Orientierungshilfe in der Studienlandschaft
Die Wahl des Studienfachs und des Studienortes fällt angesichts der grossen Zahl von Hochschulen und des enormen Angebots an Studienfächern nicht immer leicht. Die Bachelorinformationstage der Universität Bern bieten hier eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe. Worauf achten die zukünftigen Studierenden bei der Studienwahl? Was ist ihnen wichtig? «uniaktuell» hat sich bei ihnen umgehört.
Gedränge und aufgeregtes Stimmengewirr in der Abflughalle: Am ersten von zwei Bachelorinfotagen bevölkern Studieninteressierte aus dem ganzen Kanton Bern das zur Abflughalle umfunktionierte Hauptgebäude der Universität Bern. Im Gepäck haben sie die Matura oder die baldige Aussicht darauf und im Blick ein neues, fernes Reiseziel. Die Destinationen lauten allerdings nicht Singapur, San Francisco oder Kapstadt, sondern Bachelor in Informatik, Rechtswissenschaften oder Englischer Literatur.
«Ready for Boarding»
Ausgangspunkt für diese Reise, die die meisten im Sommer 2018 beginnen werden, bildet die Abflughalle an der Universität, wo sich die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an diesem sonnigen Dezembermorgen versammeln. In der Hand halten sie den «Boarding-Pass», der die wichtigsten Informationen zu den bevorstehenden Einführungsveranstaltungen und einen Stadtplan mit den Universitätsstandorten enthält. An den Check-in-Schaltern werden sie von Mitarbeitenden und Studierenden der Universität Bern begrüsst und mit weiteren Infobroschüren versorgt. Auch der obligate Reisesnack – in Form von Studentenfutter – darf dabei natürlich nicht fehlen.
In der proppenvollen Aula begrüsst Prof. Bruno Moretti, Vizerektor Lehre, die Studieninteressierten und bietet ihnen einen kurzen Überblick über das Studien- und Fächerangebot der Universität Bern. Hier stehen den zukünftigen Studierenden insgesamt 39 Bachelorprogramme an acht Fakultäten zur Auswahl. «Flugzeugpiloten bilden wir allerdings nicht aus», lässt Bruno Moretti die Anwesenden wissen.
Das Angebot der Universität Bern ist mit rund 600 Partneruniversitäten in 60 Ländern auch im Bereich der internationalen Mobilität gross, erfahren die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Die Metapher des Hochschulstudiums als Reise wird in diesem Zusammenhang wieder offensichtlich: Wer in Bern studiert, kann sein Studium an Universitäten in Berlin, Tokyo, Rio de Janeiro, Mexiko und Südafrika bereichern.
Über die wichtigsten Gründe für die Wahl der Universität gibt ein Live-Voting Auskunft, das von den Anwesenden via Smartphone durchgeführt wird. Es zeigt, dass die Qualität der Lehre von den Studieninteressierten am stärksten gewichtet wird – deutlich vor der Breite des Angebots und der Reputation in der Forschung. Die Nähe der Universität zum Wohnort ist für die zukünftigen Studierenden dagegen nicht besonders wichtig.
Sich informieren und inspirieren lassen
Im Gespräch zeigt sich allerdings, dass sich die Kategorien im persönlichen Entscheidungsprozess nicht ganz so deutlich abzeichnen. Viele Aspekte spielen bei der Wahl des Studienfachs und der Universität eine Rolle und diese sind ganz unterschiedlich.
Alexander Aeschbacher und Zoé Blarer aus Wabern haben mit Informatik beziehungsweise mit sozialer Arbeit zwar eine vage Idee von einer Studienrichtung. Am Infotag wollen sie aber erst einmal die Stände abklappern und sich von den verschiedenen Studienfächern inspirieren lassen. Mila Saier aus Worb hat hingegen schon genauere Vorstellungen: Sie möchte Medizin studieren, wusste bisher nur noch nicht an welcher Universität. Obwohl ihr Freiburg wegen der Zweisprachigkeit gefällt, habe sie sich nun doch für Bern entschieden: «Das Medizinstudium in Bern ermöglicht mehr Praktika und dadurch Praxiserfahrung, deshalb wird es wohl Bern.»
Jorim Braun aus Ostermundigen informiert sich in Bern über das Studium der Rechtswissenschaften. Entschieden hat er sich aber noch nicht, schliesslich muss er erst noch in den Militär- oder Zivildienst und beginnt deshalb sein Studium voraussichtlich erst 2019. «Vielleicht werde ich auch Pilot, aber im Moment tendiere ich zu Jus aufgrund der vielseitigen Zukunftsperspektiven», erklärt er. Wichtig sei ihm bei der Wahl des Studienortes die Qualität und der Ruf der Uni, vor allem aber die Grösse der Institution, sodass man während dem Studium viele neue Menschen kennenlernen kann.
Auch für Mariya Smruthi vom Gymnasium NMS Bern und Johanna Schreibweis vom Gymnasium Lerbermatt in Köniz ist die Grösse der Stadt und der Universität wichtig. Dadurch, als auch durch die Möglichkeit der studentischen Mobilität, werde das Studium abwechslungsreich, meinen sie einstimmig. Was die Studienrichtung angeht, ist Mariya noch ziemlich offen – entscheidend sei aber das persönliche Interesse: «Englische Literatur oder Religionswissenschaften könnte ich mir vorstellen.» Auch Johanna Schreibweis hat sich noch nicht entschieden: «Ich weiss bereits vor allem, was ich nicht studieren will.» Tendenziell infrage kämen allerdings Germanistik, Musik- oder Religionswissenschaften.
Studieren mit «Engagement und Leidenschaft»
Viele der Besucherinnen und Besucher in der Abflughalle stecken noch mitten im Entscheidungsfindungsprozess. Wohin ihre Reise in einem oder zwei Jahren gehen wird, ist noch unklar. Deutlich wird aber, dass sie persönliche Interessen und institutionelle Unterschiede durchaus kritisch abwägen. Sie scheinen die Weisheit, dass beim Reisen nicht das Ziel, sondern vielmehr der Weg dorthin entscheidend sei, bereits zu kennen. In diesem Sinn lauten auch Vizerektor Bruno Morettis abschliessende Worte in der Begrüssungsrede: «Egal was Sie machen, machen Sie es mit Engagement und Leidenschaft».
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ZUR AUTORIN
Maria Meier ist Hochschulpraktikantin Corporate Communication an der Universität Bern.