«Wissenschaftsfreiheit» - Position Universität

Die Universität Bern äussert sich zum offenen Brief «Für Wissenschaftsfreiheit in der Schweiz». Die Darstellung gewisser Umstände im offenen Brief ist einseitig und blendet Fakten aus. Die Universität Bern hält fest, dass sie keine Erosion der akademischen Freiheit an ihrer Institution feststellen kann und dass die Freiheit von Forschung und Lehre an der Universität Bern jederzeit gewährleistet ist.

26. März 2024

Universitätsgebäude Bern
Hauptgebäude der Universität Bern © Universität Bern

Die Universität Bern äussert sich zum Offenen Brief «Wissenschaftsfreiheit» wie folgt:  

Der Universität Bern ist es ein Anliegen, im als offenen Brief deklarierten Schreiben aufgeworfene Punkte einzuordnen. Sie tut dies in transparenter Weise, indem sie ihre Überlegungen der Öffentlichkeit zugänglich macht.  

Der offene Brief wird überschrieben mit «Für die Wissenschaftsfreiheit in der Schweiz». Wissenschaftsfreiheit ist in der Tat ein bedeutendes und hohes Gut. Dabei ist es wichtig, sich im Klaren darüber zu sein, was Inhalt der Wissenschaftsfreiheit ist und was deren Grenzen sind.  

Die verfassungsrechtlich verankerte Wissenschaftsfreiheit schützt Auswahl und Methode von Forschungsgegenständen, die Interpretation von erhaltenen Resultaten und deren Kommunikation. Die Universität Bern steht jederzeit ein für die Freiheit von Forschung und Lehre. Diese ist von grundlegendem Interesse für die Universität und die Gesellschaft und als solche absolut zu verteidigen.  

Die Universität Bern hält den offenen, breiten Diskurs und die Debatte hoch. Dabei erwartet sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Ansätzen. Aus Sicht der Universität Bern darf niemand angegriffen werden, nur weil er oder sie ein bestimmtes Forschungsfeld bearbeitet, denn die Forschungsfreiheit beinhaltet auch die Freiheit, ganz unterschiedliche Gebiete zu beforschen, und das mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden.  

Zentral ist bei aller akademischer Tätigkeit, dass sie wissenschaftlich geleitet ist. Die Universität Bern strebt die Vielfalt von Perspektiven und Methoden an, die wissenschaftlich eingebettet sind. Wissenschaftlichkeit aller Disziplinen kann und soll debattiert und kritisiert werden; dies muss auf der Grundlage akademischer Standards und Erkenntnisse geschehen und nicht aufgrund von moralischen Aspekten oder politischer Neigungen. An diesem Anspruch muss sich die Wissenschaft messen lassen. 

Der Politik, den Medien und der Öffentlichkeit ist es ebenso wie Mitgliedern der Universität selbst unbenommen, darüber zu debattieren, wo die normative Positionierung innerhalb der Wissenschaft beginnt und die wissenschaftliche Analyse endet. Es ist Aufgabe der Wissenschaft, sich in diese Debatte einzubringen und mit wissenschaftlich fundierten Argumenten ihre Sicht der Dinge darzulegen. 

Die Universität Bern kommt im Weiteren nicht umhin festzustellen, dass die Darstellung gewisser Umstände im offenen Brief einseitig ist und Fakten ausblendet. Diesbezüglich hält die Universität Bern namentlich fest:  

Die erwähnte Administrativuntersuchung an der Universität Bern wurde nicht wegen «kritischer Wissenschaft und Lehre» und auch nicht wegen dem «gesellschaftspolitischen Klima» eingeleitet. Sie wurde eingeleitet, weil im Oktober 2023 ein Dozent des ISNO inakzeptable X-Postings veröffentlicht hatte und von externer und interner Seite Vorwürfe gegen die Co-Leiterin des ISNO laut wurden. Eine externe Administrativuntersuchung ist eine rechtlich etablierte und bewährte Form, Vorkommnisse an einer Institution abzuklären, um eine solide Grundlage für ein weiteres Vorgehen zu erhalten. 

Sanktionen ergreift die Universität Bern aufgrund von konkreten Vorkommnissen, konsolidierten Untersuchungsergebnissen und einer umfassenden rechtlichen Einschätzung. Dem erwähnten Dozenten war aufgrund der inakzeptablen Postings gekündigt worden. Es wurde und wird niemand aufgrund von öffentlichem Druck sanktioniert. 

Die Universitätsleitung hat basierend auf den Erkenntnissen des Berichts der Administrativuntersuchung am ISNO beschlossen, das Institut in der jetzigen Form aufzulösen. Damit wird dem Anliegen Rechnung getragen, den zuvor sehr engen Forschungs- und Lehrgegenstand zu erweitern und den Fachbereich in einen breiteren Kontext von Religion, Sprache und historischer Perspektive zu integrieren. Mit der Auflösung des ISNO wird nicht Wissenschaft und Lehre verhindert, sondern im Gegenteil erweitert und in ihrer Vielfalt gestärkt. Bis Ende Juni 2024 wird die Fakultät einen Strukturbericht zur Neuausrichtung des Fachgebiets vorlegen.  

