Dies academicus 2019: Ein Blick auf den Berner Kosmos
Am 185. Dies academicus, der Stiftungsfeier der Universität Bern, wurde acht Personen die Würde eines Ehrendoktorats verliehen, darunter auch alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der NASA und Alumnus der Universität Bern, zeigte sich in seiner Rede stolz auf «seine Uni».
Der 185. Dies academicus der Universität Bern war eine Rückkehr an den angestammten Platz. In den zwei Jahren zuvor hatte die Stiftungsfeier während der Umbauzeit des Casino Bern jeweils in einer alternativen Lokalität stattgefunden. «Nach zwei Jahren der Wanderschaft sind wir nun wieder zurück im Casino», sagte Rektor Christian Leumann in seiner Begrüssungsrede. Und die Metapher der Wanderschaft passe auch exzellent zum Wesen der Universität: «Wir sind im wissenschaftlichen Sinne dauern auf Wanderschaft, suchen unergründetes Neuland auf, versuchen Zusammenhänge zu erkennen und helfen mit, den Wohlstand der Menschheit im Einklang mit der Natur zu verbessern.»
Glaubwürdigkeit als höchstes Gut
Rektor Christian Leumann legte einen Schwerpunkt seiner Rede auf die Nachwuchsförderung, welche die Universität Bern in den letzten drei Jahren intensiv beschäftigt habe. «Unter Einbezug aller Fakultäten und Stände konnten wir dieses Jahr die neu definierten Nachwuchsförderungsmassnahmen universitätsweit umsetzen», so Leumann. Er wies auch auf die anstehenden Herausforderungen der Universität hin, gerade bei der Infrastruktur. «Man kann uns nicht vorwerfen, dass wir hier zusammen mit der Erziehungs- und Baudirektion nicht innovativ sind. Wir haben zum Beispiel für die Studierenden der Medizin im ersten Semester das Kino Alhambra in der Stadt Bern umgebaut und nutzen dieses nun als Vorlesungssaal.» Zur Uni gehörten einige Gebäude, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen.
Zum Schluss kam der Rektor auf ein Wort zu sprechen, das bei den Resultaten einer breit angelegten Imageumfrage der Universität Bern an erster Stelle stand: «glaubwürdig». Daran gelte es auch in Zukunft festzuhalten: «Als Universität bleiben wir nur dann glaubwürdig, wenn wir weiterhin nach den höchsten ethischen Grundsätzen und unabhängig von wirtschaftlichem und politischem Einfluss forschen können.»
Die Universität im Jahr des Klima- und Frauenstreiks
Die Ansprache von Regierungsräten Christine Häsler, der Erziehungsdirektorin des Kantons Bern, stand im Zeichen der Nachhaltigkeit. Das Thema sei diesen Sommer im wahrsten Sinne des Wortes «brandaktuell» gewesen: «Nicht nur wegen dem erfreulichen Engagement der Klimajugend, sondern auch wegen der enormen Anzahl Waldbrände im Amazonas-Gebiet.» Für mehr Nachhaltigkeit brauche es Allianzen von der Klimajungend bis hin zur Uni und zur Wirtschaft. An der Universität Bern sei das Thema Nachhaltigkeit seit vielen Jahren als Schwerpunkt etabliert. «Mit ihrem Engagement hat die Universität Bern eine mittlerweile weltweit wahrnehmbare Ausstrahlung erreicht, auf die sie stolz sein darf», so Häsler.
Aber nicht nur die Sorge um das Klima habe in diesem Jahr die Massen bewegt, «auch wir Frauen schafften das», fügte die Regierungsrätin an. Der Frauenstreiktag habe gezeigt, dass es noch viel zu tun gibt – das gelte auch für die Universität. «Frauen in Führungspositionen sind immer noch die Ausnahme, aber der Anteil der Professorinnen steigt.» Gerade in jüngster Zeit sei an der Uni Bern viel unternommen worden, um die Situation zu verbessern. «Ich kann Ihnen versichern: Mir ist dieses Thema sehr wichtig und es ist auch der Universitätsleitung sehr wichtig», schloss Christine Häsler.
