Zweitletzte Station vor Reise ins All für Weltraumteleskop CHEOPS
Das Weltraumteleskop CHEOPS (CHaracterising ExOPlanet Satellite) wurde heute ein letztes Mal Medienschaffenden in Madrid vorgeführt, bevor es zum Weltraumbahnhof Kourou verschifft wird. Von dort wird CHEOPS im Herbst 2019 die Reise ins All antreten. Eine Erfolgsgeschichte für den Forschungsstandort Schweiz – und die Universität Bern. Ein Rück- und Ausblick.
CHEOPS besteht aus einem Weltraumteleskop, das von der Universität Bern entwickelt und zusammengebaut wurde, und einer Satellitenplattform, die das Teleskop tragen und dessen Betrieb im All ermöglichen wird.
Tests bestanden: Time to Say Goodbye
In der heutigen Medienkonferenz in Madrid durften Medienschaffende das Weltraumteleskop vor der Reise über den Atlantik zum Weltraumbahnhof Kourou begutachten – und verabschieden. Denn Experten befanden kürzlich, dass das Weltraumteleskop CHEOPS bereit ist für die Reise ins All. Der Medienanlass gab Forscherinnen und Forscher Anlass, von technischen Herausforderungen und wissenschaftlichen Zielen zu berichten. Darunter war auch Dr. Christopher Broeg vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern.
Suche nach Leben im All
CHEOPS ist ein Weltraumteleskop, welches den Durchmesser von bereits entdeckten Exoplaneten mithilfe der sogenannten Transitmethode bestimmen wird. Hatten Forscherinnen und Forscher zuvor bereits die Masse des untersuchten Himmelskörpers mit der sogenannten Radialgeschwindigkeits methode bestimmt, können sie nun die Dichte des Planeten berechnen. Diese verrät ihnen, ob es sich um einen Gasriesen wie Jupiter oder Saturn handelt oder um einen Gesteinsplaneten ähnlich der Erde. CHEOPS kann sogar kleine Exoplaneten mit erdähnlichem Durchmesser untersuchen. Die interessantesten Objekte werden dann als Ziele für die nächsten Generationen von Instrumenten dienen, mit denen sogar das Studium der Atmosphäre von Exoplaneten möglich sein soll.
Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, potenziell lebensfreundliche Planeten zu finden.
Damit soll aber auch die Entstehung sowie Entwicklung von Planetensystemen besser verstanden und geklärt werden, ob unser Sonnensystem typisch oder einzigartig im Universum ist – auch mit Blick auf die Erde und ihre Fähigkeit, Leben zu erhalten.
Erste ESA-Mission unter Schweizer Leitung
Zum ersten Mal ist die Schweiz, gemeinsam mit der ESA, für eine ganze Mission und nicht nur für ein einzelnes Instrument oder einen Teil davon verantwortlich. Das Weltraumteleskop wurde am Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern entwickelt, zusammengebaut und getestet. ««CHEOPS ist ein Höhepunkt der 50-jährigen Erfolgsgeschichte der Schweizer Wissenschaft und Industrie, die an vorderster Front der Weltraumforschung dabei sind», sagt der Leiter der Mission, Willy Benz, Professor für Astrophysik am Physikalischen Institut der Universität Bern.
Timeline: 5 Jahre CHEOPS
Herbst 2019
CHEOPS reist zum Weltraumbahnhof Kourou auf Französisch Guayana, von wo er im Herbst 2019 starten soll. Das Startfenster liegt zwischen 15. Oktober bis 14. November 2019. Künstlerische Darstellung von CHEOPS über der Erde. Bild: ESA
29.03.19
ESA lädt zu einer Pressekonferenz in Madrid ein, um CHEOPS zu bewundern bevor dieser nach Französisch Guayana verschifft wird, von wo er seine Reise ins All antreten wird. Dr. Christopher Broeg vom Center for Space and Habitability (CSH) vertritt die Universität Bern.
19.02.19
In einem offiziellen Statement informiert die ESA, dass Expertinnen und Experten befinden, dass CHEOPS bereit für die Reise ins All ist.
2018/2019
CHEOPS reist zunächst in die Niederlande und danach zurück zu Airbus nach Spanien, wo der Satellit weiteren Tests unterzogen wird.
