Ein «Merci» an die Tierpflegerinnen und Tierpfleger

Bei einem Frühstück an der Universität Bern tauschten sich Forschende und Tierpflegende aus. So soll der persönliche Kontakt intensiviert und die gegenseitige Wertschätzung der gemeinsamen Arbeit sichtbar werden.

Persönliches Kennenlernen statt Kommunikation über Mails und Computerprogramme: «Breakfast with the scientists» an der Vetsuisse-Fakultät.

Sie spielen bei Tierversuchen eine wichtige Rolle: Tierpflegerinnen und Tierpfleger, Tierärztinnen und Tierärzte, technische Fachpersonen und tiermedizinische Praxisassistentinnen und -assistenten. Sie sind unter anderem für die Zucht, Pflege und das Wohlergehen der Tiere in einem streng hygienischen und stark reglementierten Umfeld verantwortlich, führen Versuche durch, kümmern sich um kranke Tiere und dokumentieren akribisch deren Zustand. Sie arbeiten dafür eng mit den Forschenden zusammen. Dennoch bekommen sich beide Seiten selten zu Gesicht: die Kommunikation zwischen ihnen und Tierpflegenden erfolgt meistens per Mail oder über Einträge in einem gemeinsam genutzten Computerprogramm, zudem gelten in bestimmten Tierversuchsanlagen Zugangsbeschränkungen für Forschende.

Kennenlernen mit Fischtanks

«Wir alle haben im Alltag zu wenig Zeit, um persönlich zu interagieren», sagt Prof. Dr. Carsten Riether von der Universitätsklinik für Medizinische Onkologie des Inselspitals. Deshalb organisierte er zusammen mit PD Dr. met. vet. Alessandra Bergadano, Leiterin des Experimental Animal Center (EAC) der Universität Bern, Ende Januar ein «Breakfast with the scientists».

Reger Austausch am «Breakfast with the scientists».

An diesem Anlass kamen rund 50 Professorinnen und Professoren und Mitarbeitende aus Labor und Tierhaltung in der Human- und Veterinärmedizin an der Vetsuisse-Fakultät zusammen, um sich bei Kaffee und Gipfeli kennenzulernen und auszutauschen. Zu Beginn gab es eine Vorstellungsrunde, dann wurden angeregte Gespräche geführt, Forschungsprojekte präsentiert und Anschauungsmaterial wie Fischtanks gezeigt.

Prof. Dr. Carsten Riether (2. von rechts) bei der Präsentation eines Forschungsprojekts für eine Veterinärin und einen Tierpfleger.

Forschung braucht Tierpflege – und umgekehrt

Mit dem Anlass drückten die Forschenden den Tierpflegerinnen und Tierpflegern auch ihre Wertschätzung und ihren Dank aus, denn ohne ihre Arbeit wäre Forschung nicht möglich. «Tierpflegerinnen und Tierpfleger sowie Forscherinnen und Forscher sind aufeinander angewiesen», sagt Carsten Riether. Denn die Tierpflegenden sind in die Experimente eingebunden. «Wir können nur als Team funktionieren», so Riether. «Daher ist es wichtig, sich zu kennen – unter anderem, damit die Tierpflegenden wissen, welche Abläufe bei Experimenten von entscheidender Bedeutung sind.» Dies im Sinne von «Better Science»: ein faires, wertschätzendes und verantwortungsvolles Umfeld unter Hochschulangehörigen, das ihre Arbeit verbessert und zu wissenschaftlicher Exzellenz beiträgt.

Anouk Wey, Tierpflegerin (Experimental Animal Center), Irina Geiger, Tiermedizinische Praxisassistentin, Pawel Styczynski, Tiermedizinischer Praxisassistent (beide Theodor Kocher Institut).

