SNF Starting Grant: Selbstschädigendes Verhalten bei Jugendlichen

Gleich acht Forschende der Universität Bern erhielten begehrte Starting Grants des Schweizerischen Nationalfonds, die die Leitung eines eigenen Forschungsprojekts und -teams ermöglichen. Zu ihnen zählt Soziologin Annekatrin Steinhoff.

Annekatrin Steinhoff ist seit 2015 Postdoktorandin am Jacobs Center for Productive Youth Development an der Universität Zürich. Bild: zvg
Worum geht es in Ihrem Projekt?

Riskante und selbstschädigende Verhaltensweisen, etwa das «Ritzen», sind unter Jugendlichen weitverbreitet und oft mit ernsten gesundheitlichen Risiken verbunden. Fast jede fünfte jugendliche Person in der Bevölkerung berichtet einmal von direktem selbstschädigendem Verhalten – in klinischen Stichproben gar jede zweite.

Diejenigen, die hochriskantes Verhalten zeigen oder sich selbst verletzen, tun dies oft mit dem Ziel, ihre Emotionen unter Stress zu regulieren. Allerdings gehen die Verhaltensweisen häufig mit psychiatrischen und sozialen Beeinträchtigungen einher, die bis ins Erwachsenenalter andauern können.

Leider wissen wir noch nicht genug über die biologischen, psychologischen und sozialen Prozesse, die dem Beginn und der Chronifizierung von riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen zugrunde liegen.

Mein Projekt soll eine einzigartige neue Datenquelle für die Untersuchung der entwicklungsbedingten Vor- und Folgeerscheinungen dieser Verhaltensweisen schaffen und Erkenntnisse über nützliche neue Interventionsziele liefern.

Was motiviert Sie zu dieser Forschung?

Mit meiner Forschung möchte ich dazu beitragen, dass wir das Wohlbefinden von Jugendlichen besser verstehen und verbessern können. Ich freue mich darauf, eine integrative Forschungsmethodik voranzutreiben und mehr über das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Prozessen in der menschlichen Entwicklung zu erfahren. Ich denke, dies ist ein Schlüssel zu einem besseren Verständnis der psychischen Gesundheit.

Von einem Starting-Grant träumen viele junge Forschende, oder jene, die es werden wollen. Was raten Sie ihnen?

Konzentrieren Sie sich auf ein Thema, das Ihnen wirklich am Herzen liegt und das Sie fesselt. Diskutieren Sie Ihre Ideen mit Kolleginnen und Kollegen aus Ihrem eigenen und anderen Fachbereichen. Denken Sie über den Tellerrand hinaus und seien Sie beharrlich.

Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Ihr Projekt an der Universität Bern durchzuführen?

An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in Bern habe ich die einmalige Gelegenheit, mit führenden Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der jugendlichen psychischen Gesundheit und speziell des selbstschädigenden Verhaltens zusammenzuarbeiten. Es ist ein perfektes Umfeld für mich, um die institutionelle Unterstützung zu erhalten, die ich brauche, um eine ganzheitliche biopsychosoziale Perspektive zu erlangen und dieses Projekt zu einem grossen Erfolg zu machen.

Ausserdem liegt Bern ideal in der Mitte der Schweiz und verfügt über bequeme Zugverbindungen zu vielen europäischen Ländern, was mir hilft, mein Forschungsnetzwerk in der Schweiz und im Ausland aufrechtzuerhalten.

Über die SNSF Starting Grants

Da die Schweiz beim europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe aktuell ein nicht-assoziierter Drittstaat ist, hat der Bund den SNF beauftragt, als Übergangsmassnahme eine Ausschreibung für SNSF Starting Grants 2023 zu lancieren, die die ERC Starting Grants ersetzt. Das Förderinstrument steht allen Disziplinen und Themen offen. Forschende aus allen Ländern können daran teilnehmen. Gesuchstellende können ein Budget von maximal CHF 1,8 Millionen Franken für eine Laufzeit von fünf Jahren beantragen.

Über die Universitären Psychiatrischen Dienste UPD / Kinder- und Jugendpsychiatrie

Die UPD ist ein Universitätsspital und das Kompetenzzentrum für Psychiatrie und Psychotherapie im Kanton Bern und angrenzenden Kantonen. Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der UPD stellt als eine der führenden Institutionen in der Schweiz die ambulante, teilstationäre und stationäre psychiatrische Versorgung sowie die Notfallversorgung aller Kinder und Jugendlichen im Kanton Bern sicher. In der Forschung erfüllt sie ihre Aufgaben im Auftrag der Medizinischen Fakultät der Universität Bern. Die Forschungsabteilung der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der UPD beschäftigt sich mit Fragen der Resilienzförderung, der Früherkennung und Frühbehandlung psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter mit dem Schwerpunkt Psychotherapie sowie dem Einfluss von Schlaf auf die Hirnentwicklung und die psychische Befindlichkeit.

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