Universität und Studium
Die Auswirkungen extremer feuchter Hitze auf die Gesundheit
Epidemiologin Ana Maria Vicedo Cabrera ist eine von acht Forschenden, die an der Universität Bern einen begehrten Starting Grant des SNF erhalten. Damit will sie die Auswirkungen extremer feuchter Hitze auf die Gesundheit untersuchen.
Worum geht es in Ihrem Projekt?Wir alle wissen, dass es besonders schwierig ist, Hitze unter feuchten Bedingungen zu bewältigen. Der Grund dafür ist, dass die Mechanismen zur Wärmeableitung, wie das Schwitzen, beeinträchtigt sind. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels wird dies zunehmend zu einem Problem werden.
Epidemiologische Befunde zeigen jedoch nicht, dass die Sterblichkeit bei feuchter Hitze auf Bevölkerungsebene zunimmt. Mit diesem Projekt wollen mein Team und ich diese Widersprüche aufklären, indem wir die derzeitigen Methoden in der Klimaepidemiologie erweitern und neue Gesundheitsdatenquellen nutzen, die etwa durch kommerzielle Armbänder erhoben werden.
Unsere Ergebnisse werden nützlich sein, um die aktuellen und zukünftigen Auswirkungen der Hitze besser zu verstehen. Dies wird die Entwicklung von Anpassungsstrategien unterstützen, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen.
Was motiviert Sie zu dieser Forschung?Die Hauptmotivation war der fehlende Konsens zwischen den Disziplinen Epidemiologie, Physiologie und Klimatologie über die Rolle der Luftfeuchtigkeit als Ursache von Hitzestress.
Von einem Starting-Grant träumen viele junge Forschende, oder jene, die es werden wollen. Was raten Sie ihnen?Wenn Sie sehr motiviert sind und sich in Ihr Thema "verliebt" haben: Machen Sie es einfach. Jedes Mal, wenn mich jemand nach dem Thema meines Projekts fragt, erkläre ich sehr gerne, warum ich es für so relevant halte und was meine Motivation ist, an diesem Forschungsbereich zu arbeiten.
Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Ihr Projekt an der Universität Bern durchzuführen?Das Hauptmerkmal meiner Forschung ist ihre Interdisziplinarität: Sie entwickelt sich an der Schnittstelle zwischen Epidemiologie, Public Health und Klimawissenschaften. Die Universität Bern ist in Bezug auf die Interdisziplinarität in der Klimawandelforschung sehr einzigartig - wie die Forschung am Oeschger Center for Climate Change Research zeigt. Ich habe 2019 mit meinem Team angefangen und bin bis heute der Meinung, dass es keine andere Institution in der Schweiz oder in Europa gibt, die in all diesen Bereichen eine hochstehende Expertise und die nötigen Ressourcen bieten kann.
Über die SNSF Starting Grants
Da die Schweiz beim europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe aktuell ein nicht-assoziierter Drittstaat ist, hat der Bund den SNF beauftragt, als Übergangsmassnahme eine Ausschreibung für SNSF Starting Grants 2023 zu lancieren, die die ERC Starting Grants ersetzt. Das Förderinstrument steht allen Disziplinen und Themen offen. Forschende aus allen Ländern können daran teilnehmen. Gesuchstellende können ein Budget von maximal CHF 1,8 Millionen Franken für eine Laufzeit von fünf Jahren beantragen.
Über das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung
Das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) ist eines der strategischen Zentren der Universität Bern. Es bringt Forscherinnen und Forscher aus 14 Instituten und vier Fakultäten zusammen. Das OCCR forscht interdisziplinär an vorderster Front der Klimawissenschaften. Das Oeschger-Zentrum wurde 2007 gegründet und trägt den Namen von Hans Oeschger (1927-1998), einem Pionier der modernen Klimaforschung, der in Bern tätig war.
Über das Institut für Sozial- und Präventivmedizin
Seit 1971, seit 50 Jahren, engagiert sich das Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden von Individuen und der Gesellschaft. Durch qualitativ hochstehende Forschung in den Bereichen Prävention, Sozialmedizin, Epidemiologie, Biostatistik und Public Health und zusammen mit zahlreichen nationalen und internationalen Partnern steht das ISPM für «Gesundheit für alle».
Neben der Spitzenforschung widmet sich das ISPM unter anderem der Ausbildung der nächsten Generation von Epidemiologinnen und Epidemiologen, Public-Health-Forschenden sowie Ärztinnen und Ärzten. Das ISPM beteiligt sich aktiv an universitären Lehrprogrammen für Studierende der Medizin, Pharmakologie, Biomedizintechnik und Biomedizin.
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