Die Medien spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Deren Unabhängigkeit und Freiheit sind unbedingt zu respektieren. Die Universität Bern kann und will keinen Einfluss auf Berichterstattung und Inhalte der Medien nehmen. Es ist hingegen im Interesse der Universität Bern und ihre Aufgabe, dass wissenschaftliche Leistungen sichtbar gemacht und Forschungserbnisse und wissenschaftlich unterlegte Expertise in die Gesellschaft getragen werden. 

Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich aufgrund eigener Forschungsresultate und wissenschaftlicher Expertise im eigenen Fachgebiet in die mediale Berichterstattung einbringen, dann ist das absolut erwünscht. Die Universität Bern ermutigt ihre Forschenden dazu. Die Universität selbst beantwortet alle Medienanfragen klar, wahr und so transparent wie möglich und unterstützt Forschende bei Unsicherheiten in Bezug auf Medienanfragen. Sie kommt ihrer Fürsorgepflicht nach und schützt im Rahmen des Möglichen ihre Forschenden zum Beispiel durch die Arbeitsgruppe «Hate speech», wenn diese ungerechtfertigt angegangen oder verunglimpft werden.  

Meinungen zu Debatten ausserhalb der eigenen Forschungstätigkeit werden von der Meinungsfreiheit geschützt. Dabei sind universitäre Mitarbeitende gemäss bernischem Personalgesetz verpflichtet, die Interessen der Universität Bern zu wahren. Persönliche Meinungsäusserungen sind als solche zu kennzeichnen. Kritik an Gesellschaft, Wirtschaft und Politik muss wissenschaftlich begründet sein, wenn diese von Forschenden in ihrer Rolle als Universitätsangehörige geäussert wird. Forschende insbesondere in exponierten Forschungsgebieten müssen sich bewusst sein, dass ihre Meinungsäusserungen in den medialen Fokus geraten können. 

Forschende tragen Verantwortung für ihre wissenschaftliche Tätigkeit und die Inanspruchnahme der Wissenschaftsfreiheit. Sie bewegen sich in einem breiten rechtlichen Rahmen, der ihnen Schutz gewährt. Sie stehen sodann auch für Resultate ein, die sie aufgrund wissenschaftlicher Tätigkeit gefunden haben und für die entsprechende Kommunikation. Sie zeichnen mit ihrem Namen für wissenschaftliche Ergebnisse und Meinungsäusserungen. Anonymität, namentlich von Professorinnen und Professoren in unbefristeten Festanstellungen, wird dieser Verantwortung nicht gerecht und schafft eine Atmosphäre des Misstrauens. 

Zusammenfassend gilt festzuhalten:  

Die Universität Bern stellt keine Erosion der akademischen Freiheit an ihrer Institution fest. Die Freiheit von Forschung und Lehre ist an der Universität Bern jederzeit gewährleistet. Diese wichtige und für eine Universität unabdingbare Errungenschaft gilt es im erörterten Sinn zu schützen und zu verteidigen. Dazu sind alle Mitarbeitenden der Universität aufgerufen. 

 

Lettre ouverte « Liberté académique » - Position de l’Université

 

Universitätsgebäude Bern
Bâtiment principal de l'Université de Berne © Universität Bern

L’Université de Berne s’exprime comme suit au sujet de la lettre ouverte
« Liberté académique » :

L’Université de Berne souhaite clarifier les points soulevés dans le courrier publié sous la forme d’une lettre ouverte. Elle le fait en toute transparence afin que ses réflexions soient accessibles au grand public.

La lettre ouverte est intitulée « Pour la défense de la liberté académique en Suisse ». La liberté de la science est un bien précieux et essentiel. À cet égard, il est important de comprendre ce que recouvre la liberté de la science et quelles en sont les limites.

Inscrite dans la Constitution, la liberté de la science protège le choix des objets de recherche, les méthodes employées, l’interprétation des résultats obtenus ainsi que leur communication. L’Université de Berne se porte en tout temps garante de la liberté de l’enseignement et de la recherche. Cette dernière est fondamentalement dans l’intérêt de l’Université et de la société et, à ce titre, doit être défendue à tout prix.

L’Université de Berne est attachée au débat et au dialogue large et ouvert. Dans ce contexte, elle appelle à la tolérance envers les opinions et les approches divergentes. Du point de vue de l’Université de Berne, personne ne doit faire l’objet d’attaques pour le simple fait de traiter un domaine de recherche, car la liberté de la recherche englobe aussi la liberté d’étudier des domaines très divers avec des méthodes scientifiques différentes.

Il est essentiel que toute activité académique se fonde sur la science. L’Université de Berne aspire à la diversité des perspectives et des méthodes s’inscrivant dans le cadre de la science. Le caractère scientifique de toutes les disciplines peut et doit être débattu et contesté. Cette démarche doit s’appliquer sur des standards et connaissances académiques et non sur des considérations morales ou des préférences politiques. C’est à l’aune de cette exigence que la science doit être jugée.

