Die Sonne im Blick

Lucia Kleint erforscht gewaltige Sonnenstürme, die auf der Erde für erhebliche Probleme sorgen können. Im Videointerview erzählt die umtriebige Forscherin, warum gerade die Universität Bern der geeignete Ort für ihre Forschung ist.

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Im Juli 2022 wurde die neue Forschungsgruppe «Spaceweather» zur Erforschung des sogenannten Weltraumwetters am Astronomischen Institut der Universität Bern (AIUB) eingerichtet. Geleitet wird die Gruppe, die vorher an der Universität Genf angesiedelt war, von Lucia Kleint. Sie ist auch Vize‐Direktorin des Observatoriums Zimmerwald, wo die Bahnen verschiedener Satelliten bestimmt, Raumschrott und zukünftig auch Sterne erforscht werden. 

Kleints Gruppe «Spaceweather» erforscht vor allem Sonneneruptionen, welche sogenannte «Flares» oder Sonnenstürme verursachen. Eben erst hat die amerikanische Weltraumbehörde NASA vor solchen Sonnenstürmen gewarnt, da diese einen erheblichen Einfluss auf die Erde haben können. Die Sonne folgt einem ungefähr elfjährigen Zyklus, und dieser erreicht 2024 oder 2025 den Aktivitätshöhepunkt. Während eines Sonnensturms werden hochenergetische Teilchen ins All geschleudert, die, wenn sie auf die Erde treffen, nicht nur für die faszinierenden Polarlichter verantwortlich sind. Sie können auch Probleme verursachen für die Elektronik und Bahnen von Satelliten, was bis zum Absturz führen kann. Zudem können sie für erhöhte Strahlung für Astronautinnen und Astronauten sowie Flugzeuge sorgen und auf der Erde Stromnetze ausfallen lassen.

Das Ziel der Forschungsgruppe von Kleint ist, die Physik der «Flares» zu erforschen und zu verstehen, um diese schliesslich vorhersagen und empfindliche Geräte besser schützen zu können. Dazu analysiert die Forschungsgruppe von Kleint mittels maschinellem Lernen Millionen von Bildern und Messdaten, die vom Boden, aber auch im Weltall gesammelt werden. 

Die Forschungsarbeiten von Kleints Gruppe werden einerseits durch PRIMA-Förderbeiträge des Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Andererseits hat Kleint einen der sehr begehrten und kompetitiven ERC-Consolidator Grants 2022 vom Leibniz-Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg i. Br. an die Universität Bern transferiert, der am 1. Januar 2024 startet und nun vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) finanziert wird. Im Rahmen dieses Grants wird auch ein neues Instrument für das Observatorium in Zimmerwald gebaut werden, mit welchem Eruptionen auf der Sonne und auf Sternen erforscht werden. 

Im Video erzählt die umtriebige Forscherin unter anderem, warum die Bedingungen für ihre Forschung an der Universität Bern so ideal sind, was sie jungen Wissenschaftlerinnen rät und was sie mit den Förderbeiträgen macht.  

Zur Person

© Universität Bern, Bild: Rob Lewis

Lucia Kleint

hat an der ETH Zürich promoviert und danach mehrere Jahre in den USA geforscht. Mit einem Marie Curie Fellowship kehrte sie nach Europa zurück, unter anderem, um beim STIX Instrument mitzuarbeiten, welches auf dem Solar Orbiter Satelliten nun die Sonne beobachtet. Danach hat sie die Leitung des Deutschen Sonnenobservatoriums auf Teneriffa übernommen und den optischen Umbau des grössten Sonnenteleskops von Europa erfolgreich geleitet. Dank einer PRIMA Grant des Schweizerischen Nationalfonds wurde sie Assistenzprofessorin in Computer Science an der Universität Genf und kam im Juli 2022 als Assistenzprofessorin für Astronomie und Vizedirektorin des Observatoriums Zimmerwald an die Uni Bern. Lucia Kleint interessiert sich für die Physik der Sonne, astronomische Instrumentierung und Machine Learning und kombiniert diese Gebiete, um Sonneneruptionen zu erforschen.

 

Kontakt

Prof. Dr. Lucia Kleint 

Astronomisches Institut der Universität Bern (AIUB) 

Email: lucia.kleint@unibe.ch  

ÜBER DAS ASTRONOMISCHE INSTITUT DER UNIVERSITÄT BERN

Astronomie wurde in Bern als Disziplin in Verbindung mit der Erdvermessung mit dem Bau der Sternwarte «Uraniae» im Jahr 1822 institutionalisiert. Mit der Gründung der Sternwarte Muesmatt und des Astronomischen Instituts AIUB im Jahr 1922 rückten die beobachtende und praktische Astronomie wieder ins Zentrum, vor allem aber auch die Bahnbestimmung von Himmelsobjekten nach einer Phase rein theoretischer Behandlung. Wegen der städtischen Lichtverschmutzung bot sich der höher gelegene Standort Zimmerwald für den Bau eines neuen Observatoriums an. Dieses konnte 1956 bezogen und mit dem neuen Teleskop Supernovae, Kleinplaneten und Kometen gesucht und beobachtet werden. Seit 1964 hat sich das Observatorium Zimmerwald mit seinen optischen Beobachtungen sowie mit Laser-Distanzmessungen als Satellitenbeobachtungsstation etabliert. 2018 wurde das Observatorium mit zwei zusätzlichen Kuppeln schliesslich zur weltweit grössten optischen Beobachtungsstation von Weltraumschrott ausgebaut. Das AIUB nimmt aber insbesondere auch in der sogenannten Satellitengeodäsie, der Erdvermessung mittels Satelliten, global eine Spitzenposition ein.

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