«Wir suchen kreative und innovative Studierende»
Mit dem Master in Precision Engineering bieten die Universität Bern und die Berner Fachhochschule BFH ab Herbstsemester 2022 gemeinsam einen völlig neuen Studiengang auf dem Gebiet der Präzisionstechnik an. Studienleiter Jürgen Burger erzählt, was die Studierenden erwartet.
Was sagen Sie Studierenden, die sich für den neuen Master in Precision Engineering interessieren: Weshalb sollten Sie sich für diesen Studiengang anmelden?Zum einen, weil Precision Engineering ein sehr spannendes Gebiet ist, in dem die Schweiz weltweit bekannt und führend ist. Es gibt eine sehr lange Tradition – man denke zum Beispiel an die Uhrenindustrie. Spannend daran ist, dass die Branche gerade einen grossen Innovationsschub erfährt. Wichtige Stichworte hier sind etwa die Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Produktion. Vor allem aber ist unser «Creative Engineering Lab» ein wichtiges Argument. Das Lab ist eine spannende und einzigartige Kombination von grundlagenorientiertem Lernen und praktischer Ausbildung und Umsetzung.
Können Sie genauer erklären, was im «Creative Engineering Lab» vor sich geht?Das «Creative Engineering Lab» ist der zentrale Pfeiler des Studiengangs in unseren neuen Räumlichkeiten an der Güterstrasse 24/26 in Bern. Die Studierenden arbeiten dort in kleinen Teams an Projekten in einem zentralen Raum, der umgeben ist von Laboren. Sie diskutieren, überlegen und machen ein Konzept. Danach können sie vom zentralen Raum in die Labore gehen und das Projekt direkt realisieren. Dabei erfolgen der Unterricht und die praktische Umsetzung parallel. Die Studierenden erhalten jeweils zu bestimmten Punkten im Projekt kurze Impuls-Lectures und können dann direkt weiterarbeiten. Es ist eigentlich ein selbstmotiviertes Arbeiten mit professioneller Unterstützung. Dafür werden wir auch Fachspezialistinnen und -spezialisten aus der Industrie direkt in die Lehre einbinden.
Wie sieht die konkrete Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Vertreterinnen und Vertretern der Industrie aus?Wir arbeiten im Rahmen des Studiengangs mit vielen Industriepartnern zusammen: Zu nennen wären hier zum Beispiel die Asulab S.A., das Forschungs- und Entwicklungslabor der Swatch Group, die MPS Micro Precision Systems AG oder der Blechbearbeitungs-Spezialist Bystronic. Die Liste liesse sich noch lange fortsetzen. Die Projekte, welche die Studierenden im Lab bearbeiten, werden in Zusammenarbeit mit der Industrie definiert und auch realisiert. Es sind somit Fragestellungen, die auch in der Industrie eins zu eins so vorkommen. Die Studierenden können ihre Ideen also ins Produkt bringen, statt sie in der Schublade verschwinden zu lassen.
Welche Bachelorstudierende wollen Sie mit dem Studiengang ansprechen?Wir suchen Bachelorstudierende, die neugierig, innovativ und kreativ sind. Zugelassen werden nationale und internationale Studierende, die zum Beispiel einen Abschluss in Physik, Chemie oder Chemie-Ingenieurwissenschaften haben. Auch Bachelorabschlüsse in Mikrotechnik, Maschinentechnik, Elektrotechnik, Umwelttechnik, Fahrzeugtechnik et cetera werden akzeptiert – es ist eine sehr breite Palette. Wir sind national orientiert, wollen aber auch eine internationale Ausstrahlung haben. Der Studiengang hat eine grosse Klasse und Einzigartigkeit – das kann keine isolierte Insellösung sein. Wir streben auch internationale Zusammenarbeiten an mit den besten Universitäten in dem Bereich.
Die Universität Bern und die Berner Fachhochschule BFH bieten den neuen Studiengang gemeinsam an. Wie funktioniert die Aufteilung zwischen den Hochschulen?Es gibt keine formelle Aufteilung, die Dozierenden der Universität und der Fachhochschule arbeiten zusammen. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr ähnlich wie schon beim Master in Biomedical Engineering, den ja die Universität und die BFH bereits seit 2006 erfolgreich gemeinsam anbieten. Die Kooperation wird natürlich auch politisch unterstützt. Schliesslich sollen sich die Berner Hochschulen gegenseitig ergänzen und genau das setzen wir in die Realität um. Eine wichtige Komponente dabei ist: Man kennt sich, und zwar auf persönlicher und fachlicher Ebene. Forschende der Universität Bern und der Berner Fachhochschule arbeiten schon lange in Projekten sehr eng und erfolgreich zusammen, das ist schon einzigartig.
