SNSF Starting Grant: Untersuchung der Artenkoexistenz

Gleich acht Forschende der Universität Bern erhielten begehrte Starting Grants des Schweizerischen Nationalfonds, die die Leitung eines eigenen Forschungsprojekts und -teams ermöglichen. Zu ihnen zählt Biologin Xiang-Yi Li Richter.

Interview: Arian Bastani 26. April 2023

Dr. rer. nat. Xiang-Yi Li Richter wird am Institut für Ökologie und Evolution an der Universität Bern dank des SNFS Starting Grants ein Forschungsprojekt leiten. Derzeit ist Li Richter Forschungsleiterin am Institut für Biologie der Universität Neuenburg, Schweiz. Bild: zVg
Dr. rer. nat. Xiang-Yi Li Richter wird am Institut für Ökologie und Evolution an der Universität Bern dank des SNSF Starting Grants ein Forschungsprojekt leiten. Derzeit ist Li Richter Forschungsleiterin am Institut für Biologie der Universität Neuenburg, Schweiz. Bild: zVg
Worum geht es in Ihrem Projekt?

In meinem Projekt werde ich die komplexen Interaktionen zwischen Arten untersuchen, die Ökosysteme gemeinsam bewohnen. Eine wichtige Interaktion und ein Schwerpunkt meiner Untersuchungen wird die Übertragung von Krankheiten durch eine Überträger-Spezies sein. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Übertragung der Vogelgrippe von Zugvögeln auf Vögel in Geflügelfarmen. Und wie Covid-19 gezeigt hat, besteht auch ein erhebliches Risiko, dass manche Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen werden und eine Pandemie auslösen können.

Mit Hilfe von mathematischen Modellen und Laborexperimenten möchte ich Wissen und Instrumente schaffen, welche nicht nur die Übertragung von Krankheiten vorhersagen und kontrollieren, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen wie den Verlust der Artenvielfalt zu bekämpfen. Diese Instrumente werden dann auch anderen Forschenden zur Verfügung stehen, so dass wir diese grossen gesellschaftlichen Probleme gemeinsam angehen können.

Was motiviert Sie zu dieser Forschung?

Ich war schon immer von der wunderbaren Biodiversität auf der Erde fasziniert und fühle mich zutiefst betrübt, Zeugin des schnellen Verschwindens von Arten weltweit zu sein. Zudem haben wir alle unter der Covid-19-Pandemie stark gelitten, bei der das Virus höchstwahrscheinlich von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde.

Aufgrund meiner Forschungserfahrungen in mathematischer Modellierung und eines experimentellen Systems zur Untersuchung der Übertragung von Pathogenen kam ich auf die Idee, Modellierungs- und experimentelle Ansätze zu integrieren, um diese Fragen zu untersuchen.

Von einem Starting Grant träumen viele junge Forschende, oder jene, die es werden wollen. Was raten Sie ihnen?

Das Wichtigste ist, eine echte Leidenschaft für das Forschungsthema zu haben. Ich denke, wir brauchen wirklich einen starken inneren Drang, ein Problem zu lösen und einen Unterschied zu machen. Ausserdem habe ich meine Forschungsidee und die detaillierten Forschungsansätze mit vielen Kolleginnen und Kollegen diskutiert und ihre grossartigen Vorschläge in den Antrag aufgenommen. Ohne ihre Hilfe hätte ich die Forschungsförderung nicht bekommen können.

Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Ihr Projekt an der Universität Bern durchzuführen?

Das Institut für Ökologie und Evolution an der Universität Bern bietet mir eine perfekte Umgebung für meine Forschung. Ich erwarte zahlreiche Zusammenarbeitsmöglichkeiten mit meinen zukünftigen Kolleginnen und Kollegen dort. Ausserdem liegt Bern ideal in der Mitte der Schweiz und verfügt über bequeme Zugverbindungen zu vielen europäischen Ländern, was mir hilft, mein Forschungsnetzwerk in der Schweiz und im Ausland aufrechtzuerhalten.

ÜBER DIE SNSF STARTING GRANTS

Da die Schweiz beim europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe aktuell ein nicht-assoziierter Drittstaat ist, hat der Bund den SNF beauftragt, als Übergangsmassnahme eine Ausschreibung für SNSF Starting Grants 2023 zu lancieren, die die ERC Starting Grants ersetzt. Das Förderinstrument steht allen Disziplinen und Themen offen. Forschende aus allen Ländern können daran teilnehmen. Gesuchstellende können ein Budget von maximal CHF 1,8 Millionen Franken für eine Laufzeit von fünf Jahren beantragen.

Über das Institut für Ökologie und Evolution

Das Institut für Ökologie und Evolution an der Universität Bern widmet sich der Forschung und Lehre in allen Aspekten von Ökologie und Evolution und versucht eine wissenschaftliche Basis für das Verständnis und die Erhaltung der lebenden Umwelt zu bieten. Es werden die Mechanismen untersucht, durch die Organismen auf ihre Umwelt reagieren und mit ihr interagieren, einschliesslich phänotypischer Reaktionen auf individueller Ebene, Veränderungen in Häufigkeiten von Genen und Allelen auf Populationsebene, wie auch Veränderungen in der Artenzusammensetzung von Gemeinschaften bis hin zur Funktionsweise von ganzen Ökosystemen.

Das Online-Magazin der Universität Bern

uniAKTUELL als Newsletter abonnieren

Die Universität Bern betreibt Spitzenforschung zu Themen, die uns als Gesellschaft beschäftigen und unsere Zukunft prägen. Im uniAKTUELL zeigen wir ausgewählte Beispiele und stellen Ihnen die Menschen dahinter vor – packend, multimedial und kostenlos.

Oben