Der direkte, persönliche Kontakt ist auch den Tierpflegenden ein Anliegen: «Mir ist wichtig, dass wir uns nicht nur mit unseren direkten Kolleginnen und Kollegen treffen, sondern auch mit den Forschenden. So verstehen wir besser, was der Zweck unserer Arbeit ist – und wir üben unsere Funktion nicht einfach ‹blind› aus», sagt Irina Geiger, tiermedizinische Praxisassistentin am Theodor Kocher-Institut der Universität Bern. Pawel Styczynski, ebenfalls tiermedizinischer Praxisassistent am Theodor Kocher-Institut, ergänzt: «Solche Treffen helfen uns, einander kennenzulernen und zu sehen, wer da am anderen Bildschirm sitzt. So können wir besser kommunizieren und effizienter arbeiten.»

Würdigung und Dank der Tierpflegenden an die Versuchstiere: «Mouse Memorial Wall» an der Vetsuisse-Fakultät.

Verstehen, wofür Tiere ihr Leben lassen

Ihre Tiere liegen den Tierpflegerinnen und Tierpfleger am Herzen, sie bauen eine Beziehung zu ihnen auf und wollen wissen, wozu ein Experiment mit den Tieren durchgeführt wird, und wofür diese in den meisten Fällen am Ende des Experiments ihr Leben lassen. Entsprechend verabschieden sich Tierpflegende von ihren Tieren und bedanken sich bei ihnen, etwa in Form einer «Mouse Memorial Wall» an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern. Hier erhält jede kleine Gruppe von Mäusen, die nach einem Versuch euthanasiert werden müssen, von den Tierpflegenden ein Post-it-Herz.

Dr. Isabelle Desbaillets, Tierschutzbeauftragte und Leiterin des Animal Welfare Office der Universität Bern

«Ein solcher Dank an die Tiere, als auch ein Dank und respektvoller Umgang unter Mitarbeitenden, sind beides Beispiele der ‹Culture of Care›, die das Wohlergehen der Versuchstiere und der Menschen, die mit ihnen arbeiten, fördert», sagt Isabelle Desbaillets, Tierschutzbeauftragte und Leiterin des Animal Welfare Office der Universität Bern. Der nächste Anlass in dieser Form ist darum für nächstes Jahr schon in Planung.

«Culture of Care»

Die Universität Bern ist Teil des Schweizer Arbeitsgruppe Culture of Care, die sich verpflichtet, einen respektvollen Umgang mit Tieren und Mitarbeitenden zu fördern. 2023 unterzeichnete die Universität Bern die Schweizerische «Culture of Care Charta» des Schweizerischen 3R-Kompetenzzentrums (3RCC). Sie soll praktische Anregungen für Schritte und Massnahmen liefern, um die CoC aktiv in die tägliche Forschungsarbeit einzubringen. Diese ist im 3R-Prinzip verwurzelt. Der Beitritt zur CoC-Charta ist eine offizielle Anerkennung, dass die Universität Bern ihr Bestes tun wird, um die 3R-Grundsätze über die gesetzlichen Anforderungen hinaus anzuwenden. Finanziell unterstützt von der Universitätsleitung werden unter anderem Rehoming-Projekte, oder Einführungskurse in Versuchstierkunde für Forschende, die mit Tieren arbeiten. Bei Rehoming-Projekten werden Versuchstiere, die nicht mehr für Experimente verwendet werden, an Tierschutzorganisationen übergeben, damit diese sie an private Tierhalterinnen und Tierhalter vermitteln. Der Bericht dazu findet sich hier.

Das Experimental Animal Center (EAC) der Universität Bern hat die Culture of Care als strategisches Ziel und deren Leiterin, PD Dr med. vet. Alessandra Bergadano, hat die Charta mitentwickelt. Zur «Culture of Care» gehört auch, sich bei denjenigen Mitarbeitenden zu bedanken, die mit Tieren arbeiten, Versuche durchführen und gute Forschung erst ermöglichen. Dies haben Forschende im Januar mit einem «Breakfast with the scientists» getan: Professorinnen und Professoren luden Tierpflegende und Labormitarbeitende zum gemeinsamen Frühstück und Austausch ein. Organisiert wurde das Frühstück von PD Dr. med. vet. Alessandra Bergadano, Leiterin des Experimental Animal Center (EAC), und Prof. Dr. Carsten Riether von der Universitätsklinik für Medizinische Onkologie der Universität Bern.

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