Buntbarsch-Boom: Rasante Evolution im Viktoriasee

In nur 16‘000 Jahren sind im Viktoriasee über 500 Buntbarscharten entstanden. Das Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag und die Universität Bern haben diesen Prozess untersucht.

Text: Eawag 04. Oktober 2023

Der Viktoriasee in Ostafrika war während fast 4'000 Jahren komplett ausgetrocknet, bevor er sich vor 16'000 Jahren wieder mit Wasser füllte. Foto: Eawag, Nare Ngoepe

Gegen Ende des letzten Eiszeitalters vor etwa 20‘000 Jahren trocknete der Viktoriasee in Ostafrika aus. Restbestände seiner zuvor wahrscheinlich reichen Fischfauna überdauerten die fast 4‘000 Jahre währende Trockenphase in vereinzelten Sumpfgebieten, die vom grössten See Afrikas übriggeblieben waren.

Als sich das Seebecken wieder mit Wasser füllte, kehrten auch Überlebende zurück. Über 7‘000 Fischzähne aus den Sedimenten der letzten fast 17‘000 Jahre konnten die Forschenden fünf verschiedenen Familien von karpfenartigen Fischen, Welsen und Buntbarschen zuordnen. Nur eine dieser Familien aber, die Buntbarsche, spaltete sich seither schnell in unterschiedliche Arten auf – und zwar gleich in 500!

Feldarbeit am Viktoriasee. Foto: Eawag

Doch warum neigen manche Familien zu schneller Artbildung und andere nicht? Diese Frage untersuchten zwei Teams um Ole Seehausen vom Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag und der Universität Bern. Antworten haben sie zum einen im Erbgut der Fische, zum andern in Fischfossilien aus den Seesedimenten gefunden und soeben in den Zeitschriften «Science» und «Nature» publiziert.

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