Die Ausnahmeathletin sprintet aufs Podest

Die erfolgreiche Hürdensprinterin Noemi Zbären und ihr Team belegen mit ATANIS Biotech den ersten Platz beim diesjährigen Berner Business Creation Wettbewerb STAGE UP. Das Spin-off der Universität Bern hat ein neuartiges Diagnoseverfahren für verschiedene Allergien entwickelt.

Von Mirjam Viviani 16. Mai 2022

Das erstplatzierte Team ATANIS Biotech im Goldregen: Alexander Eggel, Noemi Zbären und Thomas Kaufmann. © Fabian Gfeller
Das erstplatzierte Team ATANIS Biotech im Goldregen: Alexander Eggel, Noemi Zbären und Thomas Kaufmann. © Fabian Gfeller


Mit Hürden kennt sich die CEO von ATANIS Biotech, Noemi Zbären, aus: Die Spitzensportlerin belegt abseits des Labors Bestzeiten im 100-Meter-Hürdenlauf. Sie präsentierte sich im Berner Business Creation Wettbewerb STAGE UP als die treibende Kraft des jungen Spin-offs der Universität Bern, ATANIS Biotech. «Wir haben ein neuartiges Diagnoseverfahren für diverse Allergien – wie zum Beispiel saisonale Pollenallergien – entwickelt», sagt Noemi Zbären. Zusammen mit den weiteren Gründungsmitgliedern von ATANIS Biotech, Prof. Dr. Alexander Eggel, Prof. Dr. Thomas Kaufmann und MD, Prof. em. Jean-Pierre Kinet, nahm sie am diesjährigen STAGE UP teil – und setzte sich gegen rund 50 Mitbewerbungen im Wettbewerb, der ein halbes Jahr dauerte, durch.

Bahnbrechende Innovation

«Die Innovation unseres Diagnoseverfahrens besteht in einer neuen in-vitro-Zellkultur, mit der wir fast beliebig viele reife Mastzellen generieren können – diese Zellen wurden so konzipiert, dass sie sich genau wie die allergischen Zellen in unserem Körper verhalten», erklärt Zbären. «Mit einer kleinen Menge Patientenserum können wir in einem Reagenzglas allergische Reaktionen nachahmen und quantifizieren – schmerzhafte Hautstichtests, sogenannte Pricktests, werden dank unserer Innovation hinfällig», erläutert Alexander Eggel. Entwickelt wurde das Diagnoseverfahren am Departement für klinische Forschung (DBMR) und am Institut für Pharmakologie (PKI) der Universität Bern.

Die Jury (Daniel Bloch, Dr. h. e. Eva Jaisli, Frank Ziemer, Nicole Loeb, Patrick Hofer-Noser, Andrea Roch, Philippe Stüdi) fühlt dem Team ATANIS Biotech nach ihrem Pitch auf den Zahn. © Fabian Gfeller
Die Jury (Daniel Bloch, Dr. h. e. Eva Jaisli, Frank Ziemer, Nicole Loeb, Patrick Hofer-Noser, Andrea Roch, Philippe Stüdi) fühlt dem Team ATANIS Biotech nach ihrem Pitch auf den Zahn. © Fabian Gfeller


Die Jury von STAGE UP vergab ATANIS Biotech an der Award Night, die jeweils den Schlusspunkt von STAGE UP markiert, den mit 10'000 Franken dotierten ersten Preis. «Beim neuen Diagnoseverfahren von ATANIS Biotech handelt es sich um eine bahnbrechende Innovation im Bereich der Immunologie, die unbedingt auf den Markt kommen muss», begründet Jury-Vertreter Dr. Patrick Hofer-Noser, Inhaber und Geschäftsführer von 3S Solar Plus AG, diesen Entscheid. Er legte dem Gewinner-Team aber auch ans Herz, sich hundertprozentig für das Jungunternehmen zu engagieren, da ein Start-up nicht im Nebenjob zum Fliegen gebracht werden könne.

Neuer Goldstandard in der Allergiediagnostik

Die Vorhaben des Jungunternehmens sind ambitiös: «Wir wollen unseren Test als «Goldstandard» in der Allergiediagnostik positionieren», so Zbären. Dass die Wissenschaft hinter dem Produkt funktioniere, ist sich das Gründerteam sicher. Für Allergiebetroffene könnte dies der Beginn einer neuen Ära bedeuten. Warum also nicht gross denken? Und doch ist diese Karriere ausserhalb der akademischen Welt herausfordernd. «Wir wachsen immer mehr in die Welt der Start-ups und des Unternehmertums hinein. Rückblickend betrachtet, sind wir ziemlich naiv an die Sache herangegangen und staunen heute, was wir in dieser kurzen Zeit alles dazu gelernt haben», verrät Thomas Kaufmann.

