Als Frau* Raum einnehmen: Feministische Sommeruni

Toilet Talks, eine Filmpremiere und Slampoetin Fatima Moumouni: Die erste Feministische Sommeruni in Bern bietet ein vielgestaltiges Programm zur Förderung des Austauschs zwischen Theorie und Praxis. Die Abteilung für Gleichstellung veranstaltet sie im Rahmen ihres 30-jährigen Bestehens am 10. und 11. Juni 2021.

Von Luna Greco 03. Juni 2021

Vielfältige Themen und Begegnungen mit namhaften Persönlichkeiten: Feministische Sommeruni 2021. © Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern
Vielfältige Themen und Begegnungen mit namhaften Persönlichkeiten: Feministische Sommeruni 2021. © Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern

Die feministische Sommeruni will miteinander ins Gespräch bringen und Interesse an feministischen Themen wecken und fördern. Dazu bieten verschiedene Akteur*innen aus der feministischen Theorie und Praxis Workshops und Inputs an. Alle Veranstaltungen sind öffentlich, kostenlos und werden online übertragen. Vor allem sind sie offen für alle Menschen, die sich mit feministischen Themen auseinandersetzen wollen.

Blick aufs Programm

Die Themen sind vielfältig: UNO-Frauenrechtskonvention, Gender Pay Gap und intersektionelle Perspektive, aber auch emanzipatorische Techniknutzung im Wohnraum («Smarte Wohnutopien)», die Symbolkraft von Maskierungen oder Machtverhältnisse in öffentlichen Toiletten zählen dazu.

Ein Highlight der feministischen Sommeruni ist der Schreib- und Performancebasics-Workshop der Slampoetin Fatima Moumouni: Seit Ende 2011 als Spoken Word Performerin auf den Bühnen im deutschsprachigen Raum unterwegs, gewann sie 2019 zusammen mit Laurin Buser den Teamwettbewerb der Schweizer Meisterschaften im Poetry Slam wie auch die deutschsprachigen Meisterschaften in Berlin. Moumouni arbeitet zudem als Moderatorin und gibt Schreibworkshops.

In ihren Texten setzt sich Moumouni kritisch mit Gender, Gleichberechtigung, Rassismus und Migrationsthemen auseinander. In einem Artikel zum Frauenstreiktag 2019 schreibt sie: «Feminismus hört nicht auf, sobald man sich selbst wohlfühlt»: Will heissen: Feminismus ist als politische Bewegung nicht mit Ausruhen kompatibel. Feminismus ist Arbeit: Es gibt noch viel zu tun. Alles andere, so Fatima Moumouni, sei kein Kampf für Gleichberechtigung, sondern im besten Fall Selbstoptimierung.

Fatima Moumouni: «Feminismus hört nicht auf, sobald man sich selbst wohlfühlt». © zvg
Fatima Moumouni: «Feminismus hört nicht auf, sobald man sich selbst wohlfühlt». © zvg

In ihrem Workshop bringt Fatima Moumouni den Teilnehmenden näher, wie sie einen Text zu schreiben beginnen können, wie ein Text auf der Bühne performt werden kann und wie Schreibideen zu Themen der sozialen Gerechtigkeit umgesetzt werden können.

Eine Schweizer Filmpremiere

Am Abend des 10. Juni feiert eine Film über die «feministische Sprachpäpstin» («EMMA») Premiere: «Luise F. Pusch. Hindernislauf mit Happy End» widmet sich der feministischen Linguistin und Glossenschreiberin, Erfinderin der systematischen Frauenbiografik, Schöpferin der Datenbank fembio.org und lesbischen Autorin. Basierend auf Gesprächen mit Luise F. Pusch und ihrer langjährigen Partnerin Joey Horsley hat Madeleine Marti ein filmisches Porträt einer Frau erstellt, die als Frauensprachlerin den gesamten deutschsprachigen Raum geprägt hat.

Die feministische Linguistin Luise F. Pusch (rechts) mit ihrer Partnerin Joey Horsley. © zvg
Die feministische Linguistin Luise F. Pusch (rechts) mit ihrer Partnerin Joey Horsley. © zvg

Puschs Buch «Das Deutsche als Männersprache» wurde vom Suhrkamp-Verlag herausgegeben und ein Bestseller, hatte jedoch auch zur Folge, dass ihre wissenschaftliche Karriere stagnierte. Im Film sagt Luise F. Pusch: «Meine Karriere bekam einen Bruch, nachdem ich mich auf feministische Linguistik spezialisiert hatte.» Aufgrund ihrer Habilitation und wissenschaftlichen Publikationen war sie zwar hochqualifiziert, wurde aber nie zur Professorin berufen.

An die Filmvorführung wird sich ein Gespräch mit der Regisseurin Madeleine Marti und ihrer Protagonistin Luise F. Pusch zusammen mit ihrer Partnerin Joey Horsley anschliessen, das Corinne Rufli vom Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) moderiert.

Ein Tanzstück zum Schluss

Eine Tanzperformance wird die feministische Sommeruni abschliessen: Die dreiköpfige FLUX Crew macht sich «RAUM EINNEHMEN» zum Thema. Dazu heisst es im Programm: «Ein Aspekt, welcher immer wieder vorkommt, wenn mensch als Frau gelesen wird, ist Raum einnehmen oder besser gesagt, ihn nicht einzunehmen. Sei dies in physischer Form, durch Lautstärke, Präsenz oder Körpermasse.» Was passiert, wenn Frauen mit der Frage nach ihrem Platz im Raum konfrontiert werden, lässt sich dort erfahren.

Gleichstellung an der Universität Bern

Die Universität bekennt sich zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie fördert mittels effektiver Gleichstellungsinstrumente und Karrieremodelle den Erfolg von Frauen und Männern im Wissenschaftsbetrieb. Die Universität Bern verfügt deshalb über eine universitäre Kommission, eine Abteilung für Gleichstellung sowie über fakultäre Gleichstellungsgremien.

Zur Autorin

Luna Greco ist Praktikantin in der Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern. Sie ist verantwortlich für die Organisation der feministischen Sommeruni 2021.

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