meines Studiums im Rahmen des Alumni-Netzwerkes mit der Uni in Verbindung zu bleiben.»

Alumni UniBE

Alumni UniBE ist die Alumni-Dachorganisation der Universität Bern. Im Auftrag der Universitätsleitung fördert Alumni UniBE die Vernetzung der Ehemaligen und deren Verbundenheit mit der Universität Bern. In diesem Kontext veranstaltet Alumni UniBE unter anderem Anlässe, und die Mitglieder profitieren auch von diversen anderen Angeboten und Vergünstigungen.

Zur Autorin

Brigit Bucher arbeitet als Stv. Leiterin Corporate Communication an der Universität Bern und ist Redaktorin bei «uniaktuell».

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