UniPress: Diagnose 2017

Was tun in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht aus den Fugen geraten scheint? Das Wissenschaftsmagazin UniPress hat elf profilierte Köpfe der Universität Bern eingeladen, eine persönliche Einschätzung vorzunehmen: Wo liegen im Jahr 2017 die Chancen, wo die Risiken?

Zappenduster hatte das Jahr 2017 im europäischen Blätterwald und in den Onlineforen begonnen: Donald Trump im Weissen Haus, Europas Rechtspopulisten vor dem Durchmarsch – bei der Lektüre schien die westlich-liberale Welt kurz vor dem Untergang, die Fackel der Aufklärung am Erlöschen. Dann kam Emmanuel Macron – und siehe da, die Sonne ging wieder auf. «Europas Retter?», titelte etwa der «Economist» und liess den Neuen auf dem Cover über Wasser laufen. Das war im Juni – und scheint bereits lange her.

Die rasche Abfolge von Schwarz- und Weissmalerei in der medialen und öffentlichen Debatte zeigt eine tiefe Verunsicherung an. Das Vertrauen in die Eliten und ihre klassischen Rezepte ist geschwunden, die stillschweigende Gewissheit, dass sich die Welt langsam, aber stetig zu einem immer besseren Ort entwickelt, ist weg.

Vor diesem Hintergrund hat UniPress elf profilierte Köpfe der Universität Bern eingeladen, eine persönliche Einschätzung vorzunehmen. Für den Historiker Christian Gerlach etwa stecken wir in einem typischen Wellental langfristiger Wirtschaftszyklen. Dies könne weitreichende Folgen haben, mündeten doch frühere Wellentäler in die beiden Weltkriege und dem Zusammenbruch des Sozialismus in Europa. Für den Politikwissenschaftler Klaus Armingeon geht der Politik der Liberalisierung und strengen staatlichen Sparpolitik (Austerität) angesichts der bescheidenen Erfolge und dramatischen sozialen Folgen «die Luft aus», ohne dass sich gangbare Alternativen abzeichnen. Die Geschlechterforscherinnen Michèle Amacker und Patricia Purtschert sehen einen spektakulären Neuaufbruch feministischer Politiken. Und Isabelle Stadelmann-Steffen ist überzeugt, dass die Energiewende gelingen kann – wenn die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig und umfassend in die Diskussion miteinbezogen werden.

Als Anthropologin in Iowa: Gespräch mit der Filmemacherin Jessica Bollag

Countrymusik, riesige Felder, derbe Spässe, Waffen – die Klischees über den Mittleren Westen, über die Rednecks oder Hillbillys, sind verbreitet. Die junge Berner Anthropologin Jessica Bollag hat das Dorf Eldon in Iowa (USA) besucht und einen beeindruckenden Dokumentarfilm gedreht. UniPress hat mit ihr über die Folgen der landwirtschaftlichen Industrialisierung gesprochen und zeigt im Podcast Ausschnitte aus dem preisgekrönten Film. 

ZU DEN AUTOREN

Timm Eugster arbeitet als Redaktor bei Corporate Communication an der Universität Bern.

Marcus Moser arbeitet als Leiter Corporate Communication an der Universität Bern.

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