Neue Möglichkeit, das Universum zu erforschen

Einem Team mit Beteiligung von Forschenden des Laboratoriums für Hochenergiephysik der Universität Bern ist es am Large Hadron Collider (LHC) des CERN gelungen, die Wechselwirkungen von Neutrinos bei bisher unerreichten Energien zu messen.

Text: Patrizia Jaeggi 16. Juli 2024

Der FASER-Detektor (Forward Search Experiment) im Tunnel des Large Hadron Collider (LHC) des CERN in Genf. Bild: CERN

Neutrinos sind Elementarteilchen, die in der Frühphase des Universums eine wichtige Rolle gespielt haben. Sie sind der Schlüssel, um mehr über grundlegende Naturgesetze zu erfahren, wie etwa die Frage, wie Teilchen ihre Masse erhalten und warum es im Universum mehr Materie als Antimaterie gibt. Bisher wurden vor allem Neutrinos im niedrigen Energiebereich untersucht.

Zur Person

Akitaka Ariga ist Teilchenphysiker und Leiter der FASER-Gruppe am Laboratorium für Hochenergiephysik (LHEP) der Universität Bern. Die Forschungsgruppe von Akitaka Ariga ist bereits seit der Konzeption im FASER-Experiment involviert und leitet das FASERnu-Experiment, welches zwischen 2022 und 2025 Daten sammelt.

Der internationalen FASER-Kollaboration, an der auch Forschende des Laboratoriums für Hochenergiephysik (LHEP) der Universität Bern beteiligt sind, ist es nun gelungen, die Wechselwirkung von Elektron- und Muon-Neutrinos (zwei Unterarten von Neutrinos) mit Atomkernen bei der bisher höchsten Energie zu messen. Die Messung gelang mit dem FASERν-Teilchendetektor des FASER-Experiments, das Neutrinos misst, die bei Teilchenkollisionen im Large Hadron Collider (LHC) des CERN entstehen. Dies ist die erste Beobachtung von Elektron-Neutrinos am LHC. «Dieses Forschungsresultat ist von grosser Bedeutung, weil die Untersuchung von Neutrinos bei so hohen Energien die Möglichkeit bietet, tiefere Einblicke in die fundamentalen Gesetze der Natur zu gewinnen und möglicherweise neue physikalische Phänomene zu entdecken», sagt Akitaka Ariga, Teilchenphysiker und Leiter der FASER-Gruppe am Laboratorium für Hochenergiephysik (LHEP) der Universität Bern.

Der FASERnu Neutrino-Detektor. Bild: Akitaka Ariga

Hochenergetische Neutrinos als Schlüssel zu neuer Physik?

Im FASER-Experiment soll in den nächsten Jahren die Zahl der nachgewiesenen Neutrinos verhundertfacht werden. So sollen Fragen nach den Unterschieden zwischen den insgesamt drei Neutrino-Unterarten und möglichen unbekannten Kräften geklärt werden. Das Tau-Neutrino, die dritte Unterart, ist bei niedrigen Energien schwer zu erzeugen und nachzuweisen. «Die hohe Energie des FASER-Experiments ermöglicht es, Tau-Neutrinos effizienter zu erzeugen und zu untersuchen. Über diese Neutrinos ist bisher wenig bekannt und sie könnten neue physikalische Erkenntnisse liefern», merkt Ariga an. Das FASER-Experiment wird noch bis Ende 2025 Daten sammeln.

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