Eine Frage an Thomas Nevian
Unterscheiden sich Frauen- und Männergehirne?
Neurophysiologe Thomas Nevian kennt den aktuellen Stand der Wissenschaft zu dieser Frage.

Dies ist eine offene Frage. Genetisch und hormonell bedingt gibt es kleine anatomische Unterschiede in Grösse und Struktur sowie physiologische Differenzen in der Arbeitsweise des Gehirns, z. B. bei der funktionellen Verbindung der Hirnareale oder Proteinexpression. Daraus ergeben sich unterschiedliche Aktivitätsmuster und physiologische Prozesse bei der neuronalen Verarbeitung, die geschlechtsspezifisches Verhalten bedingen können, aber weder dem weiblichen noch männlichen Gehirn einen kognitiven Vorteil bringen.
Bei krankhaften Vorgängen im Gehirn zeigen sich zusammen mit psychosozialen Aspekten deutlichere Unterschiede. So leiden Frauen häufiger an Angststörungen, Depressionen und chronischen Schmerzen, Männer an Parkinson, Aufmerksamkeitsdefiziten und Schizophrenie. Neurologische Forschung, die das Geschlecht berücksichtigt, ist daher entscheidend für effektivere Therapien.
Zur Person
Thomas Nevian
ist Professor für Neurophysiologie und Leiter der Gruppe «Neuronale Plastizität» an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern. Er untersucht, wie Nervenzellen lernen und wie sich das Gehirn bei Krankheiten verändert, wobei ein Schwerpunkt auf der Entwicklung von chronischen Schmerzen liegt.
Magazin uniFOKUS

«Frauen in der Wissenschaft»
Dieser Artikel erschien erstmals in uniFOKUS, dem Printmagazin der Universität Bern. uniFOKUS beleuchtet viermal pro Jahr einen thematischen Schwerpunkt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aktuelles Fokusthema: «Frauen in der Wissenschaft»
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