Zum Hinschied von Ehrensenator Berchtold Weber

Als langjähriger Präsident der burgerlichen Hochschulstiftung baute Ehrensenator Berchtold Weber Brücken zwischen der Burgergemeinde und der Universität Bern. Ende März starb er 76-jährig.

In labore virtus et vita. So liest man am Südportal des Gymnasiums im Berner Kirchenfeld, wo Berchtold Weber über vier Jahrzehnte als Lehrer für Mathematik und Informatik wirkte. Das lateinische Wort umschreibt idealtypisch seine Lebensmaxime: «In der Arbeit liegt die Tugend und das Leben».

Der 1940 in Thun geborene Sohn eines Chemikers und einer Juristin war in vielen Bereichen tätig und übernahm als citoyen immer wieder öffentlich Verantwortung. Er amtierte als Kirchgemeinderat und zeitweilig als Präsident der Berner Münstergemeinde, engagierte sich im Verein der Freunde des Berner Münsters für den Erhalt des herausragenden Kulturdenkmals, hatte Sitz und Stimme im Grossen Burgerrat seiner Heimatgemeinde und baute als langjähriger Präsident der burgerlichen Hochschulstiftung Brücken zwischen der Burgergemeinde und der Universität, an der er einst Mathematik, Physik und Astronomie studiert hatte, deren traditionsreicher Studentenverbindung Zähringia er angehörte und die er, humanistisch gebildet, seine alma mater nannte. Für seine bedeutenden Verdienste um die Universität wurde ihm im Jahr 2000 die Würde eines Ehrensenators verliehen. In der Folge hat er kaum eine Sitzung des akademischen Senats verpasst.

Ehrensenator Berchtold Weber teilte sein Wissen gerne mit anderen Menschen. © Universität Bern / Bild: Ramon Lehmann
Ehrensenator Berchtold Weber teilte sein Wissen gerne mit anderen Menschen. © Universität Bern / Bild: Ramon Lehmann

Engagement für die Geschichtswissenschaft

Doch Berchtold Webers große Liebe gehörte seit der Gymnasialzeit der Geschichtswissenschaft. Sein erster Aufsatz von 1961 untersuchte die «Stundensteine im Kanton Bern». Unermüdlich widmete er sich topographischen, lokalgeschichtlichen und heraldischen Fragen. 1976 veröffentlichte er das «Historisch-topographische Lexikon der Stadt Bern». Es folgten zwei Bildbände über die Stadt und der Berner Teil des «Inventars der neueren Schweizer Architektur», an dem er mitgearbeitet hat. Sein opus magnum erschien 1990: «Strassen und ihre Namen am Beispiel der Stadt Bern», das die Stadtberner Namen von Straßen und Plätzen als Erinnerungsorte und Zeitzeugen entdeckt, prägende Muster in ihrer Benennung ausweist und einen wichtigen Beitrag zur Historiographie der Stadt Bern leistet.

Berchtold Weber bei der Abschiedsfeier von Altrektor Martin Täuber. © Universität Bern / Bild: Ramon Lehmann
Berchtold Weber bei der Abschiedsfeier von Altrektor Martin Täuber. © Universität Bern / Bild: Ramon Lehmann

Wissen teilen

Zahlreiche Veröffentlichungen dokumentieren eindrücklich seine Akribie in wissenschaftlichen Fragen. Nie gab er sich mit vorschnellen Antworten zufrieden. An seinen umfassenden Kenntnissen in den Geistes- und Naturwissenschaften ließ er andere teilhaben: seine Enkel, seine Schülerinnen und Schüler, seine Kolleginnen und Kollegen an Gymnasium und Universität. Noch kurz vor seinem Tod führte er einen Kreis von Freunden und Bekannten aus dem universitären Umfeld durch den Zytglogge und erklärte ebenso begeistert wie geduldig die astronomische Uhr und das Glockenspiel.

Berchtold Weber blieb bis zuletzt neugierig – oder genauer: wissbegierig. Seine Nachforschungen führten ihn in Bibliotheken, Museen und Archive, und immer wieder brach er gemeinsam mit seiner Frau Dora zu Reisen auf, um Land und Leute kennenzulernen. Kaum war 1990 die deutsche Teilung überwunden, erkundete er mit einem Wohnmobil die ehemalige DDR. Schon plante er voller Enthusiasmus die nächste Reise, die Sizilien zum Ziel hatte. Aber bevor er in den Süden aufbrechen konnte, ereilte ihn der Tod. Berchtold Weber starb am 31. März 2017, kurz vor seinem 77. Geburtstag.

Zum Autor

Prof. Dr. Stefan Rebenich hält die Professur für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike inne und ist Vizedekan der philosophisch-historischen Fakultät.

Oben