«Dieser Preis ist eine schöne Ermutigung»

Weil sie die Schweizer Wissenschafts-Olympiade für Mittelschülerinnen und -schüler gewonnen haben, nahmen sie an der internationalen Olympiade teil: Mathilde Rolle in Biologie, Timon Winistörfer in Geographie. Nun studieren sie an der Universität Bern und erhalten für ihre Leistung einen Förderpreis.

Die Studierenden Mathilde Rolle und Timon Winistörfer haben den Förderpreis Wissenschafts-Olympiade der Universität Bern erhalten. Bild rechts: © zvg, Bild links: © Till Epprecht, Biologie-Olympiade.

Was hat Sie zur Teilnahme an der Wissenschafts-Olympiade bewegt?

Timon: Unsere Lehrerin hat meine ganze ehemalige Geographieklasse dazu motiviert. Zu Beginn habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich mich überhaupt qualifiziere. Dass es dann so gut für mich laufen würde, hat meine Erwartungen übertroffen.

Mathilde: Auch mich hat ein Lehrer auf die Idee gebracht, mich für die Olympiade in Biologie anzumelden. Ich benötigte aber mehrere Anläufe, bis ich mich qualifizierte. Mein Ziel war es, in Bern im Finale dabei zu sein, denn ich wollte unbedingt die praktischen Aufgaben in den Laboren der Uni Bern absolvieren. Diese bestanden aus ungefähr 20 unterschiedlichen Experimenten. Die Teilnahme an der internationalen Wissenschafts-Olympiade hatte ich mir gar nicht vorgenommen. Ich hätte nie erwartet so weit zu kommen.

Mit welchem Erfolgsrezept haben Sie im Finale der Schweizer Olympiade beide Gold gewonnen und bei der internationalen Olympiade jeweils Bronze?

Mathilde: Ein Teil war bestimmt Zufall und Glück. Ich habe aber auch eine Menge Arbeit reingesteckt. Auf die zweite Runde habe ich mich mit Theorieskripten vorbereitet und mein Biologielehrer hat mich beim Lernen stark unterstützt. Zusätzlich standen uns zum Üben alte Examen aus den Vorjahren der Wissenschafts-Olympiade zur Verfügung. Trotzdem dachte ich während der Vorbereitung nicht, dass ich es weiterschaffen würde. Die Aufgaben waren schwierig und für alle sehr anspruchsvoll.

Timon: Bei mir war das ganz anders – ich habe mich eigentlich gar nicht vorbereitet. Ich habe die Aufgaben grösstenteils mit Intuition gelöst. Viele der Fragen wurden offen gestellt und so war man gezwungen, sich auf das Vorwissen aus dem Gymnasium zu verlassen. Damit kommt man aber den Lösungen bereits sehr nahe.

Welche Erfahrungen können Sie aus der Zeit rund um die Wissenschafts-Olympiaden mitnehmen?

Timon: Besonders gefallen haben mir die Vorbereitungslager, in welchen ich viele neue Menschen mit ähnlichen Interessen kennengelernt habe. Mit manchen halte ich immer noch Kontakt. Ich erinnere mich vor allem an die hervorragende Organisation dieser Camps und daran, dass die Teilnehmenden alle sehr motiviert waren. Wir waren in Zernez und konnten auf Wanderungen Wildtiere beobachten oder Feldstudien durchführen. Alle diese neuen, spannenden Eindrücke haben mich überwältigt – in einem positiven Sinn.

Mathilde: Bei mir hat es sich ganz ähnlich angefühlt. Es war wunderbar, Menschen mit denselben Interessen in diesem Rahmen zu treffen. In den Camps verbrachten wir die Abende damit, über Biologie zu reden, Spiele zu spielen und neue Sachen zu lernen. Wir konnten öfters allein ein Experiment durchführen und erhielten Zugang zu Equipment, welches wir in der Schule nicht hatten. Das ist das Schöne an der Biologie: es gibt immer neue Dinge zu entdecken und zu lernen. Auch die Zeit an der internationalen Wissenschafts-Olympiade in Armenien war unvergesslich. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mal eine solche Erfahrung machen werde. Da waren Menschen aus etwa 70 verschiedenen Ländern und ich durfte zusammen mit dem Schweizer Team sogar nach Georgien und in die Türkei reisen.

Wer es in den internationalen Wettkampf schafft und danach an der Universität Bern studiert, wird von ihr mit dem «Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden» unterstützt. Hat dieser Preis – ein 2’000-Franken-Stipendium fürs erste Jahr des Bachelorstudiums – eine Rolle bei der Wahl Ihres Studienorts gespielt?

Mathilde: In meinem Fall hat es gar keine Rolle gespielt, denn mein Wunsch war schon immer, Tierärztin zu werden – ich reite, seit ich sechs Jahre alt bin. Für ein Studium in Veterinärmedizin kommen nur Zürich oder Bern als Studienorte in Frage. Weil ich in der Romandie wohne, war es für mich klar, dass ich in Bern studiere. Wenn ich den Numerus clausus für Veterinärmedizin nicht bestanden hätte, hätte ich mich für Biologie in Bern entschieden.

Timon: Ich studiere Medizin, damit ich später Menschen helfen kann. Meiner Meinung nach bieten die Universitäten Bern und Basel beim Medizinstudium ausbildungstechnisch am meisten. Ich habe mich für Bern entschieden, weil das Studium hier einen starken Fokus auf die Praxis legt. Und auch wegen der Nähe zu meinem Wohnort, wie bei Mathilde. Der Förderpreis hat also auch bei mir keine Rolle bei der Wahl für Bern als Studienort gespielt.

Wie beeinflusst dieser Preis Ihr Studienleben?

Timon: Es freut mich sehr, diese Anerkennung von einer Universität zu kriegen. Das Stipendium selbst hat keinen grossen Einfluss auf mein Studienleben.

Mathilde: Ich finde, dieser Preis ist eine sehr schöne Ermutigung.

Was möchten Sie künftigen Teilnehmenden der Wissenschafts-Olympiaden mitgeben?

Timon: Traut euch mitzumachen! Für den Qualifizierungstest müsst ihr nur 30 Minuten eurer Zeit aufwenden. Die Chance, während der Schulzeit eine Woche lang mit gleichgesinnten Schülerinnen und Schüler in ein Lager zu gehen, ist einmalig und grossartig. Das ist es wert.

Mathilde: Habt Spass und nicht zu hohe Erwartungen, denn schon die Teilnahme allein lohnt sich! Es ist inspirierend, sich vertieft mit einem Fachgebiet zu beschäftigen und neue Dinge zu lernen.

Über den FÖRDERPREIS WISSENSCHAFTS-OLYMPIADEN DER UNIVERSITÄT BERN

Der «Förderpreis Wissenschafts-Olympiaden» der Universität Bern unterstützt herausragende Mittelschülerinnen und Mittelschüler, die an den internationalen Wissenschafts-Olympiaden teilgenommen haben und sich für einen Studiengang an der Universität Bern entschieden haben.

Über die WISSENSCHAFTS-OLYMPIADE

Die Wissenschafts-Olympiade fördert neugierige Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden – von Physik bis Philosophie – organisieren Workshops, Lager, Prüfungen und Wettbewerbe für über 5'000 Talente in Wissenschaft und Technik. Die besten Nachwuchstalente reisen für die Schweiz an die internationalen Wissenschafts-Olympiaden oder nehmen online daran teil.

Über die Autorin

Flurina Werthmüller ist Hochschulpraktikantin in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.

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