August 2018
Der komplette Satellit kehrt nach Bern zurück und wird anschliessend im Reinraum der RUAG bei Zürich einer Reihe von Tests unterzogen. Im Beisein des damaligen Bundesrats Johann N. Schneider-Ammann und zahlreichen Medienschaffenden werden die Platten mit den miniaturisieren und eingravierten Kinderzeichnungen auf dem Satelliten feierlich enthüllt. Willy Benz (Mitte) erklärt Bundesrat Schneider-Ammann (links) Details des Satelliten. Rechts: Rektor Christian Leumann. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.
10.04.18
Das Weltraumteleskop CHEOPS (CHaracterising ExOPlanet Satellite) ist fertig gebaut und verlässt die Universität Bern Richtung Madrid, wo es auf der Satellitenplattform eingebaut wird. Das CHEOPS-Teleskop im Reinraum der Universität Bern. Bild: Thomas Beck / Universität Bern
2015
Rund 2700 Kinderzeichnungen sollen mit dem CHEOPS-Weltraumteleskop ins All fliegen. In diesem Jahr konnten Kindern aus der Schweiz und ganz Europa ihre fantasievollen Bilder mit Planeten, Raketen und Ausserirdischen einreichen. CHEOPS unterwegs: Zeichnung einer 12-Jährigen aus Bern. © CSH, Universität Bern
2014
CHEOPS geht in die Umsetzungsphase. Das Teleskop wird am CSH zusammengebaut, getestet und geeicht. Strukturmodell von CHEOPS. Bild: Adrian Moser / Universität Bern
2014
CHEOPS ist kaum 18 Monate nach dem Zuschlag unter der Leitung des «Center for Space and Habitability» der Universität Bern bereits baureif. Dies vor allem dank der guten Beziehungen zwischen den Schweizer Teams, der Industrie und der ESA.
2012
Das Schweizer Weltraumprojekt CHEOPS erhält den Zuschlag für die erste sogenannte «S-class»-Mission («S» steht für small) des Wissenschaftsprogramms der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit den neuen «S-class»-Missionen will das ESA-Wissenschaftsprogramm innovative Forschungsprojekte mit ausgeklügelten Ideen fördern, welche auch mit kleineren Missionen bedeutende Resultate liefern können.
CHEOPS und der Forschungsstandort Schweiz
CHEOPS ist eine Mission der ESA, die in Zusammenarbeit mit der Schweiz umgesetzt wird, und zwar über das Swiss Space Office (SSO), einer Abteilung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Die Universität Bern leitet das Konsortium von 11 an der Mission beteiligten und im CHEOPS-Wissenschaftsteam vertretenen ESA-Mitgliedsstaaten. Auch das wissenschaftliche Instrument steht unter der Leitung der Universität Bern, mit bedeutender Beteiligung Italiens, Deutschlands, Österreichs und Belgiens. Weitere Beiträge zum wissenschaftlichen Instrument in Form technischer Ausrüstung oder zum wissenschaftlichen Betrieb und der Nutzung kommen aus Großbritannien, Frankreich, Ungarn, Portugal und Schweden. Das Betriebszentrum der Mission steht unter spanischer Verantwortung, das Forschungszentrum befindet sich dagegen an der Universität Genf in der Schweiz.
Mehr Informationen: www.cheops.unibe.ch
Bern im All – Wir feiern 50 Jahre Mondlandung
Als am 21. Juli 1969 Edwin «Buzz» Aldrin als zweiter Mann aus der Mondlandefähre stieg, entrollte er als erstes das Berner Sonnenwindsegel und steckte es noch vor der amerikanischen Flagge in den Boden des Mondes. Das Solarwind Composition Experiment (SWC) war ein erster grosser Höhepunkt in der Geschichte der Berner Weltraumforschung. Heute suchen die Berner Forscherinnen und Forscher unter anderem nach Spuren von Leben in den Tiefen des Alls und schicken Hochpräzisionskameras zum Mars. Vom 27.–30. Juni 2019 steht Bern ganz im Zeichen der Weltraumforschung und der Mondlandung. Gemeinsam mit der Bevölkerung feiert die Universität Bern diesen geschichtsträchtigen Moment – unter anderem mit einem grossen Fest auf dem Bundesplatz.
Bern im All
Wir feiern 50 Jahre Mondlandung
27. – 30. Juni 2019 auf dem Bundesplatz
Ganzes Programm & alle weitern Infos unter Bern-im-All.ch
Zur Autorin
Lea Muntwyler ist Hochschulpraktikantin in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.