48 Jahre an der Uni Bern
Bruno Schlapbach kam als Lehrling an die Universität Bern – und ist geblieben. Ende Jahr geht der Gruppenleiter des Hörraumreservationszentrums in Pension.
Bruno Schlapbach, was beinhaltet Ihre Arbeit genau?Der Hauptteil besteht, wie der Name schon sagt, aus der Buchung von Hörsälen für das Herbst- oder Frühlingssemester. Wir haben momentan fürs Herbstsemester 2021 rund 1’800 und fürs Frühjahrssemester 2022 circa 1’700 Lehrveranstaltungen, die wir in den verschiedenen Uni-Gebäuden unterbringen müssen. Das machen wir unter anderem anhand der erwarteten Besucherzahlen, die jeweils im Voraus im Kernsystem Lehre KSL eingegeben werden. Dazu kommen täglich etwa 50 Anfragen per E-Mail.
Zu Semesterbeginn gibt es dann jeweils eine ziemliche Schieberei, weil beispielsweise mehr Personen zu manchen Veranstaltungen kommen als erwartet. Kompliziert wird es jeweils auch bei gewissen Spitzenzeiten: Montag bis Donnerstag von 10 bis 12 Uhr oder 14 bis 16 Uhr sind sehr beliebt. Ausserdem gibt es ja noch Abendkurse und die über 100 Weiterbildungsangebote mit ganztägigen Veranstaltungen, die wir jeweils in den verschiedenen Gebäuden unterbringen müssen.
Wie sind Sie damals zu Ihrer Arbeitsstelle gekommen?Lange wusste ich nicht, was ich beruflich machen wollte, aber ich habe schon immer gerne gewerkelt und gebastelt. Im Stadtanzeiger sah ich dann ein Inserat der Universität Bern, bewarb mich und konnte im April 1973 die Lehre als Feinmechaniker im Theodor Kocher Institut beginnen. Wir hatten eine kleine, familiäre Apparatewerkstatt, in der wir Teile für das Inselspital, Chemielabors und mehr angefertigt haben. Von anderen Lernenden habe ich gehört, dass sie das erste Jahr nur Teile feilen mussten. Das war bei uns absolut nicht der Fall. Klar gab es auch solche Tage, das gehört ja auch dazu. Ich konnte aber sofort voll mitarbeiten, und jeden Tag war etwas Neues und Interessantes dabei.
Nach der Lehre und der Rekrutenschule konnte ich dann beim Hausdienst im Hauptgebäude einspringen, als dort krankheitshalber jemand ausfiel. Dort habe ich Unterhaltsarbeiten erledigt, Sachen geflickt und Raumanfragen beantwortet, damals noch per Brief. Mit der Universität wuchsen auch die Anzahl der Anfragen, also wurde das Hörraumreservationszentrum geschaffen. Der Betrieb mit den Studierenden ist dreimal grösser geworden: zu Beginn meiner Tätigkeit waren es 6’000 Studierende, heute sind es über 19'000.
Hat sich auch Ihre Arbeit über die Jahre hinweg verändert?Anfangs hatten natürlich alle noch eine Schreibmaschine im Büro, Computer gab es noch nicht. Die Lehrveranstaltungen wurden noch händisch auf je einem A4-Blatt pro Wochentag eingetragen und im Eingangsbereich des Hauptgebäudes aufgehängt. Irgendwann bekamen wir dann auch einen Computer ins Büro gestellt, weil gewisse Anfragen nur noch per E-Mail kamen. Im Jahr 2000 kam dann das elektronisches Hörraum-Verwaltungssystem HVS, ab Herbstsemester 2012 wurde dieses durch das Kernsystem Lehre KSL abgelöst.
Wollten Sie nie eine andere Stelle suchen?Gar nie. Ich kann am Abend heimgehen und zufrieden sein mit dem, was ich geleistet habe. Ich komme einfach gerne zur Arbeit. Es ist ein wenig wie mein zweites Zuhause. Das Alltagsleben mit den Studierenden, mit den Leuten vor Ort gefällt mir sehr. Hätte ich mich gelangweilt, hätte ich wohl eher eine neue Stelle gesucht.
Ich wurde natürlich ab und zu darauf angesprochen, ob es nicht schade sei, ich hätte doch eigentlich eine Lehre als Feinmechaniker gemacht. Aber mir stehen an der Universität ja so viele Möglichkeiten offen. Ich flicke immer noch oft kleinere Sachen, wir haben hierfür eine kleine Werkstatt.
An welche Begebenheiten erinnern Sie sich noch heute?Dazu gehören sicher die Umbauten, angefangen mit der Bibliothek hier im Hauptgebäude, wo ich arbeite. Oder die Proteste im Jahre 2009, als Studierende in der ganzen Schweiz die Uni-Aulas besetzt haben. Den Vorlesungsbetrieb musste man damals in den Aulas natürlich stoppen und Alternativen bieten. Das war intensiv, weil wir nie wussten, ob die Leute am nächsten Tag noch da waren.
Der Corona-Lockdown war natürlich auch ein bleibendes Erlebnis. Wir hatten kaum mehr Anfragen, weil der Betrieb stark runtergefahren wurde. So konnten wir aber mehr Zeit nutzen für längerfristige Projekte. Es ist schön, dass die Studierenden nun wieder vor Ort sind. Ich habe den Eindruck, dass schon ein starker Wunsch nach Präsenz da ist.
Ist das Angebot an Räumlichkeiten etwas, was Ihre Abteilung noch beschäftigen wird?Längerfristig wird es für das Team sicher zur Herausforderung, dass wir genügend Räumlichkeiten haben, der Bedarf wurde über die Jahre hinweg nicht kleiner. Die Pandemie hat dem zwar etwas entgegengewirkt, aber das ist auf jeden Fall eine Entwicklung, die man im Auge behalten muss. Und was steht nach der Pensionierung bei Ihnen an?
Ich arbeite ja schon zeitlich verschoben im Früh- oder Spätdienst, daher wird die Pensionierung kein abrupter Schnitt. Mein letzter Arbeitstag wird am Semesterende sein. Dann freue ich mich, das Leben etwas spontaner gestalten zu können. Vielleicht hängt das auch zusammen mit der ganzen Planerei, die ich bei der Arbeit mache.
Vor einer Weile haben meine Frau, die übrigens als Putzkraft ebenfalls im Hauptgebäude arbeitet, und ich uns auch wieder einen Hund zugetan, wir haben seit jeher Hunde. Tarek und ich werden also viel Auslauf haben. Im Sommer sind wir oft am Murtensee, im Winter in den Bergen. Generell freue ich mich, wieder mehr draussen zu sein, spazieren zu gehen, zu reisen. Vielleicht legen wir uns sogar einmal ein Wohnmobil zu? Wir lassen das mal auf uns zukommen.
Über das Hörraumreservationszentrum HZR
Per 1. November folgt auf Bruno Schlapbach Daniel Tröhler als Gruppenleiter des HRZ. Neu dazu stösst ausserdem Corinne Soltermann als Sachbearbeiterin. Kontakt: Telefon +41 31 684 51 00, E-Mail hrz.hg.bt@unibe.ch
Zur Autorin
Isabelle Aeschlimann arbeitet als Führungsunterstützung in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.