Duale Karriere
Der Spagat zwischen Spitzensport und Studium
Am letztwöchigen «Get2gether Spitzensport & Studium» erhielten Studierende Einblicke und Ratschläge von Weltklasseathletinnen und -athleten, Forschenden und der Unileitung, wie sie die Herausforderungen einer dualen Karriere meistern können.
Ob Schwingen, Fechten, Klettern, Stabhochsprung oder Orientierungslauf – an diesem Abend sind viele Sportarten vertreten. Neben dem Leistungssport haben die insgesamt 36 Athletinnen und Athleten aus 17 verschiedenen Disziplinen eine weitere Gemeinsamkeit: sie alle studieren an der Universität Bern.
Peter Matti, Hauptkoordinator für Spitzensport und Studium an der Universität Bern, eröffnete den Abend und freute sich «auf spannende Geschichten und viel Inspiration».
Fritz Sager, Vizerektor Lehre, betonte, dass die Universität Bern Spitzensportler und Spitzensportlerinnen sehr gern unterstützt und fördert. Empfehlungen der Universitätsleitung würden an die Fakultäten weitergegeben werden, so Sager, damit etwa Prüfungen und Wettkämpfe besser abgestimmt werden können.
Die ehemalige Hürdensprinterin Noemi Bachmeier-Zbären hatte in ihrer Spitzensportkarriere viele Erfolge erzielt: Sie war unter anderem Junioren- und U23-Europameisterin, WM-Finalistin und Olympiateilnehmerin in London 2012. Parallel zum Spitzensport absolvierte sie ein Masterstudium in Biologie. 2021 gründete sie ein Biotech-Unternehmen mit, einem Spin-off der Universität Bern. «Ich habe immer gewusst, dass ich noch etwas anderes neben dem Sport machen möchte», so Noemi Bachmeier-Zbären.
«Sport ist für mich eine Lebensschule. Die Fähigkeiten, die ich dort erlernt habe, wie etwa das Fokussieren, das Erbringen von gezielten Höchstleistungen oder das Durchhaltevermögen, waren im Studium ebenso nützlich wie jetzt im Beruf», ergänzte sie im Gespräch mit Moderator Christian Graf.
Das Publikum im Kuppelsaal der Universität Bern setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern nationaler Sportverbände, Talentverantwortlichen der Berner Gymnasien und Studierenden zusammen.
Wichtige Ansprechpersonen für die Studierenden sind Fakultätsdelegierte wie Isabelle Stadelmann-Steffen (links im Bild) vom Institut für Politikwissenschaft: «Wir haben es geschafft, an den Fakultäten ein Verständnis für die Bedürfnisse der Sportler und Sportlerinnen zu schaffen», sagte sie beim Podiumsgespräch.
Stabhochspringerin Angelica Moser (rechts im Bild), bereits qualifiziert für die Olympischen Spiele 2024, absolviert zurzeit ihr Masterstudium in Betriebswirtschaftlehre und bestätigte, dass sie dank des Programms «Spitzensport und Studium» von mehr Studienflexibilität profitieren konnte.
Musiker Enrico Lenzin begleitete den Abend musikalisch mit einem Mix aus traditioneller und moderner Musik mit Loops, Stepptanz und Technorhythmen. Lenzin wies später beim Podiumsgespräch scherzhaft auf einen Unterschied zwischen seiner Karriere und dem Sport hin: «Musiker verbessern sich durch ihr Training auch nach 40.»
Mehrfache Orientierungslauf-Weltmeisterin und Sportwissenschafts- und Psychologiestudentin Simona Aebersold sowie Schwinger und Mathematikstudent Fabian Staudenmann erzählten aus ihrem Sport- und Studienalltag. Aebersolds Sportart ist neben den konditionellen Anforderungen sehr kopflastig, weshalb sie sich vermehrt auf das Studium ausserhalb der Wettkampfsaison konzentriert. Staudenmann ist erst vor wenigen Wochen an der Uni Bern gestartet und noch dabei, Training und Studium aufeinander abzustimmen.
Matthias Glarner (Bildmitte), Schwingerkönig des Jahres 2016 und ebenfalls Alumnus der Uni Bern, empfand es als «Privileg, dass man als Spitzensportler auch noch studieren kann». Neben ihm sass sein damaliger Mitstudent, Ex-Unihockeyprofi Kaspar Schmocker (links im Bild). Schmocker hatte bereits während seines Studiums eine Business-Idee und gründete 2014 die Firma SENSOPRO, die auch mit dem Berner Institut für Sportwissenschaft Kooperationsprojekte realisiert hat.
«Eine duale Karriere bietet viele Chancen, aber fordert gleichzeitig auch sehr viel», fasste Michael Schmid vom Institut für Sportwissenschaft zusammen. Er betonte, dass «das sorgfältige Einteilen der Zeit zwar zu einer wertvollen Fähigkeit wird, die man dabei erlernt». Jedoch sei es auch wesentlich, die eigene Belastungsgrenze zu erkennen und achtsam mit den persönlichen Ressourcen umzugehen, um Überforderung zu vermeiden.
Beim anschliessenden Apéro gab es Gelegenheit zum Austausch. Dabei konnten die Ehemaligen der nächsten Generation wertvolle Tipps mit auf den Weg geben.
Spitzensport und Studium
Die Universität Bern engagiert sich aktiv für die Unterstützung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern, indem sie Möglichkeiten bietet, Studium und sportliche Karriere optimal zu kombinieren. Dies geschieht durch individuell angepasste Flexibilisierungen des Studienplans, die in enger Abstimmung mit den jeweiligen Fakultäten realisiert werden können.