Jupitermond Europa
NASA-Mission mit Berner Beteiligung
Am 14. Oktober 2024 startete die NASA-Mission Europa Clipper ihre Reise zum Jupitermond Europa. Ziel ist es, den Eismond auf Hinweise auf ausserirdisches Leben zu untersuchen. Vier Berner Forschende gehören zu den Wissenschaftsteams der Mission.
Die Raumsonde Europa Clipper ist die grösste, die die NASA je für eine Planetenmission gebaut hat. NASA Europa Clipper wird 2,9 Milliarden Kilometer zurücklegen, bevor sie im April 2030 den Jupiter erreichen wird. Das wichtigste wissenschaftliche Ziel besteht darin, festzustellen, ob es unter der Oberfläche des eisigen Jupitermondes Europa Orte mit lebensfreundlichen Bedingungen gibt.
Berner Expertise bei Kamerasystemen ist gefragt
«Es ist eine grosse Ehre, Teil dieser unglaublich spannenden Mission zu sein», sagt Nicolas Thomas. Der Professor für Astrophysik an der Universität Bern wurde aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und Expertise mit Kamerasystemen als Co-Investigator in das wissenschaftliche Team von EIS, den Kamerasystemen an Bord der Raumsonde Europa Clipper, berufen.
Zur Person
Prof. Dr. Nicolas Thomas
ist Professor für Astrophysik am Physikalischen Institut, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) der Universität Bern.
Kontakt: nicolas.thomas@unibe.ch
Einzigartige Simulationsanlage für eisige Oberflächen
Neben Thomas gehören auch Antoine Pommerol und Caroline Haslebacher zum EIS-Team. Pommerol ist Co-Leiter von Thomas’ Forschungsgruppe in der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie am Physikalischen Institut der Universität Bern. «Ich habe an der Universität Bern eine einzigartige Versuchsanlage entwickelt, mit der sich eisige Mondoberflächen wie die des Jupitermondes Europa simulieren lassen», erklärt der Astrophysiker.
Zur Person
PD Dr. Antoine Pommerol
ist Co-Leiter der Forschungsgruppe von Nicolas Thomas am Physikalisches Institut, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP), der Universität Bern.
Kontakt: antoine.pommerol@unibe.ch
Daher verfolge er aufmerksam alle Diskussionen über die Kalibrierung des Kamerasystems EIS. «Ich bereite auch experimentelle Datensätze vor für die zukünftige Interpretation der Daten, die auf dem Eismond gesammelt werden», so Pommerol.
Nachwuchsförderung in der Weltraumforschung
Caroline Haslebacher, die gerade ihr Doktorat in derselben Forschungsgruppe abgeschlossen hat, kam über ihren Doktorvater Thomas zum Wissenschaftsteam von EIS. «Es freut mich enorm, dass ich Caroline Haslebacher die Möglichkeit geben konnte, sich in das Wissenschaftsteam von EIS einzubringen», sagt Thomas: «Nachwuchsforschende in einem frühen Stadium in diese Art von Missionen einzubeziehen, ist lebensverändernd».
Zur Person
Dr. Caroline Haslebacher
ist Postdoc in der Forschungsgruppe von Nicolas Thomas am Physikalischen Institut, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) der Universität Bern.
Kontakt: caroline.haslebacher@unibe.ch
Haslebacher entwickelt eine Zieldatenbank, um die Planung der EIS-Bildgebung auf Europa zu unterstützen. Sie sagt: «Die Bemühungen zur Entwicklung einer Zieldatenbank werden dazu beitragen, Beobachtungen zu priorisieren, was aufgrund der begrenzten Zeit während der Vorbeiflüge und des begrenzten Datenvolumens wichtig ist.» Die junge Wissenschaftlerin freut sich besonders auf die Abbildung von Regionen auf Europa, die bisher nur in geringer Auflösung zu sehen waren und von EIS in einer noch nie dagewesenen Pixelgrösse abgebildet werden.
