Kopf-an-Kopf-Rennen um den «Berner Business Creation Award»

Am 29. März hat das Entrepreneurship Center der Universität Bern in der PostFinance Arena zum dritten Mal den «Berner Business Creation Award» verliehen. Am Ende einer spannenden Finalrunde stand das Team «SOS Nachhilfe» als Sieger des mehrmonatigen Wettbewerbs für junge Unternehmerinnen und Unternehmer fest.

Von Anna-Leena Marti 03. April 2017

Fünf Teams von Jungunternehmerinnen und -unternehmern warteten am frühen Abend gespannt auf ihren Auftritt in der VIP-Lounge der PostFinance Arena. Vor über 200 Gästen und einer renommierten Jury galt es, ihr Geschäftsmodell zu präsentieren und damit um den Hauptpreis des Berner Business Creation Wettbewerbs zu kämpfen.

Innovationskraft, Technologie- und Wissenstransfer

Nur fünf Minuten Zeit hatte jedes Team zur Verfügung, um Jury und Publikum von der Innovationskraft und der Umsetzbarkeit ihres Geschäftsmodells zu überzeugen. Im Publikum befand sich auch Volkswirtschaftsdirektor und Regierungsrat Christof Ammann. Er unterstrich zuvor in seiner Grussbotschaft die Bedeutung von Initiativen wie dem «Berner Business Creation Wettbewerb» als Beitrag zur Innovationskraft des Standorts. Die Rektoren Christian Leumann von der Universität Bern und Herbert Binggeli von der Berner Fachhochschule betonten daneben insbesondere die Bedeutung des notwendigen Technologie- und Wissenstransfers.

Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. Alle Bilder zvg Entrepreneurship Center der Universität Bern (Fotos: Frederike Asael).
Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. Alle Bilder zvg Entrepreneurship Center der Universität Bern (Fotos: Frederike Asael).

Von der dreiminütigen Ideenvorstellung zum ausgearbeiteten Geschäftsmodell

Die Final-Teams hatten im bisherigen Wettbewerb bereits einiges geleistet. Im vergangenen Oktober hatten sie sich mit einer dreiminütigen Präsentation ihrer Geschäftsidee gegen mehr als 30 Mitbewerbern durchgesetzt und sich als eines von zwölf Teams für den weiteren Wettbewerbsprozess qualifiziert. Dieser beinhaltete ein Coaching, Zugang zu Fachexpertinnen und -experten und Workshops rund um den Aufbau des eigenen Unternehmens. Ziel in dieser Phase war die Weiterentwicklung der Idee zu einem Geschäftsmodell und dessen Dokumentierung in einem Businessplan. Neun Teams haben einen Businessplan bei der Wettbewerbsjury eingereicht, die nach sorgfältiger Evaluation der Dokumente fünf Finalisten nominiert hat.

Ausgeglichenes Finale

Die Projekte der Final-Teams stammen aus unterschiedlichsten Sparten: «Aide-Moi» stellt einen kleinen, leichten, wasserfesten Sturzsensoren für Senioren her, der im Bedarfsfall automatisch alarmiert. «Certus Diagnostics» entwickelt ein neues Verfahren für eine schnelle, zuverlässige und kosteneffiziente Diagnose von Bakterien, Viren, Parasiten und Pilzen. «Iconspeak» hat T-Shirts, welche mit aufgedruckten Icons die Kommunikation unabhängig von der gesprochenen Sprache ermöglichen, auf den Markt gebracht. «MeinBaumhaus» stellt ein modulares Leistungsangebot für den Bau eines eigenen Baumhauses zur Verfügung. «SOS Nachhilfe» verhilft zum raschen Lernerfolg und bietet innert weniger Stunden ortsunabhängig verfügbare Nachhilfe für jedes gewünschte Fach an.

Die Mitglieder aller Final-Teams um Prof. Artur Baldauf: V.l.n.r. Marcel Bärtschi, Tobias Meerstetter und Simon Scheurer (Aide-moi); Florian Jampen und Luc Jaggi (MeinBaumhaus); Prof. Artur Baldauf; Samuel Zürcher und Alexander Lüthi (Certus Diagnostics); Georg Horn und Florian Nast (Iconspeak); Lisa Moser, Christian von Olnhausen, Philipp Müller und Bettina Vögeli (SOS Nachhilfe).
Die Mitglieder aller Final-Teams um Prof. Artur Baldauf: V.l.n.r. Marcel Bärtschi, Tobias Meerstetter und Simon Scheurer (Aide-moi); Florian Jampen und Luc Jaggi (MeinBaumhaus); Prof. Artur Baldauf; Samuel Zürcher und Alexander Lüthi (Certus Diagnostics); Georg Horn und Florian Nast (Iconspeak); Lisa Moser, Christian von Olnhausen, Philipp Müller und Bettina Vögeli (SOS Nachhilfe).

