Regionale Unterschiede für Forensik zentral

Berner Forschende haben Verwesungsvorgänge an Schweinekadavern untersucht, die in der Natur ausgelegt waren. Ein darauf basierend angepasstes forensisches Modell soll dabei helfen, den Todeszeitpunkt von Leichen in der Schweiz besser zu bestimmen.

07. März 2024

Von den verwesenden Kadavern werden Proben entnommen. Dieses Foto wurde automatisch von einer Kamerafalle erstellt und erhielt den ersten Preis des SNF-Bilderwettbewerbs 2022 unter der Rubrik «Die Frauen und Männer der Wissenschaft». Bild: Kamerafalle/ Lara Indra (Abt. Anthropologie, IRM, Uni Bern)

Ein toter Körper zersetzt sich mithilfe verschiedener Organismen wie Bakterien, Fliegen, Maden oder Käfern, was die Eingrenzung des Todeszeitraums von Leichen in der Forensik erschwert: je weiter fortgeschritten die Verwesung, desto schwieriger die Bestimmung des Todeszeitpunktes. Um die Berechnungen von Todeszeiträumen zu präzisieren, haben Forschende der Universität Bern die Kadaver von Hausschweinen unter kontrollierten Bedingungen untersucht und die Erkenntnisse mit einer ähnlichen Studie aus Südafrika verglichen. 

Lara Indra, Hauptautorin der Studie, bei der fotografischen Dokumentation eines Tierkadavers. Bild: Sandra Lösch (Abt. Anthropologie, IRM, Uni Bern)

Die Analyse der abweichenden Ergebnisse hat gezeigt, dass für Modelle zur Beurteilung von Verwesungsstufen regionale Unterschiede beachtet werden müssen. «Weil ebendiese Beurteilung den Grundstein für die Berechnung des Todeszeitraumes bildet, erhöht ein passendes Modell die Genauigkeiten markant», sagt Lara Indra von der Abteilung Anthropologie am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern, Hauptautorin der Studie. Regnerisches Wetter, spezifische Insektenarten oder Aasfresser wie Füchse bedingen die Unterschiede im Berner Versuch. Darauf basierend wurde von den Forschenden ein angepasstes Modell für die Schweiz entwickelt.  Neben kantonalen Behörden profitieren von genaueren Bestimmungswerten auch die Angehörigen von Hinterbliebenen: Sie erhalten genauere Informationen über das Schicksal ihrer vermissten Angehörigen.  

Link zur Medienmitteilung 

Link zu einem Fernsehbeitrag auf SRF Einstein zu Lara Indras Forschung 

Zur Person

© zvg

Lara Indra

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Rechtsmedizin (IRM), Abteilung Anthropologie, der Universität Bern. Ihre Forschungsschwerpunkte sind forensische Anthropologie und Archäologie sowie Taphonomie (Fossilationslehre) und postmortaler Tierfrass.

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