Forschungs-Highlights: Von heissen Sternen bis Hitzewellen im Meer
Ein Rückblick auf Forschungserfolge der Universität Bern der letzten drei Monate, die in den Medien breite Beachtung fanden: Aktuell sind dies Ergebnisse aus der Psychologie, Weltraumforschung und Klima- und Umweltphysik.
Hormonell gesteuerte Körpergerüche, Eisen- und Titanvorkommnisse in der Atmosphäre eines Exoplaneten, Hitzewellen im Meer und eine Entwicklung des Selbstwertgefühls über die Jahre – diese Berner Forschungs-Highlights der letzten drei Monate waren in den Medien besonders erfolgreich.
Immer der Nase nach: Bestimmte Frauen sind für Männer besonders dufte
Sexualhormone steuern den Monatszyklus der Frau, sorgen für ihre Fruchtbarkeit – und sie sorgen für einen wohlriechenden Körpergeruch. Wie Forschende der Universität Bern um Professorin Daria Knoch zeigten, duften einige Frauen in Männernasen besser als andere. Nämlich diejenigen, die für die Fortpflanzung am «fittesten» sind. Je nach dem Spiegel der Sexualhormone werden die Frauen von Männern attraktiver wahrgenommen oder eben weniger: «Frauen mit hohen Östrogen- und niedrigen Progesteronwerten sind olfaktorisch am anziehendsten für Männer», fasst Daria Knoch die Ergebnisse der Studie zusammen. Die Forschenden führten ihre Studie mit 28 Frauen und 57 Männern durch. Die Frauen, die ihren Duft spendeten, folgten «einem strengen Protokoll, um alle Faktoren zu minimieren, die den Duft verfälschen könnten», so der Studien-Erstautor Janek Lobmaier vom Institut für Psychologie.
«Reproduktive Hormone sind Hinweise für die Fruchtbarkeit der Frau. Und je höher deren Spiegel ist, desto attraktiver wirkt die Frau auf Männer», sagt Lobmaier. Östrogen zum Beispiel wirke auch positiv auf die visuelle weibliche Anziehungskraft, wie Studien zeigten: Hohe Östrogenspiegel machen Gesicht und Körper der Frau attraktiv für Männer. Und eben auch ihren Duft – auf jeden Fall bei Frauen, die nicht hormonell verhüten.
Eisen und Titan in der Atmosphäre eines Exoplaneten entdeckt
Forschende der Universitäten Bern und Genf haben erstmals in der Atmosphäre eines Exoplaneten Eisen und Titan nachgewiesen. Die Existenz dieser Elemente in Gasform wurde von einem Team um den Berner Astronomen Kevin Heng theoretisch vorausgesagt und konnte nun von Genfer Astronominnen und Astronomen bestätigt werden.
Planeten in anderen Sonnensystemen, sogenannte Exoplaneten, können sehr nah um ihren Stern kreisen. Wenn dieser Stern viel heisser ist als unsere Sonne, dann kommt es zu einem einzigartigen Phänomen: Der Exoplanet wird selber so heiss wie ein Stern. In der Atmosphäre des Sterns KELT-9, einem dieser sogenannten «Hot Jupiters», konnten dank einer Simulation der Berner Forschergruppe um Professor Heng Eisen- und Titanatome nachgewiesen werden. Die in «Nature» veröffentlichte Studie zeigt den starken Einfluss der Sternenstrahlung auf die Zusammensetzung der Atmosphäre von Exoplaneten. Die Beobachtungen bestätigen, dass die hohen Temperaturen, die auf dem Planeten KELT-9b herrschen, die meisten Moleküle in ihre Atome aufspalten, also auch die Moleküle, die Eisen oder Titan enthalten.
Hitzewellen im Meer bedrohen Ökosysteme
Hitzewellen im Meer können Ökosysteme unwiderruflich schädigen und stellen damit auch eine Bedrohung für die Fischerei dar. Wie ein Team, geleitet vom Berner Physiker Thomas Frölicher, in einer im Fachmagazin «Nature» publizierten Studie zeigte, haben marine Hitzewellen in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Dieser Trend wird sich als Folge des Klimawandels weiter verstärken.
Unterwasseraufnahmen von Korallenriffen, die all ihre leuchtenden Farben eingebüsst haben, sind zu einem Sinnbild geworden für die Folgen des Klimawandels. Unter Hitzestress können die Korallen ausbleichen, was dazu führen kann, dass sie absterben. Zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane zählen neben marinen Hitzewellen auch der generelle Anstieg der Wassertemperatur und die Versauerung der Meere. «Bis anhin haben sich die Korallenriffe von den Auswirkungen der Hitzewellen oft erholen können», erklärt Thomas Frölicher, Assistenzprofessor für Ozeanmodellierung an der Universität Bern. «Werden die Abstände zwischen diesen Ereignissen jedoch kürzer, haben die Korallen keine Zeit mehr sich zu regenerieren, und es ist mit irreversiblen Schäden zu rechnen.»
Selbstwertgefühl entwickelt sich bei Kindern und Teenagern positiver als bisher angenommen
Schon bei Kindern wächst das Selbstwertgefühl, und es sinkt auch nicht in der Pubertät – anders als bisher vermutet. Zudem steigt es im jungen Erwachsenenalter stark an und erreicht im Alter von etwa 60 bis 70 Jahren den Höhepunkt. Erst im hohen Alter sinkt unsere Selbstachtung. Dies fanden Forschende um Professor Ulrich Orth vom Institut für Psychologie der Universität Bern in einer umfassenden Untersuchung heraus.
Unser Selbstwertgefühl kann kurzfristig schwanken, zum Beispiel aufgrund eines Konflikts am Arbeitsplatz. Es kann sich auch nachhaltig verändern, beispielsweise in Folge einer neuen Partnerschaft. Unklar war jedoch lange, ob es einen typischen Entwicklungsverlauf des Selbstwertgefühls über die menschliche Lebensspanne gibt. Für eine Metaanalyse haben Ulrich Orth, Ruth Yasemin Erol und Eva C. Luciano vom Institut für Psychologie an der Universität Bern Daten von über 160'000 Personen im Alter von 4 bis 94 Jahren zusammengetragen und ausgewertet. Die Probanden waren in insgesamt 331 Einzelstudien wiederholt zu ihrem Selbstwertgefühl befragt worden. «Erfreulicherweise ist das Selbstwertgefühl in der Zeit um die Pubertät zumindest stabil. Anders als lange in der Literatur vermutet, erleben die meisten Jugendlichen in dieser Zeit keinen Tiefpunkt in ihrer Selbstachtung», stellte Ulrich Orth fest.
Zu den Autorinnen
Lea Muntwyler ist Hochschulpraktikantin und Nadine Steinmann arbeitet als Social Media Assistentin in der Abteilung Kommunikation & Marketing.