Synergien mit der «Schwester-Mission» zum Jupiter
An der Europa-Clipper-Mission ist auch Audrey Vorburger beteiligt. Sie ist Assistenzprofessorin für Astrophysik an der Universität Bern und Expertin auf dem Gebiet der Massenspektrometrie. Sie ist Mitglied des Wissenschaftsteams für das Massenspektrometer MASPEX. Dieses wird die Chemie des vermuteten unterirdischen Ozeans des Mondes untersuchen, wie der Ozean und die Oberfläche Material austauschen, und wie Strahlung Verbindungen auf der Mondoberfläche verändert.
Vorburger ist auch an der Weltraummission Juice der ESA beteiligt, die im April 2023 ihre Reise zum Jupiter angetreten hat. Sie ist leitende Wissenschaftlerin für das NIM-Massenspektrometer, das vollständig an der Universität Bern entworfen und gebaut wurde. «Meiner Meinung nach sind Juice und Europa Clipper wie Geschwister: leicht unterschiedlich, aber mit vielen Gemeinsamkeiten», sagt Vorburger: «Zum Beispiel haben acht der neun Instrumente auf Europa Clipper ein Äquivalent auf Juice».
Zur Person
Prof. Dr. Audrey Vorburger
ist Assistenzprofessorin für Astrophysik am Physikalischen Institut, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) der Universität Bern.
Kontakt: audrey.vorburger@unibe.ch
Die Profile der Missionen unterscheiden sich laut Vorburger jedoch erheblich. Juice wird das gesamte Jupitersystem erforschen und schliesslich in die Umlaufbahn um Jupiters grössten Mond Ganymed eintreten, während Europa Clipper sich auf Europa konzentrieren und die erste detaillierte Studie über den Eismond liefern wird.
Europa Clipper ebnet den Weg zur Suche nach Leben
«Ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede machen sie zu zwei so vielversprechenden synergetischen Missionen», stellt Vorburger abschliessend fest: «Europa Clipper wird unschätzbare Informationen über Europa liefern und den Grundstein für zukünftige Missionen zur Suche nach Leben legen.»
Mehr Informationen über NASA Europa Clipper
Berner Weltraumforschung
Seit der ersten Mondlandung an der Weltspitze
Als am 21. Juli 1969 Buzz Aldrin als zweiter Mann aus der Mondlandefähre stieg, entrollte er als erstes das Berner Sonnenwindsegel und steckte es noch vor der amerikanischen Flagge in den Boden des Mondes. Dieses Solar Wind Composition Experiment (SWC), welches von Prof. Dr. Johannes Geiss und seinem Team am Physikalischen Institut der Universität Bern geplant, gebaut und ausgewertet wurde, war ein erster grosser Höhepunkt in der Geschichte der Berner Weltraumforschung.
Die Berner Weltraumforschung ist seit damals an der Weltspitze mit dabei: Die Universität Bern nimmt regelmässig an Weltraummissionen der grossen Weltraumorganisationen wie ESA, NASA oder JAXA teil. Mit CHEOPS teilt sich die Universität Bern die Verantwortung mit der ESA für eine ganze Mission. Zudem sind die Berner Forschenden an der Weltspitze mit dabei, wenn es etwa um Modelle und Simulationen zur Entstehung und Entwicklung von Planeten geht.
Die erfolgreiche Arbeit der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) des Physikalischen Instituts der Universität Bern wurde durch die Gründung eines universitären Kompetenzzentrums, dem Center for Space and Habitability (CSH), gestärkt. Der Schweizer Nationalfonds sprach der Universität Bern zudem den Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) PlanetS zu, den sie gemeinsam mit der Universität Genf leitet.
uniAKTUELL-Newsletter abonnieren
Entdecken Sie Geschichten rund um die Forschung an der Universität Bern und die Menschen dahinter.