ATANIS Biotech will in den kommenden Wochen ein Seed-Funding im siebenstelligen Bereich sicherstellen. Dennoch freuen sich Noemi Zbären und ihr Team auch über die vergleichsweise bescheidenen 10'000 Franken Preisgeld von STAGE UP. «In einem jungen Start-up wie ATANIS Biotech ist jeder Franken wertvoll», sagt Zbären. Es haben sich schon einige Rechnungen angehäuft und das Preisgeld sei diesbezüglich sehr willkommen. Genauso schätze ihr Team aber auch die Coachings und Workshops, die Netzwerk-Erweiterung und nicht zuletzt auch die mediale Aufmerksamkeit, die die Teilnahme am STAGE UP mit sich gebracht habe.

Überraschungscoup der Jury

Rund 200 Personen verfolgten die STAGE UP-Award Night vor Ort im Bierhübeli. Neben dem Berner Regierungsrat Christoph Ammann, Rektor Prof. Dr. Christian Leumann sowie der Leiterin der Innovationsmanufaktur der Berner Fachhochschule, Christine Geissbühler, nahmen viele renommierte kantonale Unternehmerinnen und Unternehmen teil. Capt’n Greenfin und Sensawear wurden mit dem 2. und 3. Platz ausgezeichnet.

Christine Geissbühler (Berner Fachhochschule) und Rektor Prof. Dr. Christian Leumann im Gespräch. © Fabian Gfeller
Christine Geissbühler (Berner Fachhochschule) und Rektor Prof. Dr. Christian Leumann im Gespräch. © Fabian Gfeller


Die Jury, erfolgreiche und bekannte Persönlichkeiten aus der Wirtschaftspraxis wie beispielsweise Eva Jaisli (CEO PB Swiss Tools) oder Nicole Loeb (Inhaberin Loeb AG), sorgte am Ende der Veranstaltung für einen Überraschungsmoment: Nach der Preisverleihung ergriff Jury-Mitglied-Daniel Bloch, Verwaltungsratspräsident von Chocolats Camille Bloch, das Mikrofon und verlieh den restlichen zwei Finalisten-Teams, YLAH und Compact Motion, spontan die «Schoggi-Medaille». «Uns haben heute Abend alle fünf Finalisten-Teams überzeugt – sie alle haben auszeichnungswürdige Projekte präsentiert, weshalb die Jury spontan die Regeln angepasst hat», erklärte Bloch dem erstaunten Publikum. Erstmals in der Geschichte von STAGE UP dürfen sich nun alle «Top5» über einen Preis freuen.

Die Gewinnerinnen und Gewinner mit ihren Lebkuchen, die symbolisch für die Preissummen stehen. © Fabian Gfeller
Die Gewinnerinnen und Gewinner mit ihren Lebkuchen, die symbolisch für die Preissummen stehen. © Fabian Gfeller

BERNER BUSINESS CREATION WETTBEWERB STAGE UP

Der Berner Business Creation Wettbewerb wurde vor 10 Jahren vom Entrepreneurship Center der Universität Bern initiiert. 2022 führte die Abteilung für Unternehmensführung und Entrepreneurship der Universität Bern STAGE UP zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule BFH, be-advanced sowie weiteren privaten und öffentlichen Partnern durch. STAGE UP richtet sich primär an Studierende, Forschende und weitere Mitarbeitende der Universität Bern und der Berner Fachhochschule BFH, die eine vielversprechende Geschäftsidee haben. Die Teilnahme ist aber auch schweizweit Personen ohne Hochschulzugehörigkeit möglich.

Die Ausschreibungsphase für STAGE UP 2023 beginnt voraussichtlich diesen Oktober.

www.stage-up.ch

GEWINNER STAGE UP 2022

1. Platz - ATANIS Biotech AG
Noemi Zbären, MSc
Prof. Dr. Alexander Eggel
Prof. Dr. Thomas Kaufmann
MD, Prof. em. Jean-Pierre Kinet
Rosa Robin van Brummelen, MSc

Geschäftsidee: Neuartiges Diagnoseverfahren für diverse Allergien

Medienmitteilung Universität Bern

2. Platz - Capt’n Greenfin
Jonas Urwyler, M.A. Management, Universität Freiburg
Damian Urwyler, M.A. Management, Universität St. Gallen
Olivia Bolliger, M.Sc. Climate Science, Universität Bern
Serge Bart, B.Sc. Hochschule für Technik und Architektur Freiburg

Geschäftsidee: Plastik- und giftfreie Fischköder

3. Platz – Sensawear
Dr. Olivier Kress, CEO
Prof. Dr. med. Ursula Wolf, Interim-CMO
Tarcisi Cantieni, MSc., CTO

Geschäftsidee: Weltweit erste textile, tragbare Sensoren für die Überwachung der Sauerstoffgewebesättigung zur Verhinderung von Druckgeschwüren (Dekubitus)

ZUR AUTORIN

Mirjam Viviani ist Co-Leiterin Outreach am Entrepreneurship Center der Universität Bern.

Oben