Was unterscheidet Medikamente von Drogen?

Heilmittel oder Partydroge? Historiker Juri Auderset skizziert die historisch-kulturelle Gratwanderung zwischen medizinischen Präparaten und Rauschmitteln.

Die Grenze zwischen Medikamenten und Drogen ist unscharf. Das liegt einerseits an den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Stoffe selbst, andererseits an den kulturell variablen und historisch wandelbaren Umgangsformen mit ihnen. Bevor etwa Amphetamine zu einer heutigen «Partydroge» wurden, kamen sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Medikamente gegen Müdigkeit und Konzentrationsstörungen zum Einsatz. Heroin wurde zunächst als äusserst potentes Schmerzmittel vertrieben, bevor es ab den 1970er-Jahren zur hauptverantwortlichen Substanz für Drogentote wurde. LSD war in den 1960er-Jahren noch die psychedelische Wunderdroge der Gegenkultur, die dann in den meisten westlichen Ländern rasch verboten wurde. Heute erfährt LSD eine Renaissance als Medikament gegen Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen. In jedem Medikament schlummert also das Potenzial, zur Droge zu werden – und umgekehrt.

Zum Autor

Juri Auderset

ist Assistenzdozent für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts am Historischen Institut der Universität Bern. Zu seinen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Arbeit im 19. und 20. Jahrhundert, Begriffsgeschichte und Intellectual History, die Geschichte der Rausch- und Genussmittel und die Geschichte der Landwirtschaft im Industriekapitalismus.

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