«Wir haben einen Team-Spirit entwickelt, der jetzt Früchte trägt»

Die Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern (ZMK Bern) sind Weltspitze: Das globale QS World University Ranking führt die Berner Zahnmedizin zum dritten Mal in Folge unter den Top Ten der weltweit besten zahnmedizinischen Zentren. Anton Sculean, Geschäftsführender Direktor der ZMK, spricht über das Geheimnis des Erfolgs.

Uniaktuell: Herr Sculean, waren Sie vom Ergebnis der Zahnmedizinischen Kliniken im aktuellen QS-Ranking überrascht?
Anton Sculean: Wir waren nicht überrascht, aber doch sehr glücklich, dass wir es zum dritten Mal in Serie in die Top-10 geschafft haben. Das ist enorm schwierig, weil es weltweit mehr als 600 zahnmedizinische Universitätszentren gibt.

Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
Ich führe das in erster Linie auf unsere Forschungsstärke zurück. Wir können seit Jahren deutlich mehr als 100 Originalarbeiten in den besten zahnmedizinischen Zeitschriften publizieren. Unsere klinisch orientierte Forschung erzielt hohe Zitierraten, wovon wir jetzt profitieren.

Studentin der ZMK bei der praktischen Arbeit. © ZMK
Studentin der ZMK bei der praktischen Arbeit. © ZMK

Das QS-Ranking verwendet verschiedene Parameter zur Messung der Leistung. Einer davon ist der h-Index. Was bedeutet das?
Der sogenannte h-Index ist der Hirsch-Index, der heute international benutzt wird, um einzelne Forschende bezüglich ihrer Zitierhäufigkeit zu bewerten. Ein h-Index von 50 zum Beispiel ist eine Autorin oder ein Autor, die oder der 50 Publikationen mit mindestens je 50 Zitierungen aufweisen kann. Ein h-Index von 100 wären dann 100 Publikationen mit mindestens je 100 Zitierungen. Das ist ein extrem hoher Wert, den an der Uni Bern nur ganz wenige Forschende haben. Die Analyse erfolgt über das Web of Science, eine riesige Zitations-Datenbank, welche allen zugängig ist.

In der Forschung sind die ZMK also sehr stark, bewertet wird aber auch die Reputation. Wie sieht es da aus?
Dazu gibt es zwei Parameter. Beim Parameter «Academic Reputation» schaffen wir es in der Regel in die Top-20, beim Parameter «Employer Reputation» liegen wir immer etwas zurück, was aber nicht weiter erstaunt, ist Bern doch eine kleine Stadt im Vergleich zu den Metropolen, in denen die Konkurrenz angesiedelt ist. Die Uni Bern ist allgemein stärker bei den Zitierindizes und etwas schwächer bei der Reputation.

Unterricht in neuen digitalen Techniken der Zahnmedizin. © ZMK
Unterricht in neuen digitalen Techniken der Zahnmedizin. © ZMK

Wird im Ranking auch die Lehre beurteilt?
Nein, die Lehre wird bei diesem Ranking nicht berücksichtigt. Sie wäre aber auch schwierig zu beurteilen, das ginge ja nur über die Befragung von Studierenden, was bei mehr als 600 zahnmedizinischen Zentren schwierig sein dürfte.

Die Organisationform der ZMK als fünf eigenständige Kliniken ist eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Institutionen. War das ein Vor- oder Nachteil?
Das ist dann ein Vorteil, wenn die fünf Kliniken eng zusammenarbeiten. Das optimiert die Nutzung vorhandener Ressourcen und die Förderung von Synergien. In diesem Bereich haben wir in den letzten 10 Jahren grosse Fortschritte gemacht. Es gelang uns, an den ZMK Bern einen gemeinsamen Team-Spirit zu entwickeln, der jetzt Früchte trägt.

Einblick in eines der fünf neuen zmk-Labore im Dental Research Center (DRC) im Gebäude von sitem-insel. © ZMK
Einblick in eines der fünf neuen zmk-Labore im Dental Research Center (DRC) im Gebäude von sitem-insel. © ZMK

Seit August 2019 sind die Labors der ZMK im neuen sitem-insel-Gebäude untergebracht, dem Schweizer Zentrum für Translationsmedizin. Was wird dort erforscht?
Es sind fünf Labors, welche zum Teil seit Jahrzehnten in der translationalen Forschung aktiv sind. Das heisst, wir machen präklinische Forschung mit einer klinischen Fragestellung, welche mittelfristig zu neuen oder zu einer Verbesserung von bestehenden Behandlungsmethoden führen soll. Der Patientennutzen ist zentral bei diesem Ansatz.

Ihr Fachgebiet ist die Parodontologie. Was fasziniert Sie daran?
Die Parodontologie gilt als Basisfach für die Durchführung aller anderen zahnmedizinischen Therapien – zum Beispiel Füllungstherapie, Kronen und Brückenprothetik sowie Implantologie – und ist darüber hinaus mit der inneren Medizin, etwa der Rheumatologie und Frauenheilkunde verbunden. Da die meisten Patientinnen und Patienten die Zähne wegen Parodontitis und Karies verlieren, spielt die Parodontologie eine entscheidende Rolle für die Sicherung der Mundgesundheit der Bevölkerung.

Welche Ziele wollen Sie mit den ZMK in den nächsten fünf Jahren erreichen?
Wir wollen auf jeden Fall unser Top-Ranking beibehalten und eventuell weiter ausbauen. Dafür ist es notwendig, dass wir unsere Stärke in der translationalen Forschung beibehalten können und die einzigartigen Möglichkeiten voll ausschöpfen, die uns das neugegründete sitem-Zentrum für translationale Forschung bietet, wie die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Industriepartnern und den anderen Forschungsgruppen. Um diese Ziele zu erreichen, ist die enge Vernetzung mit den Kliniken und Instituten des Inselspitals und der medizinischen Fakultät ein absolutes Muss.  Daher ist es unabdingbar, dass das neugeplante Gebäude der ZMK Bern auf dem Insel Campus angesiedelt sein muss.

Über Anton Sculean

Anton Sculean ist Geschäftsführender Direktor der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern und Leiter der Klinik für Parodontologie der ZMK.

Kontakt:

Prof. Dr. med. dent., Dr. h.c., M.S. Anton Sculean
Telefon: +41 31 632 25 78
E-Mail: anton.sculean@zmk.unibe.ch

Über die Zahnmedizinischen Kliniken Bern (ZMK)

Markenzeichen und oberstes Ziel der zmk bern sind Kompetenz und Qualität: Die Zufriedenheit und das Vertrauen der Patientinnen und Patienten sowie die hervorragende Ausbildung der Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen dabei im Zentrum ihres Handelns. Eine grosse Bedeutung kommt auch der klinisch orientierten Forschung, der Weiterbildung von jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten und der Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen in der Privatpraxis zu.

Zur Autorin

Nathalie Matter arbeitet als Redaktorin bei Media Relations und ist Themenverantwortliche «Gesundheit und Medizin» in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.

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