«Es gibt keine Uni, die mir mehr am Herzen liegt»
Als dritter Redner betrat Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der NASA und Alumnus der Universität Bern, die Bühne. Er erinnerte sich in seiner Ansprache an seine eigene Studienzeit an der Uni Bern und zeigte sich stolz darauf, «dass die Uni so gut ist. Sie bietet gewöhnlichen Menschen wie mir eine aussergewöhnliche Ausbildung.» Keine andere Uni läge ihm mehr am Herzen, obwohl er inzwischen tausende kennengelernt habe.
Danach sprach Thomas Zurbuchen den Wert der Bildung an. «Bei der Bildung geht es nicht darum, ein Ziel aus der Kindheit zu erreichen, sondern darum, Ziele zu finden, an die man nie gedacht hätte» – wie bei seiner eigenen Karriere. Gerade auch für die Bildung der Bürgerinnen und Bürger hätten die Universitäten eine entscheidende Bedeutung. «Eine öffentliche Universität wie diese ist ein Juwel.» Zuletzt lobte Zurbuchen das Wissenschaftsfest der Universität Bern «Bern im All», das diesen Sommer stattgefunden hatte. «Die Universität hat genau das Richtige getan: ihre Forschungsexzellenz und -geschichte mit allen Beteiligten zu feiern!»
Mobilität als Herausforderung für den Mittelbau
Die letzte Ansprache hielt Stefan Emmenegger, Präsident der Mittelbauvereinigung der Universität Bern (MVUB). «Ich möchte auf eine ganz zentrale universitäre und gesellschaftliche Herausforderung aufmerksam machen: Mobilität», begann Emmenegger. Für den Mittelbau seien bei der Mobilität Anstrengungen in mehreren Dimensionen angezeigt. Drei davon griff er exemplarisch heraus. «Mobilität fordert uns in der Dimension Beweglichkeit. In beruflich-sozialer Hinsicht geht es dabei um flexible Arbeitszeiten, Jobsharing, Homeoffice oder Doppelkarrieren.» Auch bezüglich der Unabhängigkeit fordere die Mobilität den Mittelbau. Die Laufbahnplanung müsse flexibel sein und sich auch an alternativen Karrierestrukturen orientieren können. Und drittens beanspruche Mobilität den Mittelbau in der Dimension Austausch: «Lehrveranstaltungen und Stundenpläne müssen flexibel gestaltet sein, damit anspruchsvolle Themen adäquat mit Studierenden behandelt werden können.» Um sich den Herausforderungen der Mobilität zu stellen, seien alle Beteiligten der nationalen Hochschullandschaft gefordert: «Ohne Kooperation keine Mobilität.»
Acht Ehrendoktorate
Der Höhepunkt des Anlasses folgte zum Schluss: Die Verleihung der Ehrendoktorate und akademischen Preise. Insgesamt wurde acht Personen die Würde eines Doctor honoris causa verliehen. Ein Würdeträger konnte an der Feier leider nicht persönlich anwesend sein. Mit Spannung erwartet wurde vor allem die Ehrung von alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Der Senat und die Universitätsleitung verliehen ihm den Ehrendoktortitel unter anderem für seinen unermüdlichen Einsatz für die schweizerische Hochschullandschaft während seiner Zeit als Bundesrat.
An der Stiftungsfeier wurden zudem neun Persönlichkeiten akademische Preise persönlich übergeben.
DER DIES ACADEMICUS
Der Dies academicus erinnert an die Gründung der Universität Bern im Jahre 1834. Die Stiftungsfeier der Universität Bern findet jährlich am ersten Samstag im Dezember statt. Auf der Website zum Dies academicus finden Sie weitere Impressionen vom Anlass, Informationen zu allen Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren sowie Preisträgerinnen und Preisträgern.
ZUM AUTOR
Ivo Schmucki arbeitet als Redaktor bei Media Relations und Corporate Publishing in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.