Erhalten die Studierenden ein Uni- oder ein Fachhochschul-Diplom?Das Diplom wird von beiden Hochschulen unterzeichnet, es ist aber ein Universitäts-Abschluss. Dieser berechtigt auch zum Doktorat, das ist wichtig.
Auf dem Arbeitsmarkt dürften die Aussichten für die Absolvierenden rosig sein. Das Ingenieurwesen belegt beim Ranking der Berufsgruppen mit dem grössten Fachkräftemangel in der Schweiz seit Jahren den Spitzenplatz ...Ja, das ist richtig. Diese Situation war von Anfang an Motivation dafür, den Studiengang überhaupt ins Leben zu rufen. Es gibt einen grossen Bedarf an Fachkräften, sowohl aus Sicht der Forschung als auch der Industrie, sprich in Herstellung und Produktion. Gerade dafür behandeln wir im Studiengang neue Technologien wie zum Beispiel kollaborative Robotik, die sich mit der Zusammenarbeit Mensch-Maschine befasst. Unsere Studierenden sollen ihren Innovationsgeist ausleben können. Das können sie in einem Industrie-Unternehmen machen oder aber auch zum Beispiel über die Gründung eines Spin-offs. Dafür arbeiten wir auch sehr eng mit dem Innovation Office der Universität Bern zusammen.
Bald stehen an der Universität Bern die Masterinformationstage an. Was erwartet dort die Studierenden, die sich für den Master in Precision Engineering interessieren?Nun, wir werden natürlich vor allem Informationen zu den Studieninhalten und zum Anmeldeprozedere bereitstellen. Aber es gibt auch eine Führung in einem unserer Labore und da werden wir ein Beispiel eines typischen Precision Engineering Projekts zeigen.
19. September 2022: Erster Tag der Herbstsemesters. Worauf freuen Sie sich am meisten?Auf die Studierenden! Es macht mir die allergrösste Freude, gemeinsam Grundlagen zu erarbeiten und dann dabei zu sein, wenn die Studierenden das Lab entdecken, neue Ideen entstehen und in Zusammenarbeit Neues entwickeln.
MASTER IN PRECISION ENGINEERING
Das neue Master of Science-Programm «Precision Engineering» wird von der Universität Bern und der Berner Fachhochschule BFH gemeinsam angeboten.
In den zwei verschiedenen Spezialisierungen «Ultraprecision Engineering» und «Optical Engineering» wird den Studierenden anwendungsbasiertes und grundlagenorientiertes Wissen vermittelt, um sichere, nachhaltige und global marktfähige Produkte für eine «Circular Industry» planen und entwerfen zu können. Dazu werden moderne Methoden wie Mensch-Roboter-Kollaboration und «Artificial Intelligence» kombiniert und in Produktionsplanungen integriert.
Das Herzstück des Studiengangs stellt das «Creative Engineering Lab» an der Güterstrasse 24/26 in Bern dar, ein hochmodernes von Fachpersonen aus der Akademie und Industrie betreutes Lern- und Lehrlabor.
Der Studiengang richtet sich an Bachelorabsolventinnen und -absolventen mit einem Abschluss in Physik, Mikro(system)technik, Maschinenbau, Systemtechnik, Chemie-Ingenieurwissenschaften, Materialwissenschaften, Machinentechnik, Elektrotechnik, Mechatronik, Medizintechnik, Systemtechnik, Werkstofftechnik, Photonik, Energie- und Umwelttechnik sowie Automobil- und Fahrzeugtechnik und verwandten Bereichen. Der Studiengang wird erstmals im Herbstsemester 2022 angeboten.
MASTERINFORMATIONSTAGE
Die Masterinfotage der Universität Bern finden vom 22. bis 24. März 2022 statt.
Sie wechseln demnächst vom Bachelor- zum Masterstudium und haben noch viele Fragen? Wir informieren Sie vor Ort sowie auch digital! Als Volluniversität bieten wir alle Studiengebiete an – von den Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften über die Naturwissenschaften und Historischen Wissenschaften bis hin zu den Religionswissenschaften und Kulturwissenschaften.
- 22. März 2022 (Veranstaltungen vor Ort)
- 23. März 2022 (Veranstaltungen vor Ort)
- 24. März 2022 (nur Online-Veranstaltungen)
ÜBER JÜRGEN BURGER
Prof. Dr. Jürgen Burger ist ordentlicher Professor für Translationale Medizin und Precision Engineering an der Universität Bern. Er ist Studienleiter des neuen Masterprogramms in Precision Engineering.
Zum Autor
Ivo Schmucki arbeitet als Redaktor bei Media Relations und Corporate Publishing in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern. Er ist Themenverantwortlicher «Natur und Materie».