«UniHack»: Selbstfahrende Roboter in 24 Stunden
Rund 20 Studierende nahmen am letzten Wochenende die Herausforderung an, in 24 Stunden einen selbstfahrenden Roboter zu programmieren. Trotz Schlafmangel wurde auch am Samstagnachmittag kurz vor Schluss noch eifrig getüftelt in der UniS. Ein Besuch am Hackathon «UniHack».
Auf den Tischen im Foyer des UniS-Gebäudes stehen leere Energydrink-Dosen, daneben nutzt ein Teilnehmer gerade eine Sitzbank als Schlafgelegenheit. Im angrenzenden Seminarraum sitzen Studierende in kleinen Gruppen hinter Laptops. Sie tippen, diskutieren, reiben sich die müden Augen. Auf dem Boden im Flur ist mit schwarzem Klebeband ein Parcours eingezeichnet. Darauf bewegt sich ein kleines Roboterauto langsam vorwärts, ganz ohne Fernsteuerung.
Nicht nur für «Nerds»
Der «UniHack» ist eine kollaborative Soft- und Hardwareentwicklungsveranstaltung, die von Studierenden der Fachschaften Mathematik und Informatik sowie Physik und Astronomie organisiert wird. Rund 20 Teilnehmende haben sich in kleinen Teams angemeldet, um sich der Challenge zu stellen: In 24 Stunden einen mit Sensoren oder Webcams ausgestatteten Roboter so zu programmieren, damit er den vorgegebenen Parcours selbständig absolviert.
Zu Beginn des Hackathons am Freitagabend haben die Organisatoren verschiedene Workshops angeboten, in denen die Teilnehmenden Programmiersprachen und weitere Grundlagen zur Lösung der Challenge kennenlernen konnten. Programmierkenntnisse sind für die Teilnahme nicht nötig, Studierende aller Fachrichtungen können mitmachen. «Etwa die Hälfte der Teilnehmenden studieren Informatik oder ein ähnliches Fach. Die andere Hälfte hat einen anderen Hintergrund», sagt Patrick Hodel, Präsident der Fachschaft Mathematik und Informatik und Mitorganisator des Events. Einige Leute, die zuvor noch nie programmiert haben, seien «richtig aufgeblüht». Das freue ihn sehr, meint Hodel.
«Praktische Erfahrungen mit Fun verbinden»
Die Idee zu einem Hackathon an der Uni Bern hatten Patrick Hodel und seine OK-Kollegen Andreas Gsponer, Fabio Bertagna und Yannik Dällenbach von anderen Hackathons, an denen sie selbst schon teilgenommen haben. «Ich war zum Beispiel schon am HackZurich, das ist eine riesige Veranstaltung mit hunderten Teilnehmenden aus der ganzen Welt», sagt Andreas Gsponer. Wie bei allen Hackathons geht es auch an diesem Wochenende in der UniS darum, Spass zu haben, sich gegenseitig zu helfen, Wissen auszutauschen und gemeinsam zu lernen. «Wir möchten das Interesse an der Informatik wecken», sagt Patrick Hodel. Fabio Bertagna fügt an: «und praktische Erfahrungen mit Fun verbinden.»
Die Organisatoren sind zufrieden mit ihrem Anlass. Probleme hätte bisher einzig die Hardware bereitet. Andreas Gsponer erklärt: «Bei einigen Roboter mussten wir Räder oder Sensoren austauschen.» Ansonsten laufe es bisher toll, sagt Patrick Hodel. «Wir haben mit der UniS eine ideale Location für den Event gefunden. Und die Informatikdienste der Uni waren sehr hilfsbereit.» Geschlafen hätten sie gestaffelt, und nur wenig. Aber das gehöre dazu, sagt Fabio Bertagna: «Alle haben ups und downs.»
Abwechslung zum Uni-Alltag bei «Lama_007»
Nach gut 20 Stunden Hackathon befindet sich das Team, das sich selbst den Namen «Lama_007» gegeben hat, mitten in den Vorbereitungen für die anstehende Abschlusspräsentation. Zum Team gehören BWL-Student Baschi, Psychologie-Student Felix und Informatik-Student Steve. Felix erklärt die Zusammensetzung: «Baschi und ich kennen uns aus dem Academic Surf Club. Als wir uns entschieden hatten, am UniHack teilzunehmen, haben wir mit Steve noch einen Crack ins Team geholt.» Geschlafen haben die drei in der letzten Nacht kaum. Trotzdem sind sie immer noch gut gelaunt.
Das Team hat grossen Gefallen gefunden am Hackathon: «Es ist ein kleiner Anlass, aber alle sind voll angespornt, etwas zu erreichen», so Felix. Steve erkennt einen spezifischen Nutzen: «Vor allem Studierende, die nicht aus der Informatik kommen, können in diesem Umfeld sehr viel profitieren.» Baschi, der vor dem UniHack noch nie programmiert hat, sagt: «Ich habe zu Beginn gemerkt, dass mir der Einstieg mit der Python-Programmiersprache für die Roboter zu steil ist. Darum habe ich mich mit CSS und HTML befasst und eine Website für unseren Roboter angelegt und wurde dabei von den Organisatoren super unterstützt. Ich kann hier sehr schnell ein Verständnis für die Materie entwickeln und es ist mal was anderes, als der Frontalunterricht im Uni-Alltag.»
Gemeinsam tüfteln, ohne Druck
Es sind nur noch zwei Stunden Zeit bis zur Schlusspräsentation. Hektik kommt aber weder bei den Teams noch bei den Organisatoren auf. Die Gelassenheit widerspiegelt den Geist am UniHack: Das gemeinsame Tüfteln und Weiterkommen scheint wichtiger zu sein, als das Endergebnis. «Genau», sagt Andreas Gsponer, «es geht uns mehr darum, eine Möglichkeit zum Ausprobieren zu bieten. Es gibt keinen grossen Druck.» An der Schlusspräsentation wird dementsprechend auch kein Siegerteam gekürt. Wird es wieder einen UniHack geben? «Ich denke schon, wir werden aber nächstes Mal mehr Zeit für die Organisation einplanen», schmunzelt Fabio Bertagna. Patrick Hodel sagt: «Wir haben schon viele Ideen für andere Challenges. Eine Möglichkeit wäre es auch, Firmen einzuladen, die eine Challenge mitbringen. Die Ergebnisse können dann im Unternehmen angewendet werden. Wir sind offen für eine solche Ausgestaltung.»
ÜBER DEN UNIHACK
Der Hackathon «UniHack» fand am Freitag, 29. März und Samstag, 30. März 2019 in der UniS statt. Der Anlass wurde von den Fachschaften Mathematik und Informatik sowie Physik und Astronomie organisiert und von den Sponsoren AdNovum, inpeek und M&S finanziell unterstützt. Der Event richtete sich an alle Studierende der Universität Bern. Die Teilnehmenden Teams hatten 24 Stunden Zeit, um einen selbstfahrenden Roboter zu programmieren.
Mehr Fotos und Informationen zum UniHack gibt es in Kürze auf der UniHack-Website: https://unihack.ch/
ZUM AUTOR
Ivo Schmucki arbeitet als Redaktor bei Media Relations und Corporate Publishing in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern. Er ist Themenverantwortlicher «Natur und Materie».