Spätestens beim Publikums-Voting nach den Präsentationen war klar, dass es sich in diesem Jahr um eine sehr ausgeglichene Endrunde handelte. Die fünf Teams haben mit je rund 20 Prozent praktisch gleichviele Stimmen aus dem Publikum erhalten. Dementsprechend wurde die Jury-Entscheidung mit Spannung erwartet. Philipe Stüdi, Geschäftsführer Equistone Partners Schweiz verkündete als Vertretung der sechsköpfigen Jury das Resultat: Jubeln durfte das Team «SOS Nachhilfe». Die Entscheidung sei der Jury nicht einfach gefallen, sagte Stüdi. Aber dennoch habe am Schluss Einigkeit über den Gewinner geherrscht: Das Nachhilfeinstitut treffe mit dem flexiblen und ortsunabhängigen individuellen Angebot den Nerv der Zeit und die Nachfrage für die Dienstleistung im Ausbildungsbereich sei vorhanden. Er ermutigte das Team aber auch, in grösseren Dimensionen zu denken. Von kräftigem Applaus begleitet, nahm das Team von «SOS Nachhilfe» den aus Lebkuchen gefertigten Check mit dem Hauptpreis von 8'000 Franken entgegen. Neben dem Hauptgewinner wurde auch das Team «MeinBaumhaus» prämiert. Es hat die bereits in der Qualifikationsrunde im Oktober vergebene Auszeichnung «beste Idee» und damit einen Unterstützungsbeitrag von 1'000 Franken erhalten.

Die glücklichen Siegerinnen und Sieger: Das Team «SOS Nachhilfe». V.l.n.r.: Christian von Olnhausen, Lisa Moser, Bettina Vögeli und Philipp Müller.
Die glücklichen Siegerinnen und Sieger: Das Team «SOS Nachhilfe». V.l.n.r.: Christian von Olnhausen, Lisa Moser, Bettina Vögeli und Philipp Müller.

Wertvoller Lernprozess

Die Erarbeitung des Businessplanes, die Erfahrungen und die neuen Kontakte stellten für alle Teams einen wichtigen Schritt bei der Entwicklung ihres Unternehmens dar. Man darf gespannt sein, wohin die unternehmerische Reise die vielversprechenden Teams führen wird. Artur Baldauf, Initiator des Wettbewerbs und Professor für Unternehmensführung an der Universität Bern, zieht eine positive Bilanz: «Die letzten Monate waren nicht nur spannend und zeitintensiv, sondern auch ein wertvoller Lernprozess. Die teilnehmenden Teams dokumentieren neben dem existierenden unternehmerischen Geist in Bern auch die Bedeutung multidisziplinärer und organisationaler Kooperation.» 

Das Siegerprojekt

«SOS Nachhilfe» positioniert sich als «das neue Uber der Nachhilfe» und trifft damit den Nerv der Zeit. Das Startup bietet flexibelsten professionellen Förderunterricht unabhängig von Zeit und Ort in allen Fächern an, um Prüfungen stressfreier und gut zu meistern. Der Unterricht findet wahlweise im Lerninstitut, beim Kunden Zuhause oder online statt und kann bei Bedarf auch sehr kurzfristig gebucht werden – sogar für die «Nachtschicht» vor der entscheidenden Prüfung konnten bisherige Kunden auf die Unterstützung der Lehrer von «SOS Nachhilfe» zählen. Beim Online-Unterricht wird gemeinsam mit dem iPad eine innovative Lernsoftware verwendet, welche es ermöglicht, gemeinsam live auf einem Blatt zu arbeiten. Das Unternehmen wurde im vergangenen Jahr vom Mathematiker Christian von Olnhausen in Bern gegründet. Zu seinem Team zählen fünf Personen mit verschiedenen fachlichen Hintergründen, welche teilweise selbst an der Universität Bern studieren. Weiter beschäftigt er zurzeit 13 Lehrkräfte.

Der «Berner Business Creation Wettbewerb»

Der Berner Business Creation Wettbewerb findet seit 2012 alle zwei Jahre statt. Er richtet sich primär an Angehörige und Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen im Kanton Bern, steht jedoch allen Personen mit Wohnsitz in der Schweiz offen. Er ist eine Initiative der Abteilung für Unternehmensführung am Institut für Marketing und Unternehmensführung der Universität Bern und wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Unternehmensentwicklung und dem Departement für Technik und Informatik der Berner Fachhochschule sowie der be-advanced AG durchgeführt. Die Entscheidung über den Gewinner fällt eine unabhängige Fachjury aus Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region.

Zur Autorin

Anna-Leena Marti ist als Projektleiterin im Bereich Outreach in der Abteilung für Unternehmensführung am Institut für Marketing und Unternehmensführung der Universität tätig.

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