Les responsables politiques, les médias et la population tout comme les membres de l’Université eux-mêmes sont libres de débattre de la question de savoir où commence le positionnement normatif dans la science et où prend fin l’analyse scientifique. Il est du devoir de la science de prendre part à ce débat et d’exposer son point de vue en avançant des arguments scientifiquement fondés.

Par ailleurs, l’Université ne peut que constater que la représentation de certains éléments dans la lettre ouverte est partiale et occulte des faits. À ce propos, l’Université souhaite notamment souligner les points suivants :

L’enquête administrative menée à l’Université de Berne qui est évoquée n’a pas été lancée en raison du « positionnement critique de la science et de l’enseignement » ni du « climat sociopolitique ». Cette enquête a été ordonnée, car un enseignant de l’ISNO avait publié des posts inacceptables sur X en octobre 2023 et des reproches à l’encontre de la co-directrice de l’ISNO avaient été formulés par des membres de l’Université et des personnes extérieures à celle-ci. Une enquête administrative externe est une procédure juridiquement établie et éprouvée permettant de clarifier un incident intervenant au sein d’une institution en vue de disposer d’une base solide pour la suite à y donner.

L’Université prononce des sanctions en présence d’incidents concrets, de conclusions d’enquête consolidées et d’une appréciation juridique complète. L’enseignant mis en cause a été licencié en raison des posts inacceptables qu’il a publié. Personne n’a jamais été et ne sera jamais sanctionné sous la pression publique.

Sur la base des conclusions du rapport d’enquête administrative, la Direction de l’Université a décidé de dissoudre l’ISNO dans sa forme actuelle. Elle répond ainsi à la demande d’en élargir l’objet de recherche et d’enseignement, qui était auparavant très étroit, et de placer le domaine d'études dans un contexte plus large incluant la recherche, la langue et la perspective historique. La dissolution de l’ISNO n’entrave pas la science et l’enseignement, mais, au contraire, en élargit l’horizon et en renforce la diversité. D’ici la fin juin 2024, la Faculté présentera un rapport structurel sur la réorientation de l’Institut.

Les médias jouent un rôle important dans notre société. Leur indépendance et leur liberté doivent impérativement être respectées. L’Université ne peut et ne veut exercer aucune influence sur les articles et les contenus des médias. Il est en revanche de l’intérêt de l’Université et de sa mission que les travaux scientifiques bénéficient d’une visibilité et que les résultats de recherche et l’expertise scientifique soient partagés avec la société.

Cela est absolument souhaitable lorsque des scientifiques interviennent dans leur domaine de spécialisation en se référant à leurs résultats de recherche ou à leur expertise scientifique. L’Université de Berne encourage ses chercheuses et chercheurs en ce sens. L’Université elle-même répond à toutes les demandes des médias de manière claire, honnête et aussi transparente que possible et soutient ses chercheur·euse·s en cas d’incertitudes liées aux demandes de médias. Elle s’acquitte de son devoir d’assistance et soutient ses chercheuses et chercheurs dans la mesure du possible lorsque ceux-ci sont attaqués ou dénigrés de façon injustifiée, par exemple grâce au groupe de travail « Hate speech ».

Les opinions relatives à des débats ne relevant pas de la propre activité de recherche sont protégées par la liberté d’expression. En vertu de la loi sur le personnel du canton de Berne, les collaboratrices et collaborateurs de l’Université de Berne ont pour obligation de préserver les intérêts de l’Université. L’expression d’opinions personnelles doit être désignée comme telle. Les critiques à l’encontre de la société, de l’économie et de la politique doivent être scientifiquement fondées lorsqu’elles sont exprimées par des chercheur·euse·s dans leur rôle en tant que membres de l’Université. Les chercheuses et chercheurs doivent avoir conscience que les opinions personnelles qu’elles et ils expriment peuvent attirer l’attention des médias, notamment si elles et ils travaillent dans des domaines de recherche exposés.

Les chercheuses et chercheurs portent la responsabilité de leur activité scientifique et de l’exercice de la liberté de la science. Elles et ils agissent dans un cadre juridique large qui les protège. Elles et ils répondent également des résultats tirés de leur activité scientifique et de la communication afférente. Elles et ils signent de leur nom leurs résultats scientifiques et les opinions personnelles qu'elles et ils expriment. L’anonymat, notamment des professeur·e·s occupant des postes en contrats à durée indéterminée, n’est pas à la hauteur de cette responsabilité et crée un climat de méfiance.

En résumé :

L’Université de Berne n’observe aucune érosion de la liberté académique en son sein. La liberté de l’enseignement et de la recherche est en tout temps garantie à l’Université de Berne. Indispensable pour toute université, cette liberté telle qu’elle a été définie doit être protégée et défendue. Tous les collaboratrices et collaborateurs de l’Université doivent y prendre part.

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