Daniel Odermatt: Eine Würdigung
«Dafür finden wir eine Lösung», oder «das ist eine super Sache, das machen wir», oder «was für eine coole Universität», oder auch einfach einmal ein fröhliches Lachen bei einem guten Glas Wein nach getaner Arbeit. Das war die Stimme von Dr. Daniel Odermatt, dem Verwaltungsdirektor der Universität Bern, die leider am 6. Juli 2018 für immer verstummt ist. Wir können es noch immer nicht fassen und müssen es trotzdem akzeptieren.
Daniel Odermatt wurde am 13. Februar 1963 geboren. Nach dem Studium und Promotion in Volkswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an der Uni Bern war er von 1991-2002 Leiter Informatik, Produktentwicklung und Prozesse sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Mobiliar und danach von 2002-2004 Direktor für Strategieberatung bei der Firma Computer Science Corporation. Daniel Odermatt trat 2004 als Verwaltungsdirektor in den Dienst der Universität. Er war verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.
Wieder zurück im Schosse seiner Alma Mater erlebte er hautnah eine gewaltige Welle der Entwicklung mit. Die Studierendenzahlen sind um fast die Hälfte angestiegen, das Budget der Universität ist in diesem Zeitraum um 70% gestiegen, die Universität Bern entwickelte sich von einer Verwaltungseinheit der Erziehungsdirektion zu einer nach modernen Grundsätzen geführten Bildungsinstitution, das Bologna-System für die Anrechnung von Studienleistungen wurde eingeführt, etliche Bauvorhaben, wie der Ausbau des vonRoll-Areals, der Umbau der ehemaligen SBB-Gebäude, der Neubau für die Sportwissenschaften oder der Neubau Murtenstrasse, um nur einige zu nennen, wurden realisiert; die Digitalisierung der Verwaltung wurde in grossen Schritten vorangetrieben, die Informatik-Struktur musste auf- und ausgebaut werden, die Stärkung des Medizinalstandortes Bern stand an und vieles, vieles mehr. Für die Verwaltungsdirektion war dies wahrlich eine Herkulesaufgabe.
Daniel Odermatt hat von Beginn weg mit strategischer Weitsicht die Verwaltungsdirektion neu strukturiert und auf die Bedürfnisse der zukünftigen Aufgaben ausgerichtet. Mit weiser Voraussicht hat er die Schlüsselstellen in seinem Departement mit hervorragenden, kompetenten Mitarbeitenden besetzt. Rund 500 Mitarbeitende waren zuletzt seinem Bereich zugeordnet in den Abteilungen Bau und Raum, Betrieb und Technik, Finanzen, Personal und Informatik sowie Universitätsbibliothek und Universitätssport. Nach dem Motto «verwalten heisst gestalten» hat er die Verwaltungsdirektion in eine dienstleistungsorientierte und prozessoptimierte Einheit umgewandelt.
Daniel Odermatt war eine charismatische Führungsperson und omnipräsent in allen Bereichen der Universität. Er scheute sich nie, im direkten Gespräch auch heikle und unangenehme Entscheide zu erläutern und wurde dafür von allen geschätzt. Er war beim Personal beliebt für seine geradlinige und gleichzeitig gefühlvolle Führungskultur. Er schenkte seinen Mitarbeitenden das nötige Vertrauen und einen angemessenen Spielraum für die Umsetzung auch grösserer Vorhaben. Mitarbeitende konnten sich immer auf seine Aussagen und Entscheide verlassen, die von Augenmass und Weitsicht zeugten. Seine Fähigkeit, in kürzester Zeit komplexe Angelegenheiten zu verstehen, stets die richtigen Fragen zu stellen und danach schnelle und richtige Entscheidungen zu treffen, war geradezu phänomenal.
Daniel Odermatt verstand und schätzte aber auch die akademischen Eigenheiten unserer acht Fakultäten mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen. Er war ja auch «einer der Unsrigen» – war er doch nebenbei Lehrbeauftragter am Institut für Wirtschaftsinformatik. Er verstand die Wünsche und Bedürfnisse des Lehrkörpers der Uni Bern. Er war sich für nichts zu schade und scheute sich auch nicht, ungewöhnliche, pragmatische Massnahmen zu ergreifen. Stellvertretend für alle mir aus dem Dozierendenkreis zugetragenen Ehr- und Kondolenzbekundungen möchte ich eine Passage zitieren: «Als erste Interaktion mit mir hat er 2003 versucht, mir zu helfen ein Haus zu finden. Als letzte Interaktion mit mir kümmerte er sich – offensichtlich dann aus seinen Ferien – noch am 4. Juli spätabends darum, dass ich eine Unterschrift für einen neuen bewilligten Grant bekomme».
Daniel Odermatt hatte stets Verständnis für die Anliegen der Studierenden und auch des wissenschaftlichen Mittelbaus. So setzte er sich zuletzt ein bei der Suche nach gangbaren Lösungen zur Verbilligung der Mahlzeiten für Uniangestellte und Studierende bei den Inselspitalbetrieben, oder bei der Verbesserung der Karriereperspektive für Nachwuchsforschende.
Daniel widmete seine knapp bemessene Freizeit vornehmlich der Familie und dem Sport. Lange Zeit war er aktiver Volleyballspieler in verschiedenen Verbänden. In seinen früheren Jahren betrieb er Leichtathletik beim TV Länggasse und in seinen letzten Jahren hat er sich mehr und mehr, zusammen mit seiner Frau, aufs Golfspielen konzentriert. Nichts deutete darauf hin, dass er dem Ende nahe war. Nicht zuletzt deshalb sind wir so fassungslos. Auch wenn er nun nicht mehr bei uns ist, wird sein Beitrag zur Entwicklung unserer Universität einen wichtigen Platz in den Geschichtsbüchern der Uni Bern einnehmen. Dafür sind wir ihm ausserordentlich dankbar.
Im Namen der Universitätsleitung und des Senats
Prof. Dr. Christian